Version 3 / 5 vom 29. August 2021 um 23:48:58 von Erwin Rennwald
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in Europa nicht etabliert: Verschleppung von Einzeltieren nach GB und ES
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Inhalt

2. Biologie

2.1. Nahrung der Raupe

Die Raupe ist hochgradig polyphag. Angaben beziehen sich meist auf landwirtschaftliche Kulturen, in denen die Raupen durch massiven Blattfraß schädlich wurden. Die EFSA (2020) beginnt ihr Abstract mit: „The EFSA Panel on Plant Health performed a pest categorisation of Helicoverpa zea (Lepidoptera:Noctuidae) (American cotton bollworm, corn earworm) for the EU. H. zea is a polyphagous species that feeds on over 100 plant species. The crops most frequently recorded as host plants are maize, sorghum, cotton, beans, peas, chickpeas, tomatoes, aubergines, peppers and, to a lesser extent, clover, okra, cabbages, lettuces, strawberries, tobacco, sunflowers, cucurbits and ornamentals. H. zea preferentially feeds on flowers and fruits of the host. Eggs are laid mostly on maize silks. Larvae feed on the silks and kernels.” Nicht alle diese Raupenbestimmungen dürften richtig gewesen sein, die aallermeisten der aufgelisteten Pflanzen dürften aber auch tatsächlich genutzt werden.

Schon Boddie (1850) meldet in seiner Erstbeschreibung aus den USA: „“[…] This is decidedly the most destructive insect that feeds upon the cotton plant in this climate. Insects of some sort prey upon almost every species of the vegetable kingdom, and we must learn the habits and natural history of insects, if we wish to discover the most effectual remedies to prevent their depredations. This insect is an anomaly in the natural history of insects, for it is much more destructive to the plant, cotton (gossypium.), for which it was never made, than to the one to which it naturally belongs, corn (zea mays.) If I am right in my supposition, this insect is the caterpillar we find in the end of ears of corn, eating the silk, and some little of the corn. This insect is at the North as well as at the South – in fact, it is wherever the corn grows, and will never depredate upon the cotton plant, unless through necessity. […]”.

3. Weitere Informationen

3.1. Andere Kombinationen

3.2. Taxonomie und Faunistik

Helicoverpa armigera gilt als weltweit größter Schädling an Baumwolle und vielen anderen Kulturpflanzen. Ältere Meldungen jener Art aus Amerika betreffen meist die äußerlich nicht zu unterscheidende, lange als Synonym geführte Helicoverpa zea, die H. armigera ursprünglich in Amerika ersetzte (später wurde dort auch H. armigera eingeschleppt!). H. zea ist insbesondere in den tropischen und subtropischen Ländern Amerikas weit verbreitet und gilt dort als gefürchteter Schädling, so dass es hierüber eine umfangreiche Literatur gibt – doch wird dort teilweise nicht zwischen H. zea, eingeschleppten H. armigera und der insbesondere in Argentinien gefürchteten (und in Europa überraschenderweise noch nicht nachgewiesenen) Helicoverpa gelotopoeon unterschieden. Die Verbreitungskarte und die Länderübersicht in der Arbeit der EFSA (2020) dürften weitestgehend stimmen.

Schon Boddie (1850) meldete „Phalaena zea“ in seiner Erstbeschreibung als Schädling an Mais, vor allem aber an Baumwolle in großen Teilen der USA. Leider sind nicht alle Angaben späterer Autoren aus der Pflanzenschutz-Literatur aus Amerika eindeutig dieser Art zuzuordnen, doch es ist klar, dass die Art in nahezu allen Staaten Amerikas vorkommen sollte, außerhalb der Tropen und Subtropen nur als mehr oder weniger regelmäßiger Zuwanderer.

Carrillo et al. (1988) studierten die Phänologie der Art in zwei Regionen Chiles.

Murua et al. (2016: 2) berichten über die Bestimmungsschwierigkeiten in Argentinien: “A further complication is distinguishing between H. armigera and the native H. zea (North and South America), since the latter is estimated to have diverged from the former only approximately 1.5–2 million years ago, and the same pheromone compounds, although in different concentrations, are found in both species (Pogue 2004, Witzgall et al. 2004, Behere et al. 2007). Thus, males of both species are attracted to sex pheromone lures released by females of both species in the field. Yet another complication is the fact that H. armigera and H. zea have been shown to hybridize in the laboratory and could well be doing the same in the field (Hardwick 1965, Laster and Hardee 1995, Laster and Sheng 1995).” Immerhin beim Barcoding sind H. armigera und H. zea klar getrennt. Auch Barbosa et al. (2016) weisen darauf hin, dass sich H. armigera seit wenigen Jahren in Amerika etabliert und dabei die Schädlichkeit von H. zea für die Landwirtschaft übertrifft.

Vives Moreno (2014: 659, 809 [Anmerkung 1224]) meldet zu Spanien: „Especie descubierta en España, concretamente en la provincia de Vizcaya (Bilbao), originaria de una importacíon de madera de los Estados Unidos (Misouri), donde nosotros hemos podido estudiar una hembra. Es importante estudiar esta especie y verificar si se ha producido su establecimiento en España, antes de considerarla como presente en nuestra fauna.”

Auf der [Artseite der CABI.org (abgefragt 29. August 2021)] heißt es zu Großbritannien: "Air-freight transportation of agricultural produce from the New World to Europe is an ever increasing commercial enterprise, especially with vegetables and ornamentals. Almost every year, caterpillars of H. zea are intercepted on this produce in the UK (Seymour, 1978)."

EFSA Panel on Plant Health (2020) nimmt für Europa eine gründliche “Pest categorisation of Helicoverpa zea“ vor. Für Europa wichtig ist dort “Appendix B – Interceptions of Helicoverpa zea in the EU since 1995 according to Europhyt database (accessed on 7/4/2020)”. Wie bei dieser Organisation üblich werden zwar die (angeblichen) Herkunftsländer genannt, nicht aber die Orte (oder auch nur die Länder) in Europa, an denen der Nachweis gelang. Für H. zea umfasst die Liste 35 Einträge in 25 Jahren, davon 17 in den letzten 5 Jahren. Herkunftsländer waren vor allem Ecuador und Mexico (mit je 7 Einträgen in 4 bzw. 5 unterschiedlichen Jahren), Dominikanische Republik und Guatemala (mit je 3 Einträgen aus 3 verschiedenen Jahren, Peru und Kolumbien (je 2 Einträge aus 2 Jahren) und einzeln Barbados, Puerto Rico, Surinam, USA; dazu kommen noch je eine Meldung aus China und Marokko, die nahezu sicher falsch sein dürften (ob hinsichtlich der Bestimmung oder hinsichtlich der Herkunftsländer muss offen bleiben. Fest steht nur, dass die Art keineswegs nur ganz ausnahmsweise von Amerika nach Europa verschleppt wird.

(Autor: Erwin Rennwald)

3.3. Literatur