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Falter
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Weibchen
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Geschlecht nicht bestimmt

2.2. Genitalien

2.2.1. Männchen
2.2.2. Weibchen

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Orobanchaceae:] Odontites vernus (Frühblühender Zahntrost)
  • [Orobanchaceae:] Odontites vernus agg. [= Pedicularis odontites, Euphrasia odontites] (Zahntrost)
  • [Orobanchaceae:] Rhinanthus minor (Kleiner Klappertopf)
  • [Orobanchaceae:] Rhinanthus sp. [= Alectorolophus sp.] (Klappertopf)
  • [Orobanchaceae:] Euphrasia vulgaris agg. ? (Gewöhnlicher Augentrost ?)
  • [Orobanchaceae:] Euphrasia sp. ? (Augentrost ?)
  • [Alismataceae:] Sagittaria trifolia (Chinesisches Pfeilkraut)
  • [Alismataceae:] Sagittaria sagittifolia ? (Pfeilkraut ?)
  • [Alismataceae:] Alisma plantago-aquatica ??? (Gewöhnlicher Froschlöffel ???)
  • [Butomaceae:] Butomus umbellatus ?? (Schwanenblume ??)
  • [Gentianaceae:] Gentiana lutea ??? (Gelber Enzian ???)
  • [Asteraceae:] Solidago virgaurea ??? (Echte Goldrute ???)

G. permixtana lebt als Raupe in Samenkapseln von Zahntrost (Odontites), seltener Klappertopf (Rhinanthus) und eventuell gelegentlich noch Augentrost (Euphrasia). Alle anderen durch die Literatur geisternden Angaben zu Pflanzen aus anderen Familien sind nachweislich oder doch sehr wahrscheinlich falsch!

Kennel (1913: 282) hatte zu "Phalonia mussehliana Tr." noch eine wilde Liste geliefert: "Die Raupe ist schmutzig bräunlichweiß, der Kopf hell gelbbraun; sie lebt vom September bis April, dann wieder im Juni bis Juli in Blüten, Samen und Stengeln von Rhinanthus, Butomus umbellatus, Pedicularis, Euphrasia, Gentiana lutea, Alisma plantago."

Schütze (1931) schreibt zur Raupe: "In zwei Generationen in den Samen von Pedicularis, sich zur Verpuppung gern in den Stängel einfressend, dann in Gespinströhre zwischen Blüten und Samen von Euphrasia odontites [Odontites vernus agg., hier wohl Odontites vulgaris] und Rhinanthus minierend (Stange). Auf meiner Fundstelle wächst keine dieser Pflanzen, die Raupe wird also wohl an der dort häufigen Euphrasia officinalis leben (Schütze)." Nahrungspflanzen wären demnach einzig Arten der Familie Orobanchaceae und dort Verteter der Tribus Rhinantheae.

Bei Razowski (2001: 39) liest sich das ganz anders: "Bl[üten], Sa[men], St[ängel]; Alectorolophus Pedicularis (Scrophulariaceae), Gentiana lutea (Gentianaceae), Solidago virgaurea (Asteraceae), Alisma plantago-aquatica (Alismataceae), Butomus umbellatus (Butomaceae)."

Und nun? Beavan & Heckford (2012) berichten über ihre "Discovery of the larva of Gynnidomorpha permixtana ([Denis & Schiffermüller], 1775) (Lepidoptera: Tortricidae) in the British Isles", und sie sichten und bewerten dabei auch die Literatur in vorbildlicher Weise. Und wo fanden sie ihre Raupen? Stets in den Samenkapseln von Odontites vernus and Rhinanthus minor - also so wie es schon bei Schütze (19931) stand!

Und die Arten aus ganz anderen Pflanzenfamilien?

Was ist mit Alisma? Beavan & Heckford (2012) kommentieren: "Stainton (1861: 126) was the first to provide information on the biology, from mainland Europe, in the British literature. In what he describes as “Extracts from Kaltenbach’s ‘vegetable-feeding insects’ ” he records that Kaltenbach states that, ‘The larva of C. [Cochylis] Mussehliana feeds on the pith of the stem of Alisma Plantago ...’". Als Kaltenbach (1856: 191-192) diese Meldung aufstellte, war Gynnidomorpha alismana noch gar nicht beschrieben - seine Verwechslung war also verzeihlich und wurde eigentlich auch schon bald ausgeräumt.

Und Sagittaria und Butomus? Beides sah lange nach reinen Phantasiegebilden aus: Beavan & Heckford (2012) erforschten: "Barrett (1905: 295–297) states that the history of the larva was ‘involved in obscurity’ and critically reviews certain foodplants cited in mainland European literature. He records that Kaltenbach stated that he had reared it from Sagittaria sagittifolia L. and that Stange had reared it from Butomus umbellatus L. We have been unable to trace where Kaltenbach states that he had reared the species from Sagittaria sagittifolia. He published a series of papers in Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins der Preussischen Rheinlande und Westphalens entitled ‘Die deutschen Phytophagen aus der Klasse der Inseckten’ on plant-feeding insects, arranged alphabetically by plant genera. Kaltenbach’s Die Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insekten was published in 1874. He includes ‘Sagittaria’ in both works but does not mention the species feeding on Sagittaria. Barrett goes on to observe that it is reasonable to conclude that the same species might feed on the closely allied plants, Sagittaria sagittifolia and Butomus umbellatus, but that he had no idea what that species might be. He comments that neither plant occurred where he had found the moth in south Wales, nor was the moth known to have occurred in any place suitable for these water-plants." Wichtig: Stange (1900) hat die Meldung zur Schwanenblume von Stange (1869) nicht mehr wiederholt, sondern jetzt "Pedicularis" und "Euphrasia" angeführt, also Odontites vernus agg. Schütze (1931) hatte die richtige und nicht die uralte Falschmeldung übernommen.

Farahpour-Haghani et al. (2014) überraschten dann mit ihrem Aufsatz "The biology of Gynnidomorpha permixtana (Lepidoptera, Tortricidae) on Sagittaria trifolia L. (Alismataceae) in paddy fields in Iran." Und darin zeigte sich, dass jenes Pfeilkraut nicht nur ausnahmsweise, sondern im Iran doch recht regelmäßig genutzt wird, so dass man bei der Suche nach der Art einfach nur auf Früchte mit dem entsprechenden Schadbild schauen muss. - Interessanterweise wurden an dabei stehenden Alisma-Pflanzen keine Raupen oder Raupenspuren gefunden.

Weitere Überraschungen sind nicht ausgeschlossen.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Literatur

  • Beavan, S. D. & R. J. Heckford (2012): Discovery of the larva of Gynnidomorpha permixtana ([Denis & Schiffermüller], 1775) (Lepidoptera: Tortricidae) in the British Isles and a consideration of the species' distribution there. — Entomologist's Gazette 63: 69-83 [PDF auf devonmoths.org.uk].
  • Erstbeschreibung: [Denis, M. & J. I. Schiffermüller] (1775): Ankündung eines systematischen Werkes von den Schmetterlingen der Wienergegend herausgegeben von einigen Lehrern am k. k. Theresianum. 1-323, pl. I a+b, Frontispiz. Wien (Augustin Bernardi). — Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München: [129].
  • Farahpour-Haghani, A., Yaghoubi, B., Majidi-Shilsar, F., Davatghar, N. & L. Aarvik (2014): The biology of Gynnidomorpha permixtana (Lepidoptera, Tortricidae) on Sagittaria trifolia L. (Alismataceae) in paddy fields in Iran. — Nota Lepidopterologica, 37(2): 113-121. [PDF auf zobodat.at]
  • Kaltenbach, J.H. (1856): Die deutschen Phytophagen aus der Klasse der Insekten, oder Versuch einer Zusammenstellung der auf Deutschlands Pflanzen beobachteten Bewohner und deren Feinde. — Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins der Preussischen Rheinlande und Westphalens, 13: 165–256. [PDF auf zobodat.at]
  • Kennel, J. (1908-1921): Die Palaearktischen Tortriciden. Eine monographische Darstellung. — Zoologica, 21 (54): 1-546. [PDF auf zobodat.at]
  • Razowski, J. (2001): Die Tortriciden (Lepidoptera, Tortricidae) Mitteleuropas. Bestimmung - Verbreitung - Flugstandort - Lebensweise der Raupen. — 319 S.; Bratislava.
  • [SCHÜTZE (1931): 173]
  • Stange, A. (1869): Verzeichniss der Schmetterlinge der Umgegend von Halle an der Saale. — iv, 108 pp. Leipzig. [Sekundärzitat]
  • Stange, A. (1900): Die Pyralidinen, Tortricinen, Micropteryginen, Pterophorinen, Alucitinen der Umgegend von Friedland i. Mecklb. — Wissenschaftliche Beilage zu dem Programm des Gymnasiums zu Friedland i. Meckl 1900: 1–50. [Sekundärzitat]