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Falter
Kopula
Männchen
Männchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Kopula

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Ssp. obscurior (Staudinger, 1892)

2.2.1. Männchen

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Rosaceae:] Fragaria viridis (Hügel-Erdbeere)

Lange stand hier meine Zeile: "Anscheinend noch unbekannt! Die durch die Literatur geisternde Angabe "Potentilla" dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit auf Verwechslung mit einer Pyrgus-Raupe beruhen. Vermutlich ist auch die Raupe dieser Art auf Vertretern der Gattung Phlomis zu suchen." Wie sich herausstellen sollte, hatte ich mich mit Letzterem verschätzt.

Die alte Angabe zu "Potentilla" geht auf Rothschild (1914: 8) zurück. Dieser hatte in seinem kurzen Aufsatz "Notes on the life-histories of Hesperia tessellum and H. cribrellum" berichtet: "Herrn Hermann Rangnow, when recently collecting in the Ural Mountains, was fortunate enough to discover the larvae and food-planzts of the above-named insects, and has permitted me to record his observations in this Journal." Während zu M. tessellum eine ausführliche Raupenbeschreibung und die Meldung an Phlomis tuberosa folgte, wurde F. cribrellum sehr knapp abgehandelt: "The larva of this species is indistinguishable from that of H. carthami var. moeschleri, and lives spun up among the leaves of a species of Potentilla. The caterpillar is full-fed in May, and the imago emerges at the beginning of June."

Die Angabe "Potentilla" findet sich zwar noch oft in der Literatur, aber sie scheint ganz auf diese eine Quelle zurückzugehen. Da Wagner & Kolev (2019) später feststellen, dass sich die Raupen von F. cribrellum und Pyrgus carthami an sich gut unterscheiden lassen, wird die alte Meldung noch unsicherer als sie es ohnehin schon war.

Wagner & Kolev (2019) hatten das große Glück, im Westen von Bulgarien ein Weibchen bei der Eiablage beobachten zu können - und es legte nicht an Phlomis (Lamiaceae) ab, sondern an Fragaria viridis (Rosaceae)! Die anschließende Suche erbrachte ca. 40 Eier und 15 Jungraupen (L1/L2) an Fragaria viridis. Absuche von Potentilla cinerea, P. recta und P. argentea erbrachten nur Eier und Raupen von Pyrgus carthami und P. malvae. Wagner & Kolev (2019) waren sich damit sicher, mit Fragaria viridis zumindest für diesen Fundort die wichtigste, wenn nicht einzige Raupennahrungspflanze gefunden zu haben. Da sie ihre Raupen in der Zucht aber auch mit Potentilla neumanniana füttern konnten, wollen sie die Nutzung weiterer Rosaceen auch in der Natur nicht ganz ausschließen.

Davkov & Mérit (2018) beobachteten zwar weder eine Eiablage, noch fanden sie Raupen, aber sie melden einen dringenden Verdacht an: "Probable larval host-plant - As initially suspected (Davkov & Mérit, 2017), M. cribrellum inexpectata ssp. nova occurrence correlates with the presence of the endemic Potentilla deorum, Boiss. & Heldr., 1856, that grows in abundance from 2250 m - 2450 m on the steep rocky slopes of the Mt Olympus. It is almost certain that M. cribrellum larva uses it as a food-plant (Fig. 29-32)." Noch vager wird ihr Verdacht für den Mt. Oeta: "During the collecting trip on Mt Oeta (21-July-2017, at 1800 m), no Muschampia cribrellum was seen. It is likely that the species can be found at higher elevations, on the steep rocky slopes in a similar habitats to that of the Mt Olympus, where grow several Potentilla species which would be its larval food plant (speciosa Willd., 1799 and the endemic kionaea, Halácsy, Fig. 16 1888)."

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

„das kleine Sieb.“

Spuler 1 (1908: 75L)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Unterarten

4.4. Nomenklatur

Hesselbarth et al. (1995:210) verweisen “Syrichtus” (in der Fauna Europaea fälschlicherweise “Syrichthus”) in die Synonymie: „Die Anwendung des Gattungsnamens Syrichtus Boisduval, [1834] auf die unter dem Gattungsnamen Muschampia Tutt, 1906 zusammengefasste Artengruppe ist nicht möglich, da der Name Syrichtus Boisduval, [1834] ein jüngeres objektives Synonym von Carcharodus Hübner, [1819] darstellt“. Mit Malve als Raupennahrung wird klar, dass Carcharodus alceae hier Typusart wäre. Zhang et al. (2020) nehmen die Art aus genetischen Gründen aus der Gattung Muschampia heraus und überführen sie (als einzige Art) in die von Tutt (1906) für diese Art aufgestellte Gattung Favria. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass F. cribrellum auch hinsichtlich der Nahrungspflanze ihrer Raupe hier ganz aus dem Raster der Carcharodus- und Muschampia-Arten herausfällt.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.5. Verbreitung

Die Art wurde aus dem "Südural und Wolgagebiet" beschrieben und tritt in Europa nur in dessen Osten auf. Kolev (2003) liefert den Erstnachweis für Bulgarien anhand von 2 etwas dubiosen Belegexemplaren mit Etiketten: "Burgas, 10.8.[19]74, S[evar]. Zagorchinov [leg.]" Nach seinen Angaben liegt dieser Ort rund 500 km von den nächsten, ebenso verinselten Vorkommen der Art entfernt. Er stellt die Angaben der weiteren Region zusammen: "Its westernmost localities are found in E Hungary (Tolman & Lewington 1997; Tolman 2001), W Romania: several localities in Transylvania (e.g. Lorkoviæ 1983; Tolman & Lewington 1997; Kudrna 2002), and Republic of Macedonia: Suva Planina SW of Skopje (Lorkoviæ 1983; Schaider & Jakšiæ 1989) and the gorge of Treska river W of Mt. Jakupica (Schaider & Jakšiæ 1989). These, within all probability relict, localities are widely separated from each other as well as from the main range of the species, which comprises the steppe zone of Eurasia from Ukraine and European Russia to the basin of Amur river (Korshunov & Gorbunov 1995; Gorbunov 2001)." Tshikolovets (2011) Karte zeigt westlich der Krim ebenfalls nur wenige kleine Arealflecken im östlichen Ungarn, in Rumänien, Mazedonien und (im Text nicht erwähnt) Bulgarien. Nach ihm reicht das Areal ostwärts durch das gemäßigte Asien bis in die Mongolei und den Norden Chinas.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.6. Literatur