Version 27 / 30 vom 28. April 2023 um 20:41:00 von Erwin Rennwald
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Geschlecht nicht bestimmt
Erstbeschreibung
Inhalt

2. Diagnose

2.1. Geschlecht nicht bestimmt

2.2. Erstbeschreibung

Zwei Jahre später hierzu erschienene Abbildungen

Nedoshivina (2007) bildet im Rahmen ihrer Lectotypus-Festlegung des Synonyms Tortrix insequana Eversmann, 1844 ein Faltermännchen (97 fig. 12) und dessen Genitalien (103, fig. 38) ab [PDF auf soceurlep.eu].

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Asteraceae:] Jurinea cyanoides ? [= Jurinea pollichii, Serratula cyanoides ?] (Sand-Silberscharte ?)

Jurinea cyanoides scheint die einzige in der Literatur genannte Nahrungspflanze dieser Art zu sein. Die Angabe ist sehr plausibel, aber sie ist sehr schlecht belegt und die Raupe offensichtlich unbeschrieben. Schütze (1931) hatte dazu noch vorsichtig formuliert: "Eppelsheim soll den Falter an Jurinea cyanoides erzogen haben (Rössler)".

Eppelsheim (1890: 55) selbst schrieb dazu: "Conchylis Parreyssiana. Vor etwa 12 Jahren heimste ich Ende Juni eine Anzahl Säcke der Coleoph. serratulella und odorariella ein, die ich bei Bickenbach an der Bergstraße an Jurinea Pollichii (Serratula cyanoides) gefunden hatte und nahm noch einige Nahrungspflanzen mit der Wurzel als Futter mit; 8 Tage darauf saß in dem Topfe ein frisch entwickeltes Exemplar dieser schönen Art. Wiewohl ich nun später bei Friedrichsfeld (zwischen Mannheim und Heidelberg) wo die Nahrungspflanze in Masse wächst und der Falter nicht selten von ihr aufgescheucht wird, zu den verschiedensten Jahreszeiten nach der Raupe suchte, in den Wurzeln, Blüthen, Samen und Stengeln, gelang es mir doch niemals, die Raupe aufzufinden." Er hatte die Raupe also selbst auch nicht zu sehen bekommen.

Disqué (1905: 254) suchte natürlich ebenfalls nach dieser Raupe, allerdings erfolglos: "Dieser schöne Wickler ist in dem benachbarten Friedrichsfeld (Bahnstation zwischen Heidelberg und Mannheim) gar nicht selten. Griebel und ich haben einmal in einem Mittag einige 40 tadellose Falter erbeutet. Trotzdem ist über die R. noch wenig bekannt. Auf dem sandigen Boden wächst zahlreich Jurinea pollichii und haben Eppelsheim wie auch Bischoff-Carlsruhe je einen Falter aus Jurineapflanzen, die sie als Futter für andere daran lebende R. (Coleoph. odorariella und serratulella) mit nach Hause genommen hatten, erzogen, ohne die R. bemerkt zu haben. Aus Eiern erhaltene R. nahmen aber die in Töpfe gepflanzte Jurinea nicht an und gingen zu Grunde. Die R. waren unter Vergrösserung betrachtet, weisslich wie R. von zoegana. Andere an der Fundstelle wachsende Pflanzen wie Helianthemum vulgare und Thymus serpyllum wurden ebenfalls verschmäht. Sorgfältige, zu verschiedenen Jahreszeiten unternommene Untersuchung der Wurzel und Stengel von Jurinea führte auch zu keinem Ziel."

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Faunistik

"This name has been treated as a synonym of Eugnosta hydrargyrana (Eversmann, 1842) until it was given rank as species (Nedoshivina, S.V. 2007)." [Fauna Europaea (Fauna Europaea Web Service. Last update 22 December 2009. Version 2.1. Available online at [http://fauna.naturkundemuseum-berlin.de])]. Alle Angaben zu "E. hydrargyrana" aus Mitteleuropa betreffen Eugnosta parreyssiana.

Gaedike & Heinicke (1999) hatten die Art aus Deutschland nur mit Altangaben aus Baden-Württemberg angeführt, Gaedike et al. (2017: 54, 166) nannten zusätzlich noch Rheinland-Pfalz, aber ebenfalls nur mit Altangaben und erläuterten: "Unter der Bezeichnung Conchylis parreyssiana Dup." wurde die Art von Reutti (1898) auch für BW gemeldet Hausenblas in litt.). Erstfund für RP siehe Graf et al. (2002)." Hessen fehlte auch in dieser Auflistung.

Die älteste Angabe für Deutschland stammt aus Hessen und findet sich bei Rössler (1866: 403), wo es heißt: "Conchylis Parreyssiana Dup. Mitte Juni 1843 einmal in Eberstadt gefunden. Mit "Eberstadt" war hier sicher Darmstadt-Eberstadt gemeint, wo es auch heute noch Sandflächen mit Restvorkommen von Jurinea cyanoides gibt.

Einige Jahrzehnte später meldet Eppelsheim (1890: 55) aus dem nur ca. 5 km entfernten Bickenbach: "Conchylis Parreyssiana. Vor etwa 12 Jahren heimste ich Ende Juni eine Anzahl Säcke der Coleoph. serratulella und odorariella ein, die ich bei Bickenbach an der Bergstraße an Jurinea Pollichii (Serratula cyanoides) gefunden hatte und nahm noch einige Nahrungspflanzen mit der Wurzel als Futter mit; 8 Tage darauf saß in dem Topfe ein frisch entwickeltes Exemplar dieser schönen Art." Bickenbach liegt im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg, die einzige Angabe der Art für Hessen ist damit auf das Jahr 1878 (oder geringfügig früher oder später) zu terminieren. Die beiden hessischen Funde liegen also räumlich sehr nahe beisammen und zeitlich ca. 35 Jahre voneinander getrennt.

Die älteste schriftliche Angabe zu Baden-Württemberg scheint von Eppelsheim (1890: 55), der nach seiner Hessen-Meldung weiter schrieb: "[...] Wiewohl ich nun später bei Friedrichsfeld (zwischen Mannheim und Heidelberg) wo die Nahrungspflanze in Masse wächst und der Falter nicht selten von ihr aufgescheucht wird, zu den verschiedensten Jahreszeiten nach der Raupe suchte [...], gelang es mir doch niemals, die Raupe aufzufinden." Bei Mannheim-Friedrichsfeld wurde der Falter zwischen 1878 und 1890 demnach in größerer Anzahl gefunden. Dies bestätigte auch Reutti (1898: 213) mit seiner Formulierung: "Auf dem Sandfelde zwischen Heidelberg - Schwetzingen - Mannheim, besonders häufig bei Friedrichsfeld, von Mai bis August, doch kaum in doppelter Generation." Disqué (1905: 254) bestätigte, dass der Falter hier ziemlich häufig flog.

Eppelsheim schaute auch nach seiner Publikation von 1890 nach dieser Art. Der Erstnachweis für Rheinland-Pfalz geht demnach wahrscheinlich auch auf ihn zurück. Graf et al. (2002) melden jedenfalls einen Falter von ihm von 1896: "4280 Eugnosta hydrargyrana parreyssiana (Duponchel, 1843): 1♀ Pfalz, [18]96, Eppelsh[ei]m, coll. Starke , MTD; l♂ Pfalz, [ohne Datum], coll. Möbius, MTD. Erstnachweis für Rheinland-Pfalz." Auch Reutti (1898: 213) - der mit Eppelsheim in Verbindung stand - nennt die Pfalz bereits als Nachbargebiet zu Baden mit Vorkommen der Art.

Griebel (1910: 26) - der 1891 in die Region zog und bis 1907 in Speyer wohnte - meldete kurz danach eigene Falterfunde aus der Pfalz - vielleicht von der gleichen Fundstelle, wahrscheinlicher aber von einer anderen im gleichen Naturraum. Unter Euxanthis parreyssiana Dup. ist bei ihm zu lesen: "Einige Falter habe ich bei Maxdorf gefangen, im Juni. Die Raupe ist unbekannt." Maxdorf liegt im Rhein-Pfalz-Kreis, einige westlich von Ludwigshafen, also noch in der Rheinebene. Maxdorf liegt ca. 20 km westlich von Mannheim-Friedrichsfeld, Bickenbach ca. 36 km nördlich davon, Darmstadt-Eberstadt weitere ca. 5 km nördlicher. Jurinea cyanoides war damals in diesem gesamten Raum noch weit verbreitet und teilweise ausgesprochen häufig.

Meldungen nach 1910 scheint es aus Deutschland nicht mehr zu geben - Restvorkommen von Jurinea cyanoides sind aber in der Region noch in allen drei Bundesländern zu finden, so dass eine gezielte Nachsuche nicht zwangsläufig erfolglos verlaufen müsste.

Huemer (2013) führt die Art für Österreich nur für Niederösterreich und Wien an - zeitliche Angaben werden dabei nicht gemacht.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Publikationsjahr der Erstbeschreibung

Woodward (1922: 380) [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org] teilt die Publikationsjahre des Bandes mit: 1-112 (mit ?) und pl. 51-56 1842, 113-480 (mit ?) und pl. 57-72 1843, 481-[555] (mit ?) und pl. 73-80 1844, pl. 81-90 1845.

(Autor: Jürgen Rodeland)

4.5. Literatur

  • Disqué, H. (1905): Die Tortriciden-Raupen der Pfalz. — Deutsche Entomologische Zeitschrift "Iris" 17: 209-256. [PDF auf zobodat.at]
  • Erstbeschreibung: Duponchel, P.-A.-J. (1842-[1845]): Histoire naturelle des lépidoptères ou papillons de France. Supplément aux tomes quatrième et suivants: 1-554, [555], pl. LI-XC. Paris (Méquignon-Marvis).
  • Eppelsheim, F. (1890): Microlepidopterologische Beobachtungen. — Entomologische Zeitung, Stettin, 51: 53-56. [PDF auf zobodat.at]
  • Gaedike, R. & W. Heinicke (1999): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Entomofauna Germanica 3). — Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 5: 1-216.
  • Gaedike, R., Nuss, M., Steiner, A. & R. Trusch (2017): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Lepidoptera). 2. überarbeitete Auflage. — Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden), Beiheft 21: 1-362.
  • Griebel, J. (1910): Die Lepidopteren-Fauna der bayerischen Rheinpfalz. II. Teil. Programm des Kgl. humanistischen Gymnasiums zu Neustadt a.d. Hdt. für die Schuljahre 1909/10 und 1910/11. - 112 S.; Neustadt a.d. Haardt.
  • Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. – 304 S. (Studiohefte 12); Innsbruck (Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.).
  • Nedoshivina, S. V. (2007): On the type specimens of the Tortricidae described by Eduard Friedrich Eversmann from the Volgo-Ural Region. — Nota lepidopterologica 30 (1): 93-114 [Digitalisat auf archive.org].
  • Reutti, C. (1898): Übersicht der Lepidopteren-Fauna des Grossherzogtums Baden (und der anstoßenden Länder). Zweite Ausgabe des in den Beiträgen zur rheinischen Naturgeschichte erschienenen gleichnamigen Werkes. Nach des Verfassers Tode im Auftrag des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Karlsruhe gemeinschaftlich mit Adolf Meess, [...] überarbeitet und herausgegeben von Dr. med. et phil. Arnold Spuler, [...] - 361 S.; Berlin (Gebrüder Bornträger). [Digitalisat auf archive.org] bzw. PDF-Download auf [dspace.bcu-iasi.ro]
  • Rössler, A. (1866): Verzeichniß der Schmetterlinge des Herzogthums Nassau, mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Verhältnisse und der Entwicklungsgeschichte. — 342 S.; Wiesbaden (Julius Riedner, Verlagsbuchhandlung).
  • [SCHÜTZE (1931): 200]
  • Woodward, B. B. (1922): Catalogue of the Books, Manuscripts, Maps and Drawings in the British Museum (Natural History). Vol. VI. Supplement: A–I: i-iv, 1-511, 1-48. London.