Version 52 (neueste) vom 4. Januar 2024 um 0:26:01 von Erwin Rennwald
< 51 52 Schliessen Alle Versionen
VorkommenLinks (1)Fundmeldungen
Länder:+36Kontinente:EUASNA
Falter
Weibchen
Männchen
Weibchen
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

Anmerkung zur Determination der Falterbilder 1-5: Möglicherweise handelt es sich (teilweise) nicht um E. hohenwartiana, sondern um E. fulvana. Barcoding und auch das Männchen-Genital scheinen hier keine Unterschiede zu liefern, so dass die Trennung rein auf kleinen Unterschieden der Weibchen-Genitale beruht. Allerdings ist E. fulvana als eigenständige Art umstritten und vermutlich doch eher als Synonym zu E. hohenwartiana zu stellen. Unklar ist, ob die beiden Arten (oder ökologische Rassen nur einer Art) sich hinsichtlich ihrer Raupennahrungspflanzen konstant unterscheiden.

2. Diagnose

2.1. Weibchen

2.2. Genitalien

2.2.1. Männchen
2.2.2. Weibchen

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Asteraceae:] Centaurea nigra (Schwarze Flockenblume)
  • [Asteraceae:] Centaurea sp. (Flockenblume)
  • [Asteraceae:] Centaurea jacea ?? (Wiesen-Flockenblume ??)
  • [Asteraceae:] Centaurea scabiosa ?? (Skabiosen-Flockenblume ??)
  • [Asteraceae:] Cirsium vulgare ?? [= Cirsium lanceolatum ??] (Gewöhnliche Kratzdistel, Lanzett-Kratzdistel ??)
  • [Asteraceae:] Carduus sp. ?? (Distel ??)
  • [Asteraceae:] Picris hieracioides ??? (Habichtskraut-Bitterkraut ???)

Zunächst einmal: Die häufig wiederholte Angabe zu Cirsium vulgare scheint auf Gartner (1865: 145) zurückzugehen, der gar nicht behauptet hatte, dass das eine Nahrungspflanze sein muss: "Die Raupe bis jetzt unbekannt; ich habe dieselbe, aus der sich der Falter am 12. Juli in einem Kasten, in welchem ich die Köpfe von Cirsium lanceolatum aufbewahrt hatte, entwickelte, ohne es zu wissen eingetragen. Ich will aber nicht bestimmt behaupten, dass sie in diesem Pfianzentheile lebe."

Agassiz & Langmaid (2004) sind überzeugt, dass sich Eucosma hohenwartiana, E. fulvana und Eucosma parvulana in England anhand der Nahrungspflanzen ihrer Raupen trennen lassen: Centaurea nigra (Schwarze Flockenblume) für E. hohenwarthiana, Centaurea scabiosa (Skabiosen-Flockenblume) für E. fulvana und Serratula tinctoria (Färberscharte) für E. parvulana. Da die drei Pflanzen sich hinsichtlich ihrer Standortansprüche an Feuchtigkeit und Basengehalt (Kalk) stark unterscheiden, wachsen sie kaum einmal nahe beisammen, so dass auch die zugehörigen Falter nicht gemeinsam auftreten sollten.

Während das in England noch überschaubar zu sein scheint, gilt das für Festland-Europa nicht mehr: Hier ist über die Raupennahrung kaum etwas bekannt, es werden aber weitere Nahrungspflanzen auch anderer Gattungen genannt. Schütze (1931) etwa fasst zur Raupe von "Epiblema fulvana Stephens" zusammen: "In Blütenköpfen von Centaurea jacea, Centaurea scabiosa, Centaurea nigra, Cirsium lanceolatum, Picris hieracioides, wo sie mit der verblühten Blumenröhre aus dem Hüllkelch herausgezogen werden kann." Und zu "Epiblema scopoliana Haworth (hohenwarthiana Guenée)" ist zu lesen: "In Compositenblüten wie Carduus, Cirsium, Picris, Centaurea und so weiter, überwintert (Disqué). Mittel- und Süd-Europa." D.h., entweder die Unterschiede hinsichtlich der Raupennahrung existieren nicht, oder aber es wurde bei der Bestimmung bunt gemixt.

Ganz so einfach wie von Agassiz & Langmaid (2004) in England dargestellt scheint es hier jedenfalls nicht zu sein. So fand H.-P. Deuring in der Ortsrandlage von Blumberg (Baden-Württemberg) mit nur wenigen Tagen Abstand Weibchen beider Genitalformen (oder Arten) am Rande von Trespen-Halbtrockenrasen auf Kalk. Vor diesem Hintergrund bleibt schon einmal unklar, ob Centaurea jacea überhaupt Nahrungspflanze einer der beiden erstgenannten Arten ist und erst Recht, ob sich die Angaben zu Carduus sp. und Cirsium vulgare (= Cirsium lanceolatum) tatsächlich auf eine der drei Arten beziehen. Vermutlich ganz auf Verwechslung beruhen hingegen die Angaben zu Picris hieracioides.

Hier ist noch viel züchterische Fleißarbeit nötig. Sollte es sich zeigen, dass die unterschiedlichen Weibchen-Genitale tatsächlich mit unterschiedlichen Raupennahrungspflanzen gekoppelt sind, wäre das ein starkes Indiz für getrennte Arten - und umgekehrt dagegen.

Rößler ([1867]: 300) hatte berichtet, dass die Falter in Hessen-Nassau "Im Juni und Anfang des August bisweilen sehr häufig um Centaurea Jacea auf Waldwiesen" flögen. Er ergänzte: "Kaltenbach fand die Raupe der auch hier vorkommen den Varietät Jaceana Schl. in den Blüthenköpfen von Cirsium lanceolatum."

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Nach Tóth et al. (2020) gehörte Sigismund Hohenwart ebenso wie Michael Denis und Ignaz Schiffermüller zum Jesuiten-Kolleg „Theresianum“ in Wien.

4.2. Abweichende Schreibweisen

4.3. Andere Kombinationen

4.4. Synonyme

4.5. Taxonomie

Die auch aus Deutschland genannte Eucosma jaceana wird heute allgemein als Synonym zu Eucosma hohenwartiana geführt, wobei hier ziemlich unklar bleibt, wie hier Eucosma fulvana ausgeschlossen werden kann.

Agassiz & Langmaid (2004) fassen ihren Artikel zusammen: "Die Arten der Eucosma hohenwartiana Gruppe werden revidiert und zwei Taxa von unsicherem Status werden auf Grund konstanter Unterschiede in der Struktur des Ovipositors der Weibchen von E. hohenwartiana ([Denis & Schiffermüller], 1775) getrennt und zu vollen Arten erhoben: E. fulvana (Stephens, 1834) sp. rev. und E. parvulana (Wilkinson, 1859) sp. rev. [= scutana (Constant, 1893) syn. n.]."

Huemer (2013) ist nicht überzeugt von der Trennung in verschiedene Arten: "Die durch Agassiz & Langmaid (2004) vorgenommene Aufspaltung von Eucosma fulvana und E. hohenwartiana basiert auf geringfügigen phänotypischen und genitalmorphologischen Differenzen, deren Zuverlässigkeit jedoch an einer größeren Probe zu bestätigen wäre, sowie auf unterschiedlichen Raupenfraßpflanzen. Nach heutigem Kenntnisstand unterscheiden sich die Taxa im DNA Barcode nicht."

Auch Haslberger & Segerer (2016) äußern große Bedenken bezüglich der Abtrennung von E. fulvana. Sie stellen fest: "Artstatus nach unserer Meinung noch nicht ausreichend belegt. [...], wir sehen darin eher eine ökologische Form von E. hohenwartiana. DNA-Barcodes bayerischer Stücke von E. hohenwartiana und E. fulvana nach eigenen Untersuchungen identisch und zur Abgrenzung unbrauchbar; dies ist zwar kein Beweis der Konspezifität, aber doch ein deutlicher Hinweis."

4.6. Faunistik

Ferries et al. (2012) führen die Art erstmals aus Alaska - und damit neu für ganz Nordamerika - an.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.7. Literatur