Artberechtigung umstritten!
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Falter
Weibchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

Anmerkung zur Determination der Falterbilder 1-6: Die Bilder wurden zunächst als Eucosma hohenwartiana determiniert, passen aber eher zu E. fulvana. Die Genitaluntersuchung des ♀ (Bild 4-5) nach der Methode von Agassiz & Langmaid (2004) deutet in diese Richtung und das Barcoding-Ergebnis (wenn es denn überhaupt Unterschiede zwischen den beiden Taxa gibt) lässt sich auch dahingehend auslegen. Allerdings ist E. fulvana als eigenständige Art umstritten und wahrscheinlich als Synonym (ökologische Rasse) zu Eucosma hohenwartiana zu stellen.

2. Diagnose

2.1. Weibchen

2.2. Genitalien

2.2.1. Weibchen

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Asteraceae:] Centaurea scabiosa (Skabiosen-Flockenblume)
  • [Asteraceae:] Centaurea sp. (Flockenblume)
  • [Asteraceae:] Centaurea jacea ?? (Wiesen-Flockenblume ??)
  • [Asteraceae:] Centaurea nigra ?? (Schwarze Flockenblume ??)
  • [Asteraceae:] Cirsium vulgare ?? [= Cirsium lanceolatum ??] (Gewöhnliche Kratzdistel, Lanzett-Kratzdistel ??)
  • [Asteraceae:] Carduus sp. ?? (Distel ??)
  • [Asteraceae:] Picris hieracioides ??? (Habichtskraut-Bitterkraut ???)

Agassiz & Langmaid (2004) sind überzeugt, dass sich Eucosma hohenwartiana, E. fulvana und Eucosma parvulana in England anhand der Nahrungspflanzen ihrer Raupen trennen lassen: Centaurea nigra (Schwarze Flockenblume) für E. hohenwarthiana, Centaurea scabiosa (Skabiosen-Flockenblume) für E. fulvana und Serratula tinctoria (Färberscharte) für E. parvulana. Da die drei Pflanzen sich hinsichtlich ihrer Standortansprüche an Feuchtigkeit und Basengehalt (Kalk) stark unterscheiden, wachsen sie kaum einmal nahe beisammen, so dass auch die zugehörigen Falter nicht gemeinsam auftreten sollten.

Während das in England noch überschaubar zu sein scheint, gilt das für Festland-Europa nicht mehr: Hier ist über die Raupennahrung kaum etwas bekannt, es werden aber weitere Nahrungspflanzen auch anderer Gattungen genannt. Schütze (1931) etwa fasst zur Raupe von "Epiblema fulvana Stephens" zusammen: "In Blütenköpfen von Centaurea jacea, Centaurea scabiosa, Centaurea nigra, Cirsium lanceolatum, Picris hieracioides, wo sie mit der verblühten Blumenröhre aus dem Hüllkelch herausgezogen werden kann." Und zu "Epiblema scopoliana Haworth (hohenwarthiana Guenée)" ist zu lesen: "In Compositenblüten wie Carduus, Cirsium, Picris, Centaurea und so weiter, überwintert (Disqué). Mittel- und Süd-Europa." D.h., entweder die Unterschiede hinsichtlich der Raupennahrung existieren nicht, oder aber es wurde bei der Bestimmung bunt gemixt.

Ganz so einfach wie von Agassiz & Langmaid (2004) in England dargestellt scheint es hier jedenfalls nicht zu sein. So fand H.-P. Deuring in der Ortsrandlage von Blumberg (Baden-Württemberg) mit nur wenigen Tagen Abstand Weibchen beider Genitalformen (oder Arten) am Rande von Trespen-Halbtrockenrasen auf Kalk.

Vor diesem Hintergrund bleibt schon einmal unklar, ob Centaurea jacea überhaupt Nahrungspflanze einer der beiden erstgenannten Arten ist und erst Recht, ob sich die Angaben zu Carduus sp. und Cirsium vulgare (= Cirsium lanceolatum) tatsächlich auf eine der drei Arten beziehen. Vermutlich ganz auf Verwechslung beruhen hingegen die Angaben zu Picris hieracioides, wie sie insbesondere Kennel (1921: 564) anführt.

Hier ist noch viel züchterische Fleißarbeit nötig. Sollte es sich zeigen, dass die unterschiedlichen Weibchen-Genitale tatsächlich mit unterschiedlichen Raupennahrungspflanzen gekoppelt sind, wäre das ein starkes Indiz für getrennte Arten - und umgekehrt dagegen.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Unterarten

  • Eucosma fulvana suncretana Tsvetkov, 2020

4.3. Taxonomie

In der [Fauna Europaea, last update 23 July 2012, version 2.5] wird fälschlicherweise Eucosma als Originalgattung der Art bezeichnet.

"Die Arten der Eucosma hohenwartiana Gruppe werden revidiert und zwei Taxa von unsicherem Status werden auf Grund konstanter Unterschiede in der Struktur des Ovipositors der Weibchen von E. hohenwartiana ([Denis & Schiffermüller], 1775) getrennt und zu vollen Arten erhoben: E. fulvana (Stephens, 1834) sp. rev. und E. parvulana (Wilkinson, 1859) sp. rev. [= scutana (Constant, 1893) syn. n.]." (Agassiz & Langmaid 2004).

Huemer (2013) ist nicht überzeugt davon, dass Eucosma fulvana eine eigenständige Art sein soll: "Die durch Agassiz & Langmaid (2004) vorgenommene Aufspaltung von Eucosma fulvana und E. hohenwartiana basiert auf geringfügigen phänotypischen und genitalmorphologischen Differenzen, deren Zuverlässigkeit jedoch an einer größeren Probe zu bestätigen wäre, sowie auf unterschiedlichen Raupenfraßpflanzen. Nach heutigem Kenntnisstand unterscheiden sich die Taxa im DNA Barcode nicht. Unter der Prämisse der Artspezifität ist die Verbreitung von E. fulvana in Österreich noch völlig unklar. Unveröffentlichte Tiere aus der Steiermark entsprechen habituell den Abbildungen von Agassiz & Langmaid (2004), allerdings ist eine viel weitere Verbreitung zu vermuten."

Ähnlich argumentieren Haslberger & Segerer (2016) für Bayern. Sie stellen fest: "Artstatus nach unserer Meinung noch nicht ausreichend belegt. [...], wir sehen darin eher eine ökologische Form von E. hohenwartiana. DNA-Barcodes bayerischer Stücke von E. hohenwartiana und E. fulvana nach eigenen Untersuchungen identisch und zur Abgrenzung unbrauchbar; dies ist zwar kein Beweis der Konspezifität, aber doch ein deutlicher Hinweis. Verbreitung in Bayern wegen der Bestimmungsproblematik bisher ungenügend untersucht. Alle Angaben in der Liste basieren auf genitaluntersuchten ♀♀; sie stammen aus dem Oberpfälzer Jura (n=8) und der Münchner Ebene (n=1)."

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Literatur

  • Agassiz & Langmaid (2004): The Eucosma hohenwartiana group of species (Tortricidae). - In: Nota lepidopterologica 27 (1): 41–49. [Link zur Publikation]
  • Haslberger, A. & A.H. Segerer (2016): Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). — Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft, 106 Supplement: 1-336.
  • Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. – 304 S. (Studiohefte 12); Innsbruck (Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.).
  • Kennel, J. (1908-1921): Die Palaearktischen Tortriciden. Eine monographische Darstellung mit 24 Tafeln im Farbendruck, einer Stammtafel und mehreren Abbildungen im Text. — Zoologica 21 (54): 1-546, 729-742, Stammtafel, Taf. I-XXIV. Stuttgart. [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org]
  • [SCHÜTZE (1931): 204]
  • Erstbeschreibung: Stephens, J. F. (1834): Illustrations of British Entomology; or, a Synopsis of Indigenous Insects: Containing their Generic and Specific Distinctions; with an Account of their Metamorphoses, Times of Appearance, Localities, Food, and Economy, as Far as Practicable. Haustellata 4: 1-434 + pl. 33-41.
  • Erstbeschreibung der Unterart E. f. suncretana: Tsvetkov, E. V. (2020): New taxa of Tortricidae moths from West Kazakhstan (Lepidoptera: Tortricidae). — SHILAP Revista de lepidopterología 48 (189): 129–131. [PDF auf redalyc.org]