Version 2 / 3 vom 21. Oktober 2022 um 21:31:47 von Erwin Rennwald
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2. Weitere Informationen

2.1. Taxonomie und Faunistik

Warren (1935: 4) beschrieb das Taxon als "Erebia callias ssp. sheljuzhkoi". Später war es auch in der Kombination "Erebia dromulus sheljuzhkoi" und in jüngerer Zeit fast durchweg als "Erebia iranica ssp. sheljuzhkoi" in der Literatur zu finden. Tatsächlich hatte schon Warren (1935: 4) die große Ähnlichkeit mit iranica betont, die bei ihm noch als "Erebia callias ssp. iranica" geführt wurde. Aber er arbeitete auch die Unterschiede gegenüber jener Subspezies heraus - sonst hätte er ja keine neue beschreiben müssen. Lukhtanov et al. (2019) kommen jetzt zum Schluss, dass das Taxon sheljuzhko keine Unterart von E. iranica ist, sondern bona species - das Taxon graucasica führen sie dagegen wieder als Unterart von E. iranica.

Von wo wurde E. sheljuzhkoi beschrieben? Bei Warren (1935: 3) kann man zunächst erfahren: During the summer of 1933, however, when Sheljuzhko was collecting in the Caucasus, he came on two tyndarus-like insects on Mt. Chatipara. [...] The result of this examination enables me to record the very interesting fact that on this mountain there fly races of both tyndarus and callias in such close proximity that they actually intermingle on occasions." Erebia tyndarus war demnach durch die "ssp. graucasica" vertreten, Erebia callias durch eine neu zu beschreibende Unterart, eben ssp. sheljuzhkoi. Fundort des Typenmaterials ist also der Chatipara-Berg in der Nähe von Teberda im westlichen Nordkaukasus von Daghestan (Russland). S. 4 ist im Rahmen der Beschreibung des neuen Taxons weiter zu erfahren: "Sheljuzhko at the time of collecting thought it was confined to higher levels on Chatipara than tyndarus ssp. graucasica; giving the heights of 2,200-2,400m. for the the latter, and 2,400-2,800m. for sheljuzhkoi. Further examination of his material, however, shows that graucasica at times rises to 2,700m, thus proving that the two mingle, for the flight period of both practically coincides, though the higher-flying sheljuzhkoi appears earlier than graucasica at lower levels, on the whole."

Lukhtanov et al. (2019) kommen auf der Basis ihrer kombinierten Studie aus DNA-Barcode und männlichen Genitalien zum Schluss, dass die polytypische Erebia iranica einen Komplex geographischer Unterarten bildet, wobei Erebia iranica graucasica im Großen Kaukasus mit der artlich verschiedenen Erebia sheljuzhkoi zusammentrifft. Barcoding-Unterschiede von 3,2 % zwischen den beiden sympatrischen Nordwest-Kaukasus-Taxa bestätigen, dass diese nicht als Unterarten einer einzigen Art geführt werden können - sondern eben als biologische Arten zu trennen sind. Bemerkenswert ist, dass sich auch die 4 nach diesem Konzept verbleibenden Unterarten von E. iranica beim Barcoding deutlich (um 2 %) unterscheiden; dies ist umso erstaunlicher, als dass es innerhalb des "Euro-Siberian-American clade" trotz des riesigen Verbreitungsgebiets nur sehr viel kleinere Unterschiede gibt, und dass davon die am weitesten verbreitete Art - Erebia callias - von Colorado über den russischen Altai bis nach Kasachstan und in die Mongolei praktisch gar keinen Barcoding-Unterschied aufweist. Für das Konzept der Autoren, bei allopatrischen Arten ohne Hinweis auf reproduktive Isolation bei Barcoding-Unterschieden von weniger als 3 % besser von Unterarten als von Arten zu sprechen, spricht schon einiges - doch die Erebien zeigen, dass alles nicht so einfach ist.

(Autor: Erwin Rennwald)

2.2. Literatur