1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Aberrationen
1.3. Ausgewachsene Raupe
1.4. Jüngere Raupenstadien
1.5. Puppe
1.6. Ei
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Geschlecht nicht bestimmt
2.4. Genitalien
2.4.1. Männchen
2.4.2. Weibchen
2.5. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Nahrung der Raupe
Die Raupennahrung im Freiland ist - trotz vielen Angaben - wahrscheinlich noch unbekannt!
Gartner (1865: 129) hatte berichtet: "Die Raupe lebt nach Bechstein auf dem Weissdorne."
Ganz anders Rößler (1866: 188): "War in den Jahren 1857 und 1858 fast gemein an Eichengebüsch um die Mitte des Juni; sonst ist sie selten. Die Raupe vermuthlich an Eichen."
Schütze (1931: 195) ging nicht auf diese beiden Meldungen ein sondern formulierte: "Wocke entdeckte die Raupe an Petasites albus, sie hatte einen Blattzipfel nach innen umgeschlagen und festgesponnen, wie es Depressaria petasitis [jetzt: Agonopterix petasitis] tut. E. Hofmann traf sie in den Blüten von Petasites albus und Petasites niveus [jetzt: Petasites paradoxus] (Kaltenbach). Nach Sorhagen polyphag."
Schon zuvor hatte Kennel (1908: 110) vorsichtig formuliert: "Die Raupe, die noch nicht beschrieben zu sein scheint, wird angegeben von Crataegus, Quercus, Ulmus, Rubus, Vaccinium; sie ist vermutlich polyphag an sehr verschiedenen Pflanzen; als Zeit wird Mai und Juni, von Disque August und September angegeben. Sie scheint demnach zu überwintern und sich erst im Anfang des Juni zu verpuppen."
Razowski (2001: 50) scheint nichts von den Angaben zur Pestwurz gehalten zu haben: "B[latt](ve[rsponnen]); Quercus (Fagaceae), Crataegus, Rubus, Rosa (Rosaceae), Vaccinium (Vacciniaceae) u.a."
Hancock et al. (2015: 103) berichten aus Großbritannien: "Ovum. Brilliant white: Laid in batches of two or three on oak (Quercus spp.), hawthorn (Crataegus spp.) or bramble (Rubus spp.) in July - August. Eggs hatch in ten days (Crétien, 1897)." Das klingt ganz danach, als ob man keine eigenen Angaben gehabt hätte.
Anikin et al. (2017: 158) führen Rubus caesius als selbst (im Freiland ?) beobachtete Raupennahrungspflanze in Russland an.
Und was stimmt denn jetzt? Zwei ex-ovo-Zuchten geben entscheidende Anhaltspunkte:
Die hier gezeigten Ei-, Raupen- und Puppen-Fotos verdanken wir einer ex-ovo-Zucht von Tina Schulz (, die die Arbeit von Chrétien (1897) zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte), siehe dazu [den Zuchtbericht]. Ein am 27. Juni 2016 gefangenes Weibchen legte Eier an angebotene Blätter von Rubus idaeus und Petasites hybridus. Die ersten Räupchen schlüpften am 10. Juli. Die Räupchen zogen Gespinstfäden, und sie schienen angewelkte Blätter genauso (oder lieber?) zu mögen wie frische. Selbst im Zimmer kam es erst im Januar zur Verpuppung und danach zum baldigen Falterschlupf -im Freiland dürfte die Raupe überwintern. In der Zucht erwies sich die Raupe als polyphag.
Diese Beobachtungen aus Niedersachsen passen bestens zu den Ergebnissen der ex-ovo-Zucht von Chrétien (1897) aus dem Jahr 1889. Hier schlüpften die jungen Räupchen 10 Tage nach der Eiablage im Juli aus dem Ei. Und hier wurde eine sehr breite Palette an möglichen Futterpflanzen gereicht - mit dem Ergebnis, dass sie ohne große Unterschiede alles fraßen - besonders wenn es angewelkt und mehr braun als grün war. Auch hier wurde ein sehr langsames Raupenwachstum beobachtet, das Ende Oktober ganz eingestellt wurde. Die Überwinterung als Raupe erfolgte zwischen mit Gespinstfäden zusammengehaltenen und ausgepolsterten Blatteilen. Und im Frühjahr wurde wieder alles mögliche gefressen, sei es braun oder grün, auch Detritus - und selbst die Überreste der eigenen Mutter! Und es scheint noch eine Publikation zu geben, die ich noch nicht kenne: "Je suis heureux de constater que la trouvaille de l'entomologiste russe, faite au printemps dernier, confirme plainement mes observations, en démontrant que les moeurs de tortrix grotiana en liberté comme en captivité sont les mèmes."
Obige Angaben zu Raupenfunden im Freiland dürften allesamt auf Fehlbestimmungen beruhen. Ja, die oben genannten Pflanzen können alle befressen werden - wenn sie am Boden liegen. Das gilt für Laub von Weißdorn oder Eichen genauso wie für Laub von Rubus-Arten (das für die Zucht wahrscheinlich besonders günstig ist, weil es nicht oft erneuert werden muss). E. grotiana ist detritophag, wenn auch nicht streng. Und genau diese Lebensweise ist der Grund, warum die Raupe im Freiland kaum (oder gar nicht) gefunden wird.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Andere Kombinationen
- Pyralis grotiana Fabricius, 1781 [Originalkombination]
4.2. Synonyme
- Epagoge flavana Hübner, [1796-1799]
- Epagoge artificana Herrich-Schäffer, 1851
4.3. Literatur
- Anikin, V.V., Sachkov, S.A. & V.V. Zolotuhin (2017): "Fauna lepidopterologica Volgo-Uralensis": from P. Pallas to present days. — Proceedings of the Museum Witt Munich, Volume 7: 1-696; Munich and Vilnius.
- Chrétien, P. (1897): Les premiers états de la Tortrix grotiana. — Le Naturaliste, 19 (sér. 2): 258-260. [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org]
- Erstbeschreibung: Fabricius, J. C. (1781): Species insectorum: exhibentes eorum differentias specificas, synonyma auctorum, loca natalia, metamorphosin: adiectis observationibus, descriptionibus. Appendix specierum nuper detectarum: 495-517. Hamburgi et Kilonii [in Hamburg und Kiel].
- Gartner, A. (1865): Die Geometrinen und Mikrolepidopteren des Brünner Faunen-Gebietes. — Verhandlungen des naturforschenden Vereines in Brünn, 4: 48-270. [PDF auf zobodat.at]
- Hancock, E.F., Bland, K.P. & J. Razowski (2015): The moths and butterflies of Great Britain and Ireland. Volume 5 (Part 1). Tortricidae, Tortricinae & Chlidanotinae. - 245 S.; Leiden & Boston (Brill).
- Kennel, J. (1908): Die Palaearktischen Tortriciden. Eine monographische Darstellung. — Zoologica, 21 (54): 1-546. [PDF auf zobodat.at]
- Razowski, J. (2001): Die Tortriciden (Lepidoptera, Tortricidae) Mitteleuropas. Bestimmung - Verbreitung - Flugstandort - Lebensweise der Raupen. — 319 S.; Bratislava.
- [SCHÜTZE (1931): 195]