Version 71 / 86 vom 14. Dezember 2021 um 12:20:08 von Annette von Scholley-Pfab
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Falter
Aberration
Raupe
Fraßspuren und Befallsbild
Puppe
Ei
Männchen
Weibchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Prädatoren
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

Hinweis: ein hier bis zum 9.11.2017 gezeigtes [Falterfoto] (samt Habitatbild) wurde aufgrund von [Zweifeln] an der Bestimmung entfernt [Forum].

1.2. Aberration

1.3. Raupe

1.4. Fraßspuren und Befallsbild

1.5. Puppe

1.6. Ei

2. Diagnose

Dysgonia algira ist habituell nicht von der in Süd- und Südosteuropa verbreiteten Schwesterart D. torrida unterscheidbar. Wenn in einem Fundgebiet bekanntermaßen nur eine der beiden Arten vorkommt, kann die Bestimmung nach dem Ausschlussprinzip erfolgen. Andernfalls ist für die sichere Bestimmung eine Genitaluntersuchung erforderlich.

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Genitalien

2.3.1. Weibchen

2.4. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Lebensweise

Dysgonia algira verpuppt sich an oder in der Erde, zwischen Blättern, Rindenstückchen oder anderen Pflanzenteilen in einem leichten Kokon. Bei Verschleppung aus dem natürlichen Lebensraum kann sie sicher auch diverse künstliche Materialien zum Kokonbau nutzen, beispielsweise Holzwolle, zerknülltes Papier, vielleicht auch Styroporflocken und ähnliches, oder ihr Gespinst in irgendwelchen Ecken oder Ritzen anlegen [Axel Steiner].

3.3. Nahrung der Raupe

Die Raupen fressen nicht nur an Brombeere; die Literatur nennt auch Ginster (Genista sp.), Weiderich (Lythrum sp.), Aufrechtes Glaskraut (Parietaria officinalis), Salweide (Salix caprea), Weide (Salix sp.), Wunderbaum (Ricinus communis), Granatapfel (Punica granatum) und möglicherweise Schlehe (Prunus spinosa) [Axel Steiner].

3.4. Prädatoren

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

„die von Algier, wo sie sehr häufig vorkommt.“

Spuler 1 (1908: 311L)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Synonyme

4.4. Faunistik

Die in Europas Süden verbreitete Art wurde als seltener Wanderfalter immer wieder einmal weit nördlich ihres dauerhaften Verbreitungsgebiets gefunden. So meldet de Prins (2006) den Erstnachweis aus Belgien (Lichtfallennachweis am 30. Juni 2006 in Drongen in Westflandern). Nach seiner Diskussion gab es bis dahin 10 Falternachweise aus Großbritannien und einen alten Fund in den Niederlanden (Goes (Zeeland) Lichtfallennachweis am 7. Juli 1965).

Die älteste Angabe aus Deutschland ist wohl die von H. Herrmann (1976), der am 23. August 1959 bei Unterbränd in der Baar (Baden-Württemberg), also einem recht kühlen Gebiet, eine Raupe an Sal-Weide (Salix caprea) gefunden haben will, die sich 3 Wochen danach verpuppt und am 22. Juli 1960 den Falter ergeben haben soll. Bereits Steiner (1997) bemerkte, dass das extrem späte Schlüpfdatum (der Falter hätte selbst unter Freilandbedingungen schon im Mai oder Anfang Juni schlüpfen müssen) merkwürdig ist. Ein Raupenfund an etwas anderem als Brombeere (Rubus div. spec.) ist zwar nicht unmöglich, macht die Angabe aber auch nicht wahrscheinlicher. Da noch eine Reihe anderer Meldungen jenes Autors wenig plausibel erscheinen, kann diese Angabe zu D. algira m.E. nicht als sicherer Nachweis gewertet werden - ganz unmöglich ist er aber auch nicht.

Die aus Deutschland also lange völlig unbekannte Art ist seit Jahrzehnten in Ausbreitung nach Norden und Nordwesten begriffen und wird als Einzelexemplar immer wieder an neuen Stellen gefunden. Steiner (1997) diskutiert die gleich 7 Falterfunde der Jahre 1992, 1993 und 1994 ganz im warmen Südwesten Baden-Württembergs und kommt zum vorsichtigen Schluss, dass hier einiges für Fortpflanzung und zeitweilige Bodenständigkeit im Gebiet spricht. Fritsch (2005) kann für den südbadischen und nordwestschweizerischen Raum (Kantone BL und BS) von 1986 bis 2003 immerhin Nachweise aus 11 Jahren zusammenstellen und erläutert weitere Argumente die für neuerliche Bodenständigkeit sprechen. Der nördlichste von ihm genannte Fundpunkt der Oberrheinebene war Offenburg im Jahr 2003.

Willy Dresel [Beitrag Lepiforum am 13. August 2013] erwähnt seine Funde vom 29. Juni 2012, 5. August 2012 und 7. August 2013 in Bühl (Baden) - nach dazwischenliegendem sehr kalten Winter. Axel Steiner antwortet darauf [13. August 2013, Beitrag Lepiforum]: "Dysgonia algira wird seit 1992 regelmäßig in der südlichen und mittleren Oberrheinebene nachgewiesen, nachdem sie im Raum Basel bereits seit 1986 beobachtet wurde. Es besteht heute kein Zweifel mehr daran, dass sie im Dreiländereck und in der badischen und elsässischen Oberrheinebene bodenständig geworden ist". Spätestens mit dem erneuten Falterfund vom 30. Mai 2014 war auch die Bodenständigkeit für Bühl (Baden) an der Grenze der mittleren zur nördlichen Oberrheinebene belegt [Willy Dresel, Beitrag Lepiforum 1. Juni 2014]. Und noch eine Meldung von Karlsruhe vom 30. August 2013 [Lepiforumsbeitrag Michael Schlemm, 31. August 2013] - und wieder mit dem Kommentar von Axel Steiner [Lepiforumsbeitrag Axel Steiner 1. September 2013]. Tatsächlich gibt es von nach 2000 eine größere Zahl von Fundmeldungen, die die gesamte badische Oberrheinebene bis nach Heidelberg und Mannheim im Norden durchziehen (siehe Artseite auf [http://www.schmetterlinge-bw.de/] und auch diverse Beiträge im Lepiforum [Kehl, 2005: Erwin Rennwald Beitrag 15. Oktober 2005] [Söllingen, 2. September 2008: Dietmar Laux, Beitrag 8. September 2008] [Hockenheim, 9. Juli 2010: Harald Bott, Beitrag 9. Juli 2010] [Ettlingen, 14. August 2010: Ralf Waltemathe, Beitrag 15. August 2010] [Ludwigshafen, 12. August 2010 und Ladenburg, ca. 10. August 2010: Ernst Blum, Beitrag 15. August 2010] [Baden-Baden, 27. August 2010: Dieter Kühnen, Beitrag 29. August 2010]).

Die Artseite für Rheinland-Pfalz bei [http://rlp.schmetterlinge-bw.de/] nennt 4 Einträge: 2010 und 2012 südwestlich von Mannheim (Bastian; Manfred Hund), 2013 bei Germersheim (Sander) und Wörth am Rhein (Dieter Kremb); damit liegen alle bekannten Funde in Rheinnähe gegenüber bekannter Fundorte von Baden-Württemberg.

Die Artseite von Andreas Werno für das Saarland ([http://www.delattinia.de/saar_lepi_online/#]) nennt drei Nachweise: Differten im Jahr 1976, St. Ingbert 1979 und Nunkirchen 2013. Nach dem Nachweis eines Exemplars am 28. September 2014 im NSG Hammelsberg bei Perl ganz im Westen des Saarlands [Lepiforumsbeitrag Jürgen Peter am 3. Oktober 2014] am darf auch hier die Frage nach beginnender Bodenständigkeit gestellt werden.

Nördlichster Nachweispunkt in Deutschland ist derzeit ein Falter aus Waren (Müritz) in Mecklenburg-Vorpommern [Lepiforumsbeitrag Thomas Michaelis, 6. Februar 2014]. Da der Falter allerdings mitten im Winter (5. Februar 2014) in völlig frischem Zustand in einem Ladengeschäft gefunden wurde, ist hier Verschleppung im Puppenstadium zu unterstellen (siehe hierzu auch die Antwort von Axel Steiner [Lepiforumsbeitrag 6. Februar 2014]).

Für die Niederlande meldet van Rooijen (2000) den Erstfund. Er untersuchte die Sammlung der Versuchsanstalt für Obstanbau in Wilhelminadorp. Darin fand sich ein am 7. Juli 1965 von R. Postel an einem Haus am Stadtpark von Goes gesammeltes Exemplar von Dysgonia algira. Es handelte sich lange Zeit um den einzigen Fund der Art in den Niederlanden. Erst 2007 und dann nahezu alljährlich ab 2018 gelangen weitere Funde ([waarneming.nl abgefragt am 30.11.2021]).

(Autor: Erwin Rennwald, Stand 3. Oktober 2014 & Ergänzung Thomas Guggemoos)

4.5. Literatur