1. Falter
2. Kopula
3. Diagnose
3.1. Männchen
3.2. Genitalien
3.2.1. Männchen
3.2.2. Weibchen
3.3. Beschreibung als Grapholita montanana (Duponchel, [1843])
Zwei Jahre später hierzu erschienene Abbildung
4. Biologie
4.1. Nahrung der Raupe
- [Asteraceae:] Achillea millefolium (Gewöhnliche Schafgarbe)
- [Asteraceae:] Tanacetum vulgare [= Chrysanthemum vulgare] (Rainfarn)
- [Asteraceae:] Leucanthemum vulgare agg. ?? [= Chrysanthemum leucanthemum ??] (Margerite ??)
- [Asteraceae:] Artemisia vulgaris ??? (Gewöhnlicher Beifuß ???)
Disqué (1901: 176) kannte die Raupe zwar nicht, kann aber zu Dichrorampha tanaceti konkret mitteilen: "Aus Tanacetum-Wurzeln erzogenen F. erhielt ich von Stange-Friedland. Mir ist die R. fremd."
Schütze (1931) berichtet: "Lipoptycha tanaceti Stainton Raupe Oktober bis April, Falter Mai bis Juni. In den Wurzeln von Chrysanthemum vulgare [Tanacetum vulgare] und Artemisia vulgaris (Reutti). Achillea millefolium (Spuler)."
Bei Razowski (2001: 102) fehlt die Angabe zu Artemisia vulgaris, dafür wird Chrysanthemum leucanthemum ergänzt.
Hancock et al. (2015: 238) nennen als Raupennahrung nur Achillea millefolium und Tanacetum vulgare, halten aber auch Achillea ptarmica für möglich.
Da die Raupen wahrscheinlich aller Dichrorampha-Arten in Wurzeln von Korbblütlern (Asteraceae) leben, ist bei der Übernahme von Angaben zu den Nahrungspflanzen der einzelnen Arten große Vorsicht angebracht. Das Problem weiter verschärfend kommt hinzu, dass es sich bei "D. montanana" in der Fassung bis 2021 um einen Komplex aus zwei (oder noch mehr?) Arten handelte, die jetzt aufgetrennt wurden. Da sich die Angaben aus Großbritannien wahrscheinlich ausschließlich auf D. alpestrana beziehen, müsste die Art sowohl in Wurzeln von Achillea millefolium als auch in denen von Tanacetum vulgare leben - während über die abgetrennte Dichrorampha velata noch nichts bekannt ist.
(Autor: Erwin Rennwald)
5. Weitere Informationen
5.1. Andere Kombinationen
- Grapholitha alpestrana [Zeller], 1843 [Originalkombination]
5.2. Synonyme
- Ephippiphora montanana Duponchel, [1843]
- Dichrorampha montanana (Duponchel, [1843])
- Grapholitha alpestrana Herrich-Schäffer, 1851
- Dichrorampha tanaceti Stainton, 1857
- Lipoptycha tanaceti (Stainton, 1857)
- Dichrorampha herbosana Barrett, 1872
- Hemimene blasiana Kennel, 1919
- Hemimene modestana Müller-Rutz, 1922
5.3. Taxonomie und Nomenklatur
Huemer (2013) warnte unter dem Namen D. montanana vor: "Morphologische und genetische Untersuchungen deuten auf einen Komplex von zwei kryptischen Arten (Schmid, mdl. Mitt.; Huemer, unpubl.)." Schmid & Huemer (2021) bestätigten das dann im Detail und zogen daraus die taxonomischen und nomenklatorischen Konsequenzen. Da Zellers Beschreibung von 1843 gültig und älter ist (s.u.), ist für die weit verbreitete Art der Name D. alpestrana zu verwenden: "Reversal of precedence as regulated in Article 23.9. of ICZN (1999) cannot be applied in this case since the senior synonym has been used as a valid name after 1899 (i.e. Rebel 1927) (see Article 23.9.1.1). Both names are based on the same original series collected by Fischer von Röslerstamm, distributed under the in litteris name “montanana FR”, and conspecifity from originals we have studied (see below) is undoubted. Accordingly we revoke D. alpestrana ([Zeller], 1843) sp. rev. from synonymy and consider D. montanana (Duponchel, 1843) syn. nov. as junior synonym."
5.4. Faunistik
D. alpestrana scheint wesentlich weiter verbreitet zu sein als D. velata. Letztere Art scheint nach Schmid & Huemer (2021) auf die westlichen Alpen, den Schweizer Jura und die Schwäbische Alb beschränkt zu sein, während D. alpestrana seinen Schwerpunkt in den östlichen Alpen hat, am Südrand der Alpen aber weit nach Westen reicht. Gesicherte Angaben gibt es auch aus Großbritannien und Nordmazedonien, und wahrscheinlich gehören auch die Angaben aus Belgien, Polen, der Ukraine und von dort weiter bis Griechenland und die Türkei hierher.
Völlig unklar ist hingegen das Vorkommen der Art in Deutschland. Die Meldungen aus Baden-Württemberg (Schwäbische Alb) und Bayern (Immenstadt im Allgäu) scheinen sich ganz auf D. velata zu beziehen. Da bei Gaedike et al. (2017) die einzigen aktuellen Angaben von "D. alpestrana" genau diese beiden Bundesländer betreffen und die Angaben von dort auch aus genau jenen Bereichen stammen, in denen D. velata nachgewiesen wurde ist davon auszugehen, dass D. alpestrana im jetzt enger gefassten Sinn in Deutschland ganz fehlen könnte. Die einzige verbleibende Angabe ist die aus Sachsen, zu der es bei Schütze (1901: 138) heißt: "267. tanaceti Wlk. u. St. wurde bisher nur in 1 Ex. von K. bei Bautzen gefangen." "K" steht dabei für "Amtsthierarzt Köhler in Bautzen". Sobczyk et al. (2019: 445) akzeptieren diese Meldung, können aber auch keine neueren Hinweise liefern und kein passendes Belegexemplar zeigen. Dass es sich dabei um D. velata gehandelt haben könnte, ist nach dem derzeit bekannten Verbreitungsbild fast auszuschließen, dass es sich um D. alpestrana gehandelt hatte, ist ohne Beleg aber auch nicht zwingend anzunehmen - Verwechslung mit einer anderen Art sollte hier nicht ausgeschlossen werden. Hilfreich für die Interpretation könnten hier die Detailangaben zu den Nachweisen in Polen sein.
5.5. Publikationsjahr der Erstbeschreibung
Die Art lief bis 2021 unter dem Namen Dichrorampha montanana Duponchel, [1843]. Woodward (1922: 380) [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org] teilt die Publikationsjahre des Bandes von Duponchel (1842-[1845]) mit: 1-112 (mit ?) und pl. 51-56 1842, 113-480 (mit ?) und pl. 57-72 1843, 481-[555] (mit ?) und pl. 73-80 1844, pl. 81-90 1845.
Schmid & Huemer (2021) kommen nach langem Studium zum Schluss: "According to our inquiries Zeller´s description of D. alpestrana is both valid and also published in advance of Duponchel´s work on D. montanana. From the imprinted date of the relevant issue of Stettiner entomologische Zeitung the description was published in May 1843. Duponchel´s description was published in fascicle 26 of Godart and Duponchel (1842–[1844]) which according to de Joannis (1915) was firstly registered in “Dépôt légal“ on the 18th of August 1843."
(Autoren: Erwin Rennwald & Jürgen Rodeland)
5.6. Literatur
- Disqué, H. (1901): Verzeichniss der in der Umgegend von Speyer vorkommenden Kleinschmetterlinge. — Deutsche Entomologische Zeitschrift, Iris, 14: 149-176. [PDF auf zobodat.at]
- Erstbeschreibung: Duponchel, P.-A.-J. (1842-[1845]): Histoire naturelle des lépidoptères ou papillons de France. Supplément aux tomes quatrième et suivants: 1-554, [555], pl. LI-XC. Paris (Méquignon-Marvis).
- Hancock, E.F., Bland, K.P. & J. Razowski (2015): The moths and butterflies of Great Britain and Ireland. Volume 5 (Part 2). Tortricidae, Olethreutinae. - 377 S.; Leiden & Boston (Brill).
- Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. – 304 S. (Studiohefte 12); Innsbruck (Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.).
- Razowski, J. (2001): Die Tortriciden (Lepidoptera, Tortricidae) Mitteleuropas. Bestimmung - Verbreitung - Flugstandort - Lebensweise der Raupen. — 319 S.; Bratislava.
- Schmid, J. & P. Huemer (2021): Unraveling a complex problem: Dichrorampha velata sp. nov., a new species from the Alps hitherto confounded with D. alpestrana ([Zeller], 1843) sp. rev. = D. montanana (Duponchel, 1843) syn. nov. (Lepidoptera, Tortricidae). — Alpine Entomology, 5: 37-53. [zur Arbeit auf alpineentomology]
- [SCHÜTZE (1931): 186]
- Woodward, B. B. (1922): Catalogue of the Books, Manuscripts, Maps and Drawings in the British Museum (Natural History). Vol. VI. Supplement: A–I: i-iv, 1-511, 1-48. London.