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Falter
Raupe
Fraßspuren und Befallsbild
Puppe
Männchen
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

1.3. Fraßspuren und Befallsbild

1.4. Puppe

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Genitalien

2.2.1. Männchen
2.2.2. Weibchen

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Juglandaceae:] Juglans regia (Walnuss) [in Europa mit großem Abstand wichtigste Nahrungspflanze]
  • [Juglandaceae:] Juglans ailantifolia (Japanische Walnuss)
  • [Juglandaceae:] Juglans nigra ? (Schwarznuss ?) [Angaben aus Italien sind dringend zu überprüfen (Verwechslung mit C. juglandiella?)]
  • [Juglandaceae:] Carya illinoinensis (Illinois-Hickory-Baum, Pekannussbaum)
  • [Juglandaceae:] Carya cordiformis (Bitternuss) [Nachweis in Ungarn]
  • [Juglandaceae:] Carya laciniosa (Königsnuss) [Nachweis in der Schweiz]
  • [Juglandaceae:] Pterocarya fraxinifolia (Kaukasische Flügelnuss) [Nachweise in Ungarn und Österreich]

Wegen ihrer Nahrungspflanze in Europa - Blättern von Nussbäumen - wurde die Art in Europa zunächst als wahrscheinliche Coptodisca juglandiella (Chambers, 1874) angesehen. Bernardo et al. (2015) kamen zu dem überraschenden Ergebnis, dass es sich bei den Tieren in Europa um Coptodisca lucifluella handelt, die in Nordamerika nicht von der Nahrungspflanze Juglans (Walnuss), sondern von Carya illinoinensis (Illinois-Hickory-Baum, ebenfalls Juglandaceae) bekannt war.

Nach den Befunden von Takács et al. (2017) stehen in Ungarn gut 100 Nachweisorte mit Walnuss 12 mit Nachweisen an Schwarznuss gegenüber. Takács et al. (2020) stellten dann aber klar, dass es sich bei den Minen an Juglans nigra in Ungarn tatsächlich um Coptodisca juglandiella handelt - möglicherweise gilt das auch für Angaben aus Italien - Juglans regia als Nahrungspflanze von C. juglandiella ist zwar nicht ausgeschlossen, müsste aber erst einmal gesichert bestätigt werden.

Als neue Nahrungspflanzen in Ungarn melden Takács et al. (2020) Carya cordiformis und Pterocarya fraxinifolia, beides in Europa selten gepflanzte Parkbäume.

Bilder von Mine, Fraßbild und Falter aus Italien gibt es u.a. auf der Seite Global Exotic Insects Sustainable Control Agroforestry von U. Bernardo [Seite zu Coptodisca sp. auf entom.unibo.it].

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

  • Aspidisca ellaChambers, 1871
  • Aspidisca juglandiella sensu auct. europ. nec Chambers, 1874
  • Coptodisca juglandiella sensu auct. europ. nec (Chambers, 1874)
  • Coptodisca juglandella sensu auct. europ. nec (Chambers, 1874) [schon bei der Erstmeldung der Art aus Europa ging das "i" von juglandiella verloren; häufige, aber dennoch falsche Schreibweise]

4.3. Faunistik und Taxonomie

"Aspidisca lucifluella" wurde aus Easton in Pennsylvania (USA) beschrieben, das Synonym Aspidisca ella von Covington in Kentucky. Die Art kommt vor allem in der Osthälfte der USA vor, wurde aber auch schon im Westen gefunden (verschleppt ?). Nach https://www.inaturalist.org/taxa/453589-Coptodisca-lucifluella gibt es aus der Umgebung von Toronto auch eine Reihe von Angaben aus dem südlichsten Teil Kanadas im Süden der Provinz Ontario.

Coptodisca lucifluella wurde erst spät aus Nordamerika nach Italien eingeschleppt. Nach Bernardo et al. (2012) werden seit September 2010 in den beiden italienischen Provinzen Campania und Lazio an Walnußbäumen Minen einer Coptodisca-Art gefunden, die sehr stark der aus Nordamerika beschriebenen Coptodisca juglandiella (in der Arbeit als "Coptodisca juglandella" benannt) ähnelt. Eine Gattungsrevision stand hier aber noch aus, so dass eine Restunsicherheit bezüglich der Bestimmung dieser aus Nordamerika eingeschleppten Art verblieb, von der an den italienischen Vorkommensorten zum Herbst hin mittlerweile jedes Juglans-Blatt mit Minen besetzt war. So dürfte die Art bereits nach wenigen Jahren in Europa fester Faunenbestandteil sein und sich hier weiter ausbreiten. Bernardo et al. (2015) konnten dann - durch Vergleich von Flügelzeichnung, Genitaluntersuchung und Barcoding - endlich klären, dass es sich bei den Tieren in Europa um Coptodisca lucifluella handelt, die in Nordamerika nicht von der Nahrungspflanze Juglans (Walnuss), sondern von Carya (Hickory-Baum) bekannt war. Die amerikanische Coptodisca juglandiella Chambers, 1874 wurde demnach (noch) nicht in Europa gefunden. Die 11 durch Barcoding untersuchten Tiere aus Italien gingen (Stand 1. Februar 2015) bereits in die Artseite auf [Boldsystems.org] ein.

Takács et al. (2017) (siehe auch Bilder oben) melden sie erstmals nach Raupenfunden an Walnuss und - seltener - Schwarznuss - aus dem Südwesten von Ungarn. Schon ein Jahr später können Szabóky & Takács (2018: 121) eine Verbreitungskarte mit weit mehr als 100 (!) Rasterpunkten dieser Art in Ungarn vorlegen - noch immer mit einem erkennbaren Schwerpunkt im Südwesten des Landes, ansonsten aber auch einzelnen Nachweisen im Osten und vor allem ganz im Nordosten. Takács et al. (2020) legt eine neue Verbreitungskarte mit 127 Rasterfeldern in Ungarn vor - verweist aber zugleich darauf, dass die früheren Angaben von Minen an Schwarznuss nicht hierher, sondern zu Coptodisca juglandiella gehören, so dass für C. lucifluella "nur" 116 Rasterfelder verbleiben.

Nach Pályi et al. (2018) wurde die Art schon 2015 erstmals auch in der Ukraine nachgewiesen - da die Minen an Walnuss gefunden wurden, dürfte die Bestimmung zutreffend sein.

Tomov (2020) meldet die Art erstmals für Bulgarien: Die Art wurde dort an 36 Standorten gesucht und an allen 36 Standorten auch gefunden - mit einer weiteren Verbreitung ist also zwingend zu rechnen: "During the period October – November 2019, the species was recorded in the following regions: the Black Sea coast, the Danube Plain, Predbalkana Mountains, Western Stara Planina Mountains, Zadbalkanski Kotlovini Plain, Sredna Gora Mountains, Upper Thracian Plain, the Western Rhodope Mountains, the Middle Struma River Valley, Osogovo Mountains, and Pirin Mountains." Laštůvka & Laštůvka (2020) listen die Art für das Jahr 2018 aus Brno in Tschechien und Tokar et al. (2021) dann auch für die Slowakei.

Seit 2019 war hier zu lesen: "Eine rasche weitere Ausbreitung ist anzunehmen - insbesondere ist momentan auch im Osten Österreichs auf beide Coptodisca-Arten zu achten!"

Doch statt einem Nachweis im Osten Österreichs oder im Süden der Schweiz wurde die Art im September 2021 in Deutschland gefunden: Am 28. September 2021 schrieb Bernd Wiechert aus Freiburg im Breisgau an Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut: "anbei erhalten Sie eine Aufnahme einer Insektenlarve in 60-facher Vergrößerung. Die Art ist seit etwa fünfzehn Jahren an Walnussbäumen hier in Südbaden zu beobachten und zerstört die Walnüsse im Anfangsstadium, also etwa ab Juni. Die grüne Schutzhülle der Walnuss wird schwarz und verfault bzw. vertrocknet. Die Larve konnte ich erstmals vor wenigen Tagen entdecken. An langen Spinnfäden lässt sie sich auf den Boden absinken, um nach der Überwinterung zu schlüpfen und als Fluginsekt die neuen Fruchtstände zu befallen." Dr. Martin Wiemers vom SDEI identifizierte die Larve auf dem beigefügten als wahrscheinliche Kleinschmetterlings-Raupe und äußerte dann - nach Bildvergleich mit der Lepiforums-Artseite - am 1. Oktober 2021 den Verdacht, dass es sich um Coptodisca lucifluella handeln müsste. Als Ersteller der Artseite wurde ich mit in den E-Mail-Verteiler aufgemommen. Am 4. Oktober 2021 stellte ich richtig, dass das erwähnte Schadbild an den Nüssen zur Walnuss-Fruchtfliege (Rhagoletis completa) gehört, die Ende September entdeckte, sich mitsamt Sack abseilende Raupe, aber tatsächlich zu Coptodisca lucifluella. Nach Kontaktaufnahme mit Herrn Wiechert bekam ich auch Bilder der typischen Spuren in den Walnuss-Blättern. Er hatte Ende September/ Anfang Oktober nicht wenige Raupen in ihren Säcken beim Abseilen vom Nussbaum in seinem Garten in Freiburg beobachtet.

Im [Forumsbeitrag vom 14. Oktober 2021] meldete ich dann: "Soll ich wegen diesem Tier nach Freiburg fahren? Probieren wir es doch erst einmal in Rheinstetten in Nordbaden ... Heute nachmittag also beim Feuerwehrhaus am Rande von Rheinstetten-Forchheim 3 Nussbäume in Südhanglage am Fuß einer Böschung: es dauerte keine Minute, bis die typischen zitronenförmigen Löcher mit angrenzendem Fraßbild gefunden waren. In allen drei Bäumen zusammen mehr als 100 Spuren. Dann Suche an zwei Walnussbäumen beim Tennisplatz von Rheinstetten-Neuburgweier: und wieder sofort Raupenspuren - und auch noch ein letzter Kokon mit aktiver Raupe. Ab Richtung Süden: auch da gab es weitere Spuren. Und auch bei Berg in der südlichen Pfalz." Damit war die Art in Baden-Württemberg und in Rheinland-Pfalz nachgewiesen.

Aus Baden-Württemberg folgten weitere Nachweise aus der Oberrheinebene bei Weil am Rhein. Simon Hänni berichtete auf der Basis eines Raupen- und vieler Fraßspuren-Funde im [Forumsbeitrag vom 16.Oktober 2021] von dort: "Wenn es sich hier wirklich auch um Coptodisca lucifluella handelt, ist die Art am Rhein schon sehr weit verbreitet und auch ein Vorkommen in der Schweiz wäre zwingend anzunehmen. Ich komme wohl erst nächste Woche dazu dies zu überprüfen...". Die Suche verlief nicht überall in der Oberrheinebene erfolgreich: So gelang mir selbst bei der Suche zwischen Stollhofen (Südrand Baden-Airport) und Rastatt kein Fund. In Rastatt-Wintersdorf wurden erst nach langer Suche einzelne Spuren gefunden. Zahlreicher trat die Art dann aber im Nordschwarzwald im Murgtal zwischen Gaggenau und Gernsbach auf, wo die Fraßspuren an fast allen Nussbäumen gefunden werden konnten.

Die Ergebnisse von Sascha Guckes aus Landau in Rheinland-Pfalz sind besonders interessant. Schom am [15. Oktober 2021] meldete er, dass er bei der Suche an Walnussbäumen in und um Landau nach kurzer Suche praktisch überall die zitronenförmigen Löcher mit den zugehörigen Minen fand. Nochmalige gezielte Suche in Landau am [6. November 2021 und Folgebeiträge] erbrachten noch zahlreiche Spuren und einzelne Kokons an je einem Illinois-Hickory-Baum (Carya illinoinensis) und einer Japanischen Walnuss (Juglans ailantifolia). [Bei Karlsruhe hatte ich an Schwarznuss (Juglans nigra) bisher vergeblich nach Spuren von Coptodisca juglandiella gesucht.]

Das Vorkommen in Deutschland erstreckt sich nach den Daten vom Herbst 2021 auf die Oberrheinebene zwischen Weil am Rhein an der schweizer Grenze bis nach Landau in der Pfalz. Ob es hier bereits ein durchgehend zusammenhängendes Band gibt, ist mangels gezielter Suche noch unklar. Außerhalb des Oberrheingrabens ist die Art bisher nur im Murgtal im Schwarzwald gefunden worden.

Am 2. August 2022 gelang Thorsten Stühmer in Würzburg der Erstnachweis für Bayern. Wie weitere Funde von Werner Wolf belegen, ist die Art in Mainfranken ganz offensichtlich schon weit verbreitet [Forumsbeitrag vom 27. Septmber 2022] und Fuchs et al. (2022).

Ebenfalls im Herbst 2022 (Oktober) kam durch Matthias Nuss ein Nachweis des typischen Fraßbildes aus Radebeul in Sachsen hinzu: https://www.insekten-sachsen.de/Pages/TaxonomyBrowser.aspx?id=30000283.

Am 14. Oktober 2021 gelang mir nicht nur der Erstnachweis für Nordbaden und Rheinland-Pfalz, sondern - bei einem ([Abstecher über die Grenze] - auch der Erstnachweis für Frankreich: Département Bas-Rhin: Beinheim, typische Raupenspuren an Walnussbaum am nördlichen Ortsrand. Die Minen waren dort allerdings nur recht spärlich zu finden und fehlten an den meisten Bäumen ganz. Weiter nach Norden suchte ich hier trotz zahlreicher Nussbäume vergeblich nach der Art, insbesondere um Neewiller-près-Lauterbourg.

Rennwald (2022) fasste seine eigenen Kartierergebnisse 2021 / 2022 in den Départements Bas-Rhin (19 Fundorte), Haut-Rhin, Drôme und Vaucluse (im Nordosten des Mont Ventoux bei Savoillans und Montbrun-les-Bains) zusammen und rief zur weiteren Erfassung der Art in Frankreich auf. Schon im Juli 2022 wurde die Art im Département Indre von von Daniel Ingremeau (det. E. Rennwald) fotografiert, und https://oreina.org/artemisiae/observatoire/index.php?, und auf der gleichen Plattform gibt es auch einen Nachweis von Vincent Willefert vom Département Yvelines vom Oktober 2023.Nel & Varenne (2024a, b) berichten von Fundorten in den Départements Hautes-Alpes (Ribeyret, L'Epine, Monclus, Valdoule (leg. Th. Varenne)) und Département Var (Le Beausset (leg. J. Nel)).

Am 11. und 12. November 2021 fand Horst Pichler Minen an zwei verschiedenen Stellen in Graz, Österreich [Forum]. Wie sich herausstellen sollte, waren das nicht die Erstfunde in Österreich, denn Huemer (2021) teilte in seinem Aufsatz etliche Minenfunde aus dem Osten Österreichs vom 4. und 5. Oktober 2021 mit.

Der oben gezeigte Lebendfalter von Zoran Bozovic (Batajnica, Garten, 75 m, 5. August 2022, am Licht) dürfte den Erstnachweis für Serbien darstellen.

Chireceanu et al. (2022) berichten über den Erstnachweis der Art in Rumänien: "In August 2022, leaves of common walnut (J. regia) with mines of C. lucifluella were collected in Southern Romania (Bucharest, Ilfov and Giurgiu Counties) and Western Romania (Arad County). The walnuts were located in cities, rural areas, alongside roads and spontaneously grown in vineyards, at altitudes from 60 to 200 m a.s.l." Mustățea & Chireceanu (2023) liefern weitere Angaben zu Rumänien, wo gemäß Abstract neben Juglans regia auch Minen an Juglans nigra, Pterocarya fraxinifolia und Carya illinoinensis gefunden wurden.

Dass die Art auch die Krim und den Süden Russlands erreicht hat, verwundert nicht. Kirichenko et al. (2024) berichten dazu: "The invasive North American leaf-mining moth Coptodisca lucifluella (Clemens, 1860) (Lepidoptera: Heliozelidae) is reported for the first time in Russia and Abkhazia based on findings of the leaf mines on Carya illinoinensis, Car. tomentosa, Pterocarya fraxinifolia, Juglans regia, and J. nigra in Sochi, Sirius, Crimea, and Abkhazian settlements in 2023 and 2024." Die Autor(inn)en gehen davon aus, dass die Art schon um 2014 mit den olympischen Winterspielen von Italien aus nach Sochi verschleppt wurde und sich von dort aus weiter verbretet hat. Ohne größere Schäden zu hinterlassen blieb sie lange unentdeckt.

Auch in Amerika kam es zur Ausbreitung der Art mit Anpflanzungen. Ávila-Rodriguez et al. (2015) melden den Erstnachweis für Mexiko: Demnach waren bereits 2012 alle 8 untersuchten Carya illinoiensis-Pflanzungen im Norden Mexikos bereits von dieser Art eingenommen.

(Autor: Erwin Rennwald, mit Ergänzung von Jürgen Rodeland und Annette von Scholley-Pfab)

4.4. Publikationsjahr der Erstbeschreibung

Vorläufig gehe ich davon aus, dass der gesamte Jahrgang, wie auf dem Titelblatt angegeben, 1861 herausgegeben wurde und nicht in mehreren Lieferungen schon 1860 erschien, was man aus den in den Fußzeilen abgedruckten Daten ableiten könnte. Für Hinweise auf Evidenz für die eine oder andere Datierungsmöglichkeit bin ich dankbar, E-Mail-Adresse siehe Impressum.

(Autor: Jürgen Rodeland)

4.5. Literatur

4.6. Informationen auf anderen Websites (externe Links)