Version 31 (neueste) vom 2. September 2023 um 15:22:40 von Thomas Kolling
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Falter
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Geschlecht nicht bestimmt

2.2. Genitalien

2.2.1. Männchen

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Pinaceae:] Picea pungens (Stech-Fichte, hier oft var. glauca: Blau-Fichte, Blautanne)
  • [Pinaceae:] Picea abies (Gemeine Fichte, Gewöhnliche Fichte, Rottanne)
  • [Pinaceae:] Picea mariana (Schwarz-Fichte)
  • [Pinaceae:] Picea rubens (Amerikanische Rot-Fichte)

Kearfott (1903: 155-156) beschrieb nicht nur den Falter, sondern gleichzeitig auch die Raupe und ihre Lebensweise als Minierer in Nadeln der Schwarz-Fichte (Picea mariana) in New Jersey, USA. Huemer & Karsholt (1999: 40) berichten in Bezug auf Europa: "On the Continent this species is mainly restricted to Picea pungens Engelm. (Pinaceae) a conifer of gardens and parks which was introduced from North America. Exceptionally it has also been observed on Picea abies (L.) Karsten (Hellrigl, 1996: 3) which is the only foodplant in Great Britain (Corley, in litt.). In its original area it has also been found on Picea mariana (Mill.) Briton (Kearfott, 1903: 156) and Picea rubens Sarg. (McLeod, 1966: 225)."

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Faunistik

Die aus Nordamerika eingeschleppte Art wurde in Europa zuerst 1952 in England, dann 1962 in Deutschland gefunden [Diskussionsfaden im Lepiforum mit Literaturangaben].

Die Arbeit von Führer (1963) über den Nachweis 1962 in Hessen konnte ich noch nicht studieren. Zehn Jahre später meldet Pröse (1973) dann aus Bayern: "Im Sommer 1962 wurde die in Nordamerika an Fichten-Arten lebende Miniermotte Recurvaria piceaella Kearf. erstmals auch in Deutschland beobachtet (Führer, 1963). Am 18. und 19. 7. 1972 flogen mir mehrere Dutzend Exemplare dieser Art in Nürnberg-Laufamholz zum Licht."

Deutschmann (1997) meldete die Art als neu für Mecklenburg-Vorpommern: "lm Sommer des vergangenen Jahres wurde ich in einem Vorgarten eines Einfamilienhauses in Consrade bei Schwerin gerufen. An der dort angepflanzten nordamerikanischen Stechfichtenart (Picea pungens) befanden sich kleine Schmetterlinge, die dafür gesorgt haben, daß die Nadeln absterben, sie werden braun, und die Fichten werden unansehnlich". Und: "Die in Consrade stehenden amerikanischen Stechfichten sind ca. 20 Jahre alt. Der Befall wurde vor 4 Jahren festgestellt." Er trug dann - teilweise Mey & Schnee (1992) folgend - den bisherigen Kenntnisstand in Europa zusammen: "Die amerikanische Fichtennadel-Miniermotte mit einer Flügelspannweite von ca. 8 mm wurde 1952 in Europa zum ersten Mal gefunden. Der Fundort lag bei Middle Essex, England. Der erste Nachweis auf dem Festland gelang 1962 in einer Friedhofsanlage in Hessen ein weiterer 1983 in Zemsdorf bei Königswusterhausen. Im Jahre 1986 wurde diese Motte in einer Baumschule in Laa in Niederösterreich und 1989 in der Baumschule Hatzhausen bei Leipzig festgestellt. Die Verbreitung dieser Motte ist bisher nur sporadisch nachgewiesen und vermutlich mit dem Anbau der Stechfichten verbunden. Ob sich das Tier hier ausbreiten und Fichtenkulturen schädigen kann, wird sich erst in den nächsten Jahren herausstellen. Es kann sein, daß das Klima für die Entwicklung und Ausbreitung des Falters in Mitteleuropa ungünstig ist. Interessant für Fundort Consrade ist jedoch, daß die angrenzenden Gemeinen Fichten (Picea abies) auch von der Miniermotte befallen sind."

Geiter, Homma & Kinzelbach (2002) führen sie für Deutschland als Neozoon der Kategorie C (fraglicher Status). Der oben dokumentierte Fund in Nordrhein-Westfalen von 2006 zeigt, dass sich die Art in Deutschland etabliert hat.

Hausenblas (2009: 92) berichtet aus Baden-Württemberg: "Obwohl sowohl für Hessen (Führer 1963) und Bayern (Pröse 1973) seit langem publizierte Nachweise existieren, sind mir Meldungen für Baden-Württemberg aus der Literatur bisher nicht bekannt. Daß sich C. piceaella mittlerweile auch hier etabliert hat, belegen Nachweise in einer Exotenanpflanzung am Rand von Stuttgart-Stammheim. Am 6. und 24.6.2007 flogen die Falter zahlreich um Picea pungens (Stech- oder Blau-Fichte) in der Abenddämmerung. Da sich die verschiedenen Formen von P. pungens besonders bei Haus- und Gartenbesitzern zunehmender Beliebtheit erfreuen und auch in städtischen Anlagen vermehrt angepflanzt werden, findet C. piceaella im Siedlungsbereich nahezu flächendeckend geeignete Entwicklungsbedingungen vor."

Nach Gaedike et al. (2017) gibt es in Deutschland nur aus den Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hessen noch keinen Nachweis der Art - Letzteres ist falsch, da die Art auf dem europäischen Festland ja zuerst in Hessen gemeldet wurde.

Huemer & Rabitsch (2002) führen die Art für Österreich ebenfalls als Neozoon und nennen - unter Berufung auf Holzschuh (1987) - "Erstnachweis 1986 in Laa an der Thaya".

Überraschenderweise scheint es noch immer keinen Nachweis aus der Schweiz zu geben.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Literatur

  • Deutschmann, U. (1997): Die "Kleinschmetterlinge" Mecklenburg- Vorpommerns Teil 1: Pyralidae (Zünsler). — Virgo - Mitteilungsblatt des Entomologischen Vereins Mecklenburg, 1: 4-19. [PDF auf zobodat.at]
  • Führer, E. (1963): Recurvaria piceaella Kearfott (Lep., Gelechiidae), die amerikanische Fichtennadel-Miniermotte, an Picea pungens in Deutschland. — Anzeiger für Schädlingskunde, 36: 93-94. [Sekundärzitat]
  • Geiter, O, Homma, S. & R. Kinzelbach (2002): Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Forschungsbericht 296 89 901/01. UBA-FB 000215: Bestandsaufnahme und Bewertung von Neozoen in Deutschland Untersuchung der Wirkung von Biologie und Genetik ausgewählter Neozoen auf Ökosysteme und Vergleich mit den potenziellen Effekten gentechnisch veränderter Organismen. I-III, 1-74, Anhang 1 1-35, Anhang II 1-31, Anhang III 1-52 [PDF auf umweltbundesamt.de].
  • Hausenblas, D. (2009): Korrekturen und Ergänzungen zur Mikrolepidopterenfauna Baden-Württembergs und angrenzender Gebiete - 2. Beitrag. — Mitteilungen des Entomologischen Vereins Stuttgart 44: 81-107. [PDF auf zobodat.at]
  • Holzschuh, C. (1987): Die amerikanische Fichtennadel-Miniermotte Coleotechnites piceaella (Kearfott) jetzt auch in Österreich nachgewiesen (Lepidoptera: Gelechiidae). — Anzeiger für Schädlingskunde, Pflanzenschutz, Umweltschutz, 60 (5): 90-92. [Sekundärzitat]
  • Huemer, P. & W. Rabitsch (2002): 6.3.19 Schmetterlinge (Lepidoptera). - 354-362. In: Essl, F. & W. Rabitsch (2002): Neobiota in Österreich. - 432 S.; Umweltbundesamt, Wien. [PDF auf homepage.univie.ac.at]
  • Erstbeschreibung: Kearfott, W. D. (1903): Descriptions of new Tineoidea. — Journal of the New York Entomological Society 11: 145-165 + pl. IX.
  • Mey, W. & H. Schnee (1992): Zur Kenntnis der amerikanischen Fichtennadel-Miniermotte Calotechnites piceaella (Kaerfott) in Deutschland (Lepidoptera, Gelechiidae). — Rudolstädter Naturhistorische Schriften, 4: 71-77. [Sekundärzitat]
  • Pröse, H. (1973): Der Amerikanische Blaufichtenschädling Recurvaria piceaella Kearf. jetzt auch in Mittelfranken (Lep., Gelechiidae). — Nachrichtenblatt der Bayerischen Entomologen, 22: 31. [PDF auf zobodat.at]