VorkommenLinks (1)Fundmeldungen
Länder:+16Kontinente:EUAS
Männchen
Weibchen
Raupe
Fraßspuren und Befallsbild
Puppe
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Raupennahrungspflanze
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Männchen

1.2. Weibchen

1.3. Raupe

1.4. Fraßspuren und Befallsbild

1.5. Puppe

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Raupennahrungspflanze

3.3. Nahrung der Raupe

  • [Lamiaceae:] Ballota nigra (Schwarznessel)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

„Anellus, kleiner Ring.“

Spuler 2 (1910: 314L)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Synonyme

4.4. Faunistik

Nach Huemer (2013) ist die Art aus Österreich nur aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland bekannt - Angaben aus der Steiermark und von Kärnten sind fraglich.

Aus Deutschland wurde die Art immer wieder gemeldet und dann wieder in Frage gestellt. Dank der Recherchen von Morawietz (2022) kann sie jetzt endgültig für Deutschland gestrichen werden!

Bartsch (1994: 183) berichtet über ein Weibchen mit Etikett "Karlsruhe" in der Sammlung Daub - einer Sammlung, die auch sonst viele fragwürdige Fundortetiketten enthält. Bartsch (l.c.) hält diese Meldung für Baden-Württemberg also für sehr fraglich, zumal sie sehr isoliert dasteht.

Kolbeck & Loos (1995) melden Chamaesphecia dumonti als neu für Bayern und schreiben dabei zu C. anellata: "In der bayerischen Literatur (Metschl & Sälzl, 1935; Gotthardt, 1958) erscheint das Epithet annellata (Zeller, 1847). Ob es sich dabei um die „echte“ Chamaesphecia annellata Z. handelt, die von Niederösterreich und der Südslovakei an ostwärts verbreitet ist, oder Verwechslung mit Ch. empiformis Esper vorliegt, konnte noch nicht geklärt werden. Bei der Überprüfung von Sammlungsbeständen bayerischer Glasflügler wurde in der ZSM, München, ein absolut frisches Exemplar von dumonti Le Cerf entdeckt, das unter annellata Z. eingeordnet ist. Zu diesem Belegstück wird bei Metschl & Sälzl (1935) unter annellata Z. folgendes angemerkt: „oxybeliformis H.-S. ist größer und hat viel gelberen Hinterleib und Afterbusch. Das äußere Glasfeld wird stets von vier Adern durchzogen, das Längsfeld ist länger. L. Osthelder fing diese Aberration in einem weiblichen [sic!] Stück am 18.7.1919 an den Mattinger Hängen.“ Da die Autoren verschiedene Merkmale besonders hervorheben, liegt der Schluß nahe, daß es sich bei den anderen annellata-Meldungen von „Keilstein; Tegernheimer Berge; Greifenberg“ (l. c.) um eine andere Art handelt oder der Unterschied von frisch zu abgeflogen sich auf die Bestimmung auswirkte. Die genannten Fundorte sind aber als xerotherme Hanglagen bekannt und entsprechen dem Habitatanspruch von dumonti Le Cerf. Das Vorkommen in Bayern von annellata Z., deren Substratpflanze Ballota nigra L. stickstoffreiche Stellen besiedelt, bleibt weiterhin fraglich."

Schon 2 Jahre später berichtet Kallies (1997: 111) dann: "Diese Art war bisher noch nicht mit Sicherheit aus Deutschland bekannt. Es wurden zwar Funde aus Bayern zitiert, die sich jedoch teilweise auf Ch. dumonti zurückführen ließen (Kolbeck & Loos 1995). Neuerdings gelang es Kolbeck ein sicheres Belegstück aufzufinden (teste Spatenka und Kallies 1997), das aus dem Donautal stammt und hier in den 50er Jahren unseres Jahrhunderts gesammelt wurde (Kolbeck in Vorbereitung)." Auch nach Gaedike & Heinicke (1999) in Deutschland nur mit Angaben von vor 1980 aus Bayern bekannt: "Diese Art war bisher noch nicht mit Sicherheit aus Deutschland bekannt. Es wurden zwar Funde aus BY zitiert, die sich jedoch teilweise auf Ch. dumonti zurückführen ließen (Kolbeck & Loos, 1995). Neuerdings gelang es Kolbeck, ein sicheres Belegstück aufzufinden (teste Spatenka und Kallies), das aus dem Donautal stammt und hier in den 50er Jahren dieses Jahrhunderts gesammelt wurde (Kolbeck, in Vorbereitung). (Kallies)." Die angekündigte Publikation ist meines Wissens nie erschienen, auch über den Verbleib oder den genauen Etiketten-Text des Belegstücks ist mir nichts bekannt. Auch Haslberger & Segerer (2016: 210) können nur schreiben: "genauer Fundort nicht bekannt".

Pröse et al. (2003) haben die Art mit "0 - ausgestorben oder verschollen für die Region "Tertiär-Hügelland und voralpine Schotterplatten" in die Rote Liste aufgenommen, d.h., sie gingen - mit H. Kolbeck als Mitautor - weiter vom Vorhandensein einer ehemaligen Population im Gebiet aus, was durchaus nicht unplausibel erschien. Rennwald et al. (2012) folgten dem und stuften die Art daher auch als in Deutschland "ausgestorben oder verschollen" (mit letztem Nachweis um 1950) ein.

Bezogen auf Deutschland blieb es jedoch unklar, ob es hier jemals eine Population im bayerischen Donautal gab oder nicht, zumal es auch keinen Fund in Oberösterreich gibt. Da sich alles auf einen einzigen Sammlungsbeleg eines nirgends genannten Sammlers und einen zudem unklaren Fundort ("Donautal") reduziert, Helmut Kolbeck aber anscheinend keine Zweifel an der Herkunft des Tieres hatte, bleibt die Auswahl zwischen einem verschleppten Einzeltier und eben doch einer Fehlbestimmung. Ersteres ist prinzipiell nie ausgeschlossen, hier aber sehr unwahrscheinlich. Ein fehlbestimmtes Einzeltier? Daniel Bartsch deutet genau dies an, wenn er im [Forumsbeitrag vom 23. November 2009] schreibt: "Ich bin ganz Deiner Meinung dass es bei dem Artenpaar C.dumonti/annellata Fälle gibt die rein morphologisch nicht zu entscheiden sind. So dürfte das von Axel Kallies bestimmte und in der Deutschland-Checkliste für Bayern angegebene Tier auch eine dumonti mit kleinem Rundfeldchen sein." Helmut Kolbeck war zu jener Zeit im Lepiforum sehr aktiv, hat diesem Beitrag aber nie widersprochen. Ich gehe davon aus, dass er die gleichen Zweifel hatte und die geplante Publikation daher nie fertigstellte. Ich zog an dieser Stelle daher den Schluss: "Doch egal ob verschlepptes Einzeltier oder Einzeltier mit unsicherer Bestimmung: es spricht nichts dafür, dass es in Deutschland jemals eine Population der Art gab. Dementsprechend wird die Art für Deutschland auch aus der Roten Liste zu streichen sein."

Nachtrag (7. Dezember 2022): Auch Benjamin Morawietz ließ diese ominöse und nie klar publizierte Meldung nicht in Ruhe. Er stellte zunächst fest: "Die entscheidende Stelle in den Notizen von Helmut KOLBECK konnte schließlich Julian BITTERMANN dem Autor mitteilen, womit die genaueren Daten des Beleges greifbar wurden. Dabei fiel jedoch schnell auf, dass sich in H. KOLBECKs Datenlisten sowohl von Chamaesphecia annellata als auch von Pyropteron muscaeformis (ESPER, 1783) folgender identischer(!) Datensatz befindet: „Obb.: 2 Neuburg/D., Bergheim, 18.vi.1951 (F), (R. Müller);“ Die Zahl „2“ scheint eine Listennummer zu sein, wie andere Datensätze nahelegen, „(F)“ steht wohl für „Falter“, nicht für „female“". Die Suche in verschiedenen möglichen Museen nach den beiden Faltern ergab: Es gibt nur einen einzigen mit diesen Daten, und das ist ein Pyropteron muscaeformis ♂ ! Das Exemplar befindet sich in der Sammlung MÜLLER im Naturmuseum Augsburg. Das Fundortetikett kann aber auch da nicht stimmen, denn Armeria gab es im Donautal noch nie (oder allenfalls in neuerer Zeit aus Gärten ausgewildert). Der einzige Falter mit Bestimmungsetikett "annellata" in der Sammlung MÜLLER hat andere Funddaten und ist vor allem eine fehlbestimmte Chamaesphecia empiformis. Fehlbestimmte Ch. dumonti, isolierte (und mittlerweile ausgestorbene Population oder verschlepptes Einzeltier ? Morawietz (2022: 50) liefert folgende Antwort: "Ein wenig überraschend ist nun, dass keines der vermuteten Szenarien eingetreten ist. Es wurde zwar ein fehlbestimmtes Exemplar gefunden, das aber andere Daten trägt. Da zudem auch ein Tier mit den genannten Daten vorliegt, allerdings von einer anderen Art, kann ein verschollener Beleg ausgeschlossen werden." D.h.: "Damit bleibt kaum etwas anderes als der Schluss, dass es sich von vorneherein um einen falschen Datensatz und gar keinen Beleg gehandelt hat." Die Konsequenz: "Das Ergebnis ist schlussendlich, dass Ch. annellata aus der bayerischen und damit deutschen Fauna (bis zu einem stichhaltigen Beweis des Gegenteils) gestrichen werden muss." Dem wird hier sehr gerne Folge geleistet und das "schon immer" dubiose Vorkommen von Ch. annellata für Bayern und Deutschland ersatzlos gestrichen.

Nach Whitebread & al. (2000) war die Art auch für die Schweiz zu streichen.

Balletto et al. (1995) listeten die Art für Nord-Italien. Dies wurde später allgemein bezweifelt und Bella et al. (2017) kommen zum Schluss, die Art sei für Italien "insufficiently documented". Bisi & Lupi (2021) wehren sich gegen eine Komplettstreichung für Italien, nahmen die Art mit Vorbehalt in ihren ["Catalogo dei Lepidotteri d'Italia Ropaloceri ed Eteroceri (Insecta: Lepidoptera)"] auf und argumentieren in ihrer [Anmerkung dazu]: "riportata come presente nel Nord e Sud Italia da Balletto et al. (1995); indicata come dubbia per il territorio italiano da alcuni autori (Parenzan & Porcelli 2006; de Jong et al. 2014); sul sito della GBIF (https://www.gbif.org/species/1941420) esistono dati riferibili al Veneto, e più precisamente alle località di Malcesine e San Vigilio Sul Garda (VR)." Es gibt also konkrete Angaben, aber wie zuverlässig sie sind, ist unklar; Verwechslungen mit Chamaesphecia similis sind hier sehr gut möglich.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.5. Literatur

4.6. Informationen auf anderen Websites (externe Links)