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Falter
Männchen
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Geschlecht nicht bestimmt

2.3. Ähnliche Arten

Zur Unterscheidung zwischen Celypha rurestrana und Celypha lacunana siehe [Forumsbeitrag von Oliver Rist].

2.4. Genitalien

2.4.1. Männchen

2.5. Erstbeschreibung

Zwei Jahre später hierzu erschienene Abbildung

3. Biologie

3.1. Habitat

Celypha rurestrana fand ich bislang immer nur vereinzelt in lichten Wäldern und Waldrandgebieten des Hügellands. [Friedmar Graf]

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Asteraceae:] Hieracium umbellatum (Dolden-Habichtskraut, Doldiges Habichtskraut)
  • [Asteraceae:] Hieracium lachenalii (Lachenals Habichtskraut, Gewöhnliches Habichtskraut, Gemeines Habichtskraut)
  • [Asteraceae:] Sonchus sp. ?? (Gänsedistel ??)

Angaben zur Raupennahrung dieser Art sind selten. Auf [tortricidae.com] wird keine einzige Pflanzenart genannt.

Disqué (1905: 230) hatte sehr kritisch formuliert: "R. soll an Sonchus und Vaccinium erzogen worden sein. Beschreibung fehlt." Vergleicht man das mit den Texten zu anderen Arten, geht daraus klar hervor, dass er die Angaben stark anzweifelte.

Kennel (1916: 402) ging weniger vorsichtig mit den Angaben um: "Die Raupe ist blaß bräunlichgrau, der Kopf hellbraun, das Nackenschildchen schwärzlichbraun, das Analschildchen von Körperfarbe. Sie lebt im Juni und im Herbst bis zum Frühling polyphag, an Hieracium umbellatum, Sonchus, Vaccinium."

Bei Schütze (1931: 205) ist dann zu lesen: "Im Frühjahr am Wurzelhalse von Hieracium umbellatum unter dichtem, unregelmäßigem Gespinst (Schütze)." Die Tatsache, dass er hier Disqué (1905: 230) nicht zitierte, zeigt, dass er im darin folgte, die unbelegten Altangaben anzuzweifeln. Und mit "(Schütze)" war hier seine eigene Arbeit von 1911 gemeint.

Schütze (1911: 80-81) hatte unter dem Synonymnamen "Olethreutes lucivagana Z." über den wahrscheinlichen Erstfund der Raupe berichtet: "Lucivagana fliegt nach ineinen Beobachtungen ausschliesslich an trockenen, heissen Orten und ist bei Rachlau manchmal nicht selten. Seit Jahren hatte ich mich abgemüht, die noch unbeschriebene Raupe aufzufinden, aber stets war mein Suchen erfolglos gewesen [...]. Im Mai suchte ich bei Blösa die Raupen von Borkhausenia cinnamomea Z, welche in Gespinströhren unter vermorschten Kiefernzapfen lebten, die unter Nadeln und trockenem Laube lagen. Bei dieser Arbeit kam ich auch an eine kräftige Pflanze von Hieracium urabellatum mit vielen Trieben. Es fiel mir auf, dass einer derselben etwas welk aussah; er war, wo er den Boden verliess, angefressen und in geringer Ausdehnung ausgehöhlt. Bei weiterer Untersuchung fand ich am Grunde der Pflanze, dem Wurzelhalse angelehnt und zwischen den halb und ganz abgestorbenen Wurzelblättern dichtes weisses Gespinst ausgebreitet, an der Oberfläche meist flach und glatt, dem einer Spinne ähnlich. Nach unten löste es sich in zahlreiche Gespinströhren auf, von denen die unteren lang und lose, die oberen kürzer und dichter waren. In ersteren fand ich schlanke weissgraue Räupchen, die ich für B. cinnamomea hielt, was die Zucht auch bestätigte. Sie nährten sich von den alten vermorschten Blatt- und Stengelteilen. Die Raupen in den oberen Röhren kannte ich nicht; sie waren blassgrün, hatten einen gelben Kopf und frassen, wie ihre Körperfarbe bewies, die welken, noch etwas grünen untersten Teile der Blattstiele. Ich erzog aus ihnen Ol. lucivagana Z. So einfach war aber die ganze Sache nicht, wie sie hier zu lesen ist. Die Gespinströhren waren vielfach durcheinander geschlungen, und beim Herausziehen verwickelten sie sich noch mehr. Auch waren die zahlreichen Raupen beider Arten von sehr ungleicher Grösse, manche noch ganz klein, manche schon erwachsen, und es war oft gar nicht leicht, die Art zu erkennen; denn die blassgrüne Farbe der lucivagana war manchmal kaum zu bemerken, sie sahen auch weissgrau aus. Aber die cinnamomea-R. waren stets schlanker als jene und bewegten sich viel lebhafter, auch hatten sie ein braunes Halsschild, während dieses bei lucivagana die Farbe des Körpers hat. Ich habe nur dies eine Mal beide Raupen in Gesellschaft getroffen, lucivagana aber finde ich nun jedes Jahr an der genannten Pflanze. Das dichte Gespinst, welches den Wurzelhals umgibt, ist stets ein sicheres Zeichen ihrer Anwesenheit. Ich finde es aber bequemer, die Puppen einzutragen. Diese sehen blassgelb aus und ruhen in dichtem weissen Gespinst, welches sich dem Wurzelhalse anschmiegt."

Und jetzt folgt der Vergleich Schützes mit der Literatur: "In den „Tortriciden-Raupen der Pfalz", Iris 1905, schreibt Disque: „In mindestens zwei Generationen 4. 5. 7. 8. Die R. soll an Sonchus und Vaccinium erzogen worden sein." Letztere Pflanze kommt als Futter sicher nicht in Betracht, Sonchus (welche Art ist gemeint?) wächst auf meinen Fundorten nicht. Ich will damit keineswegs behaupten, dass lucivagana nur auf die von mir angeführte Pflanze beschränkt ist, und es wäre zur Vervollständigung ihrer Biologie sehr wünschenswert zu erfahren, ob sie auch andere Futterpflanzen hat und an denselben in der von mir geschilderten Weise lebt."

Und was weiß Razowski (2001: 65) zur Art? Er schreibt zur Raupe: "Wu[rzel]; Hieracium umbellatum, Sonchus (Asteraceae), Vaccinium (Vacciniaceae)." Damit nimmt er die von Disqué und Schütze zu Recht bezweifelten Altangaben einfach völlig unkritisch und unkommentiert wieder auf.

Hancock et al. (2015: 54) sind da viel vorsichtiger. Da sie keine Beobachtungen aus Großbritannien haben, formulieren sie: "Ovum. On the Continent laid at the base of Hieracium umbellatum and probably other Hieracium spp. in June - July." Kein Wort zu Sonchus oder gar Vaccinium!

Zu Schützes alten Beobachtungen kommt eine neue aus der Schweiz, die bestens zu den Angaben aus der Oberlausitz passt. Schmid (2019: 600-601) zeigt Bilder von Ei, Raupe und Puppe und erläutert zur Kombination aus Freilandfunden und Zuchtergebnissen: "Die flachen Eier (3) werden an die Pflanzenbasis abgelegt. Raupennährpflanze ist Gemeines Habichtskraut (Hieracium lachenalii) (1). Die Raupe lebt in einem Gespinströhrensystem am Übergang zwischen Stamm und Wurzel und befrisst die Blattbasis und die Wurzelhülle (4, 5, 8). Dort fertigt sie im Frühling einen recht dichten Seidenkokon an, worin sie sich verpuppt (6, 7). Befallene Pflanzen welken oder sterben ab."

Die beiden genannten Habichtskraut-Arten sind die beiden auf warm-trockenen, voll besonnten Böden häufigsten Arten der Untergattung Hieracium in Mitteleuropa. Es ist zu vermuten, dass sie auch die beiden wichtigsten Nahrungspflanzen für C. rurestrana sind - doch wahrscheinlich werden noch weitere, seltene Arten der Untergattung an entsprechenden Standorten ebenfalls genutzt. Mehrjährige Arten der Gattung Sonchus sind an solchen Standorten nicht sicher auszuschließen, aber doch wenig wahrscheinlich. Heidelbeere als Raupennahrung ist hingegen zweifelsfrei falsch.

Da die sehr ähnliche Celypha lacunana hochgradig polyphag ist und auch Celypha cespitana ziemlich polyphag zu sein scheint, bleint natürlich die Frage offen, ob nicht auch C. rurestrana Pflanzen anderer Gattung oder gar anderer Familien nutzen kann. Die bisherigen Beobachtungen liefern aber keinen Ansatz dazu. Die Ausführungen von Hellers (2002: 70) aus Luxemburg sprechen genau für diese enge Bindung an Habichskräuter: "Der in Luxemburg typische Lebensraum dieser Art sind stark besonnte Straßenböschungen im Schiefergestein mit schütterer Vegetation, wo aber die Raupenfutterpflanze (Hieracium spec.-Bradley et al. 1979) wachsen muß. C. rurestrana kann an solchen günstigen Stellen in Anzahl auftreten."

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Publikationsjahr der Erstbeschreibung

Woodward (1922: 380) [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org] teilt die Publikationsjahre des Bandes mit: 1-112 (mit ?) und pl. 51-56 1842, 113-480 (mit ?) und pl. 57-72 1843, 481-[555] (mit ?) und pl. 73-80 1844, pl. 81-90 1845.

(Autor: Jürgen Rodeland)

4.4. Literatur