2. Diagnose
2.1. Erstbeschreibung
2.2. Falter
Stühmer et al. (2024: 42) liefern eine Differenzialdiagnose gegenüber Caryyocolum blandella, mit der sich zumindest die Vorsortierung verdächtiger Tiere ermöglichen lassen sollte: "Beide Arten unterscheiden sich zwar in der Genitalmorphologie nicht zuverlässig (Huemer, 1988; Huemer & Karsholt, 2010), sind aber habituell leicht trennbar. Caryocolum horoscopa ist etwas kleiner als Caryocolum blandella (ca. 10–11 versus 12–15mm Flügelspannweite) und vor allem vergleichsweise auf den Vorderflügeln viel intensiver graubraun beschuppt. Letztere Art wirkt hingegen weißgrau mit stark kontrastierenden schwarzen Flecken."
3. Weitere Informationen
3.1. Andere Kombinationen
- Phthorimaea horoscopa Meyrick, 1926 [Originalkombination]
- Caryocolum blandella ssp. horoscopa (Meyrick, 1926) [bis Huemer & Karsholt (2020) übliche Kombination]
3.2. Taxonomie und Faunistik
In der Fauna Europaea (Fauna Europaea Web Service. Last update 22 December 2009. Version 2.1. Available online at [http://www.faunaeur.org]) wurde vermerkt: "It is uncertain whether specimens from Europe (Greece) are conspecific with the type material from India (Kashmir) (Huemer, P. 1989)".
Huemer & Karsholt (2010) behandelten die etwas kleineren, genitaliter aber nicht klar abtrennbaren Tiere mit dunkelgrau geschecktem Kopf und Thorax (Griechenland, Türkei, Afghanistan, Indien (locus typicus im Kaschmir)) nicht länger als eigenständige Art, sondern als Unterart von C. blandella: Caryocolum blandella ssp. horoscopa (Meyrick, 1926).
Huemer & Karsholt (2020: 134) hingegen gestehen dem Taxon horoscopa hingegen aufgrund größerer Barcode-Unterschiede erneut Artberechtigung zu: "Caryocolum horoscopa. Initially described as a species, this taxon was recently considered to be a subspecies of Caryocolum blandella (Huemer and Karsholt 2010). However, in addition to diagnostic morphology, DNA barcodes also clearly support a separate species status for this taxon, and we therefore reinstate C. horoscopa stat. rev."
Stühmer et al. (2024) überraschten mit dem "Erstnachweis von Caryocolum horoscopa (MEYRICK, 1926) für Deutschland und Mitteleuropa". Was war geschehen ? Thorsten Stühmer hatte beim Lichtfang am 23. Juli 2022 am Rande von Gerbrunn bei Würzburg (Bayern) 3 Falter gefangen, die nach Caryocolum blandella aussahen, einer damals für ihn noch neuen Art. Da er über die Möglichkeit verfügte, dies per Barcoding selbst zu bestätigen, ging er diesen Weg. Doch das Ergebnis überraschte: Caryocolum horoscopa ! Gleiches galt für die beiden anderen, dann ebenfalls untersuchten Falter. Am 22. Juli 2023 wurde wieder mit 4 Türmen an gleicher Stelle geleuchtet, 12 Verdachtstiere kamen in der Streuobstwiese, 2 an einem Turm in einer nahen Brachwiese. Und per Barcoding wurden wieder alle als C. horoscopa bestimmt. Am 18. Juli 2024 wurden erneut 8Falter dieser Art gefangen. Sie scheint also lokal etabliert zu sein. Aber anscheinend nur hier, denn die von Werner Wolf jetzt auch per Barcoding überprüften C. blandella von verschiedenen weiteren Fundorten der Region blieben auch beim Barcoding C. blandella. Und die Interpretation: " Der Nachweis eines möglicherweise stabil etablierten (Mikro-?)Vorkommens von Caryocolum horoscopa bei Würzburg darf als ausgesprochen unerwartete Entdeckung gewertet werden. Dass es sich dabei um die rezente Einschleppung eines Neozoons handelt ist vorauszusetzen, wobei angesichts des globalisierten Handels- und Personenverkehrs gerade auch in Städten ein erhöhtes Potential für solcherlei Funde denkbar ist. Als größeres Projekt mit umfangreichen Neuanpflanzungen wäre etwas westlich des Fundorts z.B. die großflächige Konversion des Geländes der ehemaligen Leighton Barracks zu nennen (Anlage des Geländes für die Landesgartenschau von 2018, Neubau des Stadtteils Hubland). Aber auch die aus dem Jahr 1978 datierende Anlage des „Neuen Friedhofs“ unmittelbar beim Fundort am Fuße des Hangs, oder die in dem Gebiet schon länger vorhandene (ehemalige) Gartennutzung mit nunmehr vorwiegend ungenutzten Flächen, kommen dafür ohne weiteres in Betracht. Da die Nahrungspflanze(n) von Caryocolum horoscopa unbekannt ist lässt sich nicht sagen, inwieweit zufällig und möglicherweise sogar spezifisch an dieser Stelle die geeigneten Bedingungen für die Etablierung einer autonomen Population vorhanden sind. Vorderhand stellt der Fundort, ein Bereich besonnter Steuobstwiesen in mäßig steiler Süd- bis Südost-Hanglage mit angrenzendem Busch- und Baumbestand, keinerlei Besonderheit im Würzburger Stadtgebiet bzw. Umland dar." Doch entsprechende Tiere wurden eben nur hier gefunden. Im Moment wissen wir nur, dass C. horoscopa in Bayern seit mindestens 3 Jahren ganz lokal etabliert sein dürfte. Ohne weitere Fundorte wird dies vorerst noch als "Einzelnachweis" für Deutschland gewertet.
Im Moment ist klar, dass die Tiere aus Deutschland im Barcode mit Tieren aus der Türkei übereinstimmen. Aus dem Umfeld der Typenlokalität der Art - Srinagar in Indien - liegt noch kein Barcode vor.
(Autor: Erwin Rennwald)
3.3. Literatur
- Beschreibung des Weibchens: Huemer, P. (1989): Neue und wenig bekannte Arten der Gattung Caryocolum Gregor & Povolný, 1954, aus Südwestasien. — Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 79: 127-142. [PDF auf zobodat.at]
- Huemer, P. & O. Karsholt (2010): Gelechiidae II (Gelechiinae: Gnorimoschemini). — In: Huemer, P., Karsholt, O. & M. Nuss (2010): Microlepidoptera of Europe 6: 1-586. Stenstrup (Apollo Books).
- Huemer, P. & O. Karsholt (2020): Commented checklist of European Gelechiidae (Lepidoptera). — ZooKeys 921: 65–140. [zur Arbeit und PDF-Download auf zookeys.pensoft.net]
- Erstbeschreibung: Meyrick, E. (1923-1930): Exotic Microlepidoptera 3: 1-640. [London] (Taylor and Francis).
- Stühmer, T., Wolf, W. & P. Huemer (2024): Erstnachweis von Caryocolum horoscopa (MEYRICK, 1926) für Deutschland und Mitteleuropa (Insecta: Lepidoptera: Gelechiidae). — Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik, 24: 41–50.