1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Raupe
1.3. Fraßspuren und Befallsbild
1.4. Puppe
2. Diagnose
2.1. Weibchen
2.2. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat und Lebensweise
Etwa ab Ende Mai, Anfang Juni kann der Befall an den Silene nutans-Pflanzen festgestellt werden: Die jetzt noch sehr kleinen Räupchen leben in einem Blütenstängel, welcher mit der Bildung einer bis haselnussgrossen Stängelgalle auf den Befall reagiert. Das Innere der Stängelgalle ist hohl. Darin wohnt und entwickelt sich die Raupe.
Wenn die befallenen Stängel jetzt gepflückt und in Wasser eingestellt werden, so ist die Chance auf einen Zuchterfolg nicht sehr gross. Meistens welken und verfaulen oder verschimmeln die Stängel so rasch, dass die Raupe ihre Entwicklung nicht beenden kann. Etwas grössere Erfolgsaussichten bestehen dann, wenn das Wasser mit einigen Tropfen "Blumenfrisch" (Mittel gegen die Zersetzung des Wassers bei Schnittblumen) versehen wird. Das Produkt scheint den Raupen nicht zu schaden. Das Einpflanzen mit Wurzelstock wäre wohl eine noch bessere Lösung. Oft welken die Pflanzen dann aber trotzdem sehr rasch. Die allerbeste Lösung besteht darin, aufgespürte Stängelgallen erst ab Mitte Juni einzutragen. Dann sind die Raupen erwachsen.
Zur Verpuppung verlassen die Raupen die Gallen. Das Ausschlupfloch ist gut sichtbar. Das Risiko beim Warten bis zum Eintragen der Gallen besteht also darin, dass die Raupen ihre "Wohnungen" bereits verlassen haben.
Die Verpuppung findet in einem feinen weissen Gespinst im Bodensubstrat statt. Die Puppenruhe dauert mit 4-5 Wochen relativ lange.
Die befallenen Stängel mit den auffälligen Gallen vertrocknen im Sommer und bleiben oft noch bis zum kommenden Frühjahr sichtbar.
(Text: Rudolf Bryner)
3.2. Nahrung der Raupe
- [Caryophyllaceae:] Silene nutans (Nickendes Leimkraut)
Das Nickende Leimkraut wurde schon in der Erstbeschreibung von Schmid (1863) als Raupennahrungspflanze genannt und seither mehrfach als solche bestätigt.
4. Weitere Informationen
4.1. Abweichende Schreibweisen
- Caryocolum cauligenellum [nach Artikel 32.1. des International Code for Zoological Nomenclature korrekte Schreibweise mit Übereinstimmung des grammatikalischen Geschlechts von Gattungs-Substantiv und Art-Adjektiv oder -Partizip (Gender Agreement des ICZN)]
4.2. Andere Kombinationen
- Gelechia cauligenella Schmid, 1863 [Originalkombination]
4.3. Faunistik
Nach Gaedike & Heinicke (1999) in Deutschland nur mit Angaben von vor 1980 aus Baden-Württemberg und Bayern bekannt. Da die Art von der Mombacher Heide bei Mainz beschrieben wurde, ist Rheinland-Pfalz mit Angaben von vor 1900 zu ergänzen. Für Bayern wurde die Art von Pröse et al. (2003) mit "0 - ausgestorben oder verschollen" für die Region "Schichtstufenland" in die Rote Liste aufgenommen
4.4. Literatur
- Gaedike, R. & W. Heinicke (1999): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Entomofauna Germanica 3). — Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 5: 1-216.
- Lectotypus-Festlegung: Huemer, P. (1988): A taxonomic revision of Caryocolum (Lepidoptera, Gelechiidae). — Bulletin of the British Museum (Natural History). Entomology series 57: 439-571 [Digitalisat auf archive.org].
- Pröse, H., Segerer, S. & H. Kolbeck (2003)[2004]: Rote Liste gefährdeter Kleinschmetterlinge (Lepidoptera: Microlepidoptera) Bayerns. — S. 234-268. In: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (2003)[2004]: Rote Liste gefährdeter Tiere Bayerns. — Schriftenreihe Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, Heft 166. 384 S., Augsburg. [Hinweis: Im Heft steht als Erscheinungsjahr "2003" - tatsächlich wurde es aber erst am 2. April 2004 der Öffentlichkeit vorgestellt] [PDF auf lfu.bayern.de].
- Erstbeschreibung: Schmid, A. (1863): Beiträge zur Naturgeschichte der Schmetterlinge. — Berliner Entomologische Zeitschrift 7 (1/2): 57-66.
- [SCHÜTZE (1931): 88]
- Stainton, H. T. (1867): The natural history of the Tineina 10: I-XI, 1-304, Gelechia pl. IX-XVI. London (John van Voorst) – Paris (Deyrolle) – Berlin (E. S. Mittler und Sohn). — Digitalisat auf archive.org: [70-77], [pl. IX fig. 2].