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Falter
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Erstbeschreibung

Darin indizierte Abbildung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Lamiaceae:] Scutellaria cypria (Zyprisches Helmkraut)
  • [Brassicaceae:] Hesperis tristis ??? [= Hesperis desertorum ???] (Trauer-Nachtviole, Trübe Nachtviole ???)

Bis zum 22. Oktober 2018 war hier zu lesen: "Die Nahrungspflanze von Calocucullia celsiae ist, nicht die von Spuler vermutete Celsia (siehe unter Etymologie), sondern Hesperus desertorum." Das ist komplett zu korrigieren!

Was Herrich-Schäffer, [1850: 311] dazu bewog, die Art "Celsiae Friv." zu nennen, teilte er nicht mit - möglicherweise kam der Name auch gar nicht von ihm sondern vom Finder, Herr Dr. Frivaldszky. Wie dem auch sei, lag Spuler (1908: 267R) wahrscheinlich richtig, wenn er formulierte: „Celsia eine Pflanzengattung aus der Familie der Scrophularineae, Nahrungspflanze der Raupe?.“ Viele Cucullia-Arten leben an Scrophulariaceen, besonders viele an Verbascum-Arten und die ehemalige Gattung "Celsia" wird heute allgemein als Synonym zu Verbascum gestellt. Da die Beschreibung auf einem Einzelexemplar beruhte und nichts zur Raupe mitgeteilt wurde, ist nicht davon auszugehen, dass das Tier ex larva gezüchtet wurde. Rebel (1903: 230) konnte dann endlich (vermeintliche) Klarheit schaffen, die scheinbar keine Zweifel übrig ließen: Die Raupe wurde mehrfach mit der genannten Pflanze durchgezogen, Rebel selbst bekam die Raupe lebend zu sehen, und die Pflanze wurde schließlich von einem namhaften Botaniker bestimmt. Wie sich erst 115 Jahre später herausstellen sollte, hatte sich hier doch irgendwo ein Fehler eingeschlichen ... Doch zuerst die entscheidenden Zeilen von Rebel (1903: 230): "Bei Slivno erst in den letzten Jahren von Haberhauer mehrfach erzogen. Er fand die Raupe auf den Bergen bei Slivno auf der seltenen Hesperis Desertorum Vel., die glücklicherweise nur nach eingesandten Fragmenten von Herrn Dr. Rechinger noch bestimmt werden konnte. Die gezogenen Falter stimmen gut mit Herrich-Schäffers Abbildung" [...] Während meines Aufenthaltes in Slivno zeigte mir Haberhauer eine am 24. Juni geschöpfte, ihm damals noch unbekannte Raupe, welche, wie mir später brieflich von ihm bestätigt wurde, jene von Cucullia Celsiae war." Hesperis tristis (= Hesperis desertorum, Trauer-Nachtviole, Trübe Nachtviole) ist ein Kreuzblütler (Brassicaceae), fällt also als Raupennahrung für Cucullien stark aus dem Rahmen, doch es gibt weitere Beispiele von Arten, bei denen das auch der Fall ist und hier schien doch alles gut geprüft. Allein es fehlte an weiteren Raupenfunden, obwohl doch der Falter teilweise recht häufig auftreten kann.

Wagner (2018) überrascht nun mit seinem Aufsatz "The mystery of the preimaginal stages of Cucullia celsiae Herrich-Schäffer, [1850] solved in Cyprus [...]" und gleich noch einmal damit, dass er die Raupen dort an Pflanzen einer ganz anderen, für Cucullien-Raupen ganz unbekannten Pflanzenfamilie fand, den Lamiaceae (Lippenblütlern), konkret an Scutellaria cypria. Und er fand nicht nur eine einzelne Raupe, sondern Anfang April 2018 insgesamt 15 Eier und 25 Raupen unterschiedlicher Stadien und die Raupen nahmen in der Zucht kein anderes Futter an.

Und jetzt? W. Wagner kann noch kein Zuchtergebnis vorlegen, denn seine Zuchttiere sind noch in der Puppenruhe. Aber er ist sich hinsichtlich der Raupen sehr sicher, da er die anderen Cucullia-Arten von Zypern kennt und er ganz gezielt an Stellen mit Vorkommen der Art gesucht hat. Lebt die Art auf Zypern an einer völlig anderen Nahrungspflanze als in Bulgarien? Ganz auszuschließen ist das nicht, aber insgesamt doch kaum zu erwarten. Wagner (2018) jedenfalls stellt fest, dass es überall, wo die Art vorkommt, auch Scutellaria-Arten mit passender Ökologie gibt. Könnte es also sein, dass Rechinger die Pflanzenreste falsch gedeutet hat ? Oder dass er die falschen Pflanzenreste zur Bestimmung vorgelegt bekam? Dies wird kaum mehr zu klären sein. Aber noch etwas fällt auf: Wagner (2018) stellt fest, dass die von ihm selbst gezeigten und beschriebenen Raupen in vielen Details mit der Raupenbeschreibung von Rebel (1903) übereinstimmen, in einigen anderen Details aber deutlich abweichen! Variation? Wohl kaum! Ungenaue Raupenbeschreibung durch Rebel ? Schon eher - aber auch das überzeugt nicht. Hatte Rebel (1903) also doch eine andere Raupe zu sehen bekommen? Gut möglich - aber dann war das gar keine Cucullia! Wolfgang Wagners Raupe sieht sehr nach einer (tarnfarbenen) Cucullia aus. Und ich gehe davon aus, dass bei ihm im April auch nichts anderes schlüpfen wird als C. celsiae. Jetzt gilt es jedenfalls, auch in Griechenland und Bulgarien im April und Mai gezielt nach Raupen an Helmkraut-Arten (Scutellaria spp.) nach Raupen zu suchen. Scutellaria cypria ist ein Endemit von Zypern - andernorts muss die Raupe also an anderen Arten der Gattung (oder doch ganz anderen Pflanzen (?)) leben.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Celsia eine Pflanzengattung aus der Familie der Scrophularineae, Nahrungspflanze der Raupe?.“

Spuler 1 (1908: 267R)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Unterarten

4.4. Taxonomie

Fibiger et al. (2010) akzeptieren die zunächst abgelehnte monotypische Gattung Calocucullia. Wagner (2018) sieht keine Notwendigkeit dafür.

4.5. Faunistik

Locus typicus ist Thessaloniki in Griechenland.

4.6. Publikationsjahr der Erstbeschreibung

Wir folgen den detaillierten Datierungs-Angaben von Heppner (1982). Obwohl die Tafel Noctuides 36 bereits 1846 erschienen ist, darf sie nach den Bestimmungen des ICZN nicht als Erstbeschreibung gelten, denn die Nomenklatur auf dieser Tafel ist nicht binominal.

4.7. Literatur

  • Heppner, J. B. (1982): Dates of selected Lepidoptera literature for the western hemisphere fauna. — Journal of the Lepidopterologists' Society 36 (2): 87-111.
  • Erstbeschreibung: Herrich-Schäffer, G. A. W. („1845“) [1843-1855]: Systematische Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa, zugleich als Text, Revision und Supplement zu Jakob Hübner's Sammlung europäischer Schmetterlinge. Zweiter Band. Die Schwärmer, Spinner und Eulen: 1-450, Index 1-64, Hepialides pl. 1, Cossides pl. 1-2, Zygaenides pl. 1-16, Sesiides pl. 1-10, Sphingides pl. 1-4, Bombycides pl. 1-32, Noctuides pl. 1-124, Nycteolidae pl. 1. Regensburg.
  • Wagner, W. (2018): The mystery of the preimaginal stages of Cucullia celsiae Herrich-Schäffer, [1850] solved in Cyprus, and second record of Cucullia gozmanyi (G. & L. Ronkay, 1994) in Greece (Lepidoptera: Noctuidae. — Nachrichten des entomologischen Vereins Apollo, Neue Folge 39 (2): 69-74.