1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Kopula
1.3. Raupe
1.4. Fraßspuren und Befallsbild
1.5. Puppe
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Genitalien
2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen
2.4. Diagnose Mine
Die Minen an Kreuzdorn (Rhamnus cathartica) bzw. Faulbaum (Frangula alnus) sind sehr charakteristisch: Die Raupe frisst zuerst einen spiraligen, dicht aneinanderliegenden Gang von innen nach außen. Der dicht gewundene Innenteil mit etwa 3 mm Durchmesser erscheint bei flüchtigem Hinsehen als unstrukturierter Fleck, besteht aber aus etwa 5 - 7 Gangumläufen. Zuletzt wird der Gang ein kurzes Stück tangential fortgesetzt, bald darauf verlässt die Raupe die Mine. Die Larven häuten sich nach dem Verlassen der Mine unter einem glatten Kokon, erzeugen dann zuerst Fenster-, später Lochfraß, frei am Blatt sitzend. Sie verpuppen sich in einem gerippten Kokon
Oft mehrere Minen in einem Blatt. Raupen in der Mine v.a. im August.
2.5. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Nahrung der Raupe
Bladmineerders.nl [Artseite auf bladmineerders.nl] führt eine Reihe von Rhamnus-Arten als Raupennahrung an:
- [Rhamnaceae:] Rhamnus cathartica [= Rhamnus catharticus] (Purgier-Kreuzdorn)
- [Rhamnaceae:] Rhamnus saxatilis (Felsen-Kreuzdorn)
- [Rhamnaceae:] Rhamnus saxatilis subsp. tinctorius (Gerber-Kreuzdorn)
- [Rhamnaceae:] Rhamnus davurica [= Rhamnus davuricus, Schreibfehler: "R. dahuricus", "R. davurnicus"] (Dahurischer Kreuzdorn)
- [Rhamnaceae:] Rhamnus imeritina [= Rhamnus imeritinus] (Kaukasischer Kreuzdorn)
- [Rhamnaceae:] Rhamnus erythroxyloides [= Rhamnus pallasii] (Schmalblättriger Kreuzdorn)
- [Rhamnaceae:] Rhamnus frangula [=Frangula alnus] (Gewöhnlicher Faulbaum)
- [Rhamnaceae:] Rhamnus rupestris [= Frangula rupestris] (Felsen-Kreuzdorn, Felsen-Faulbaum)
Die meisten dieser Angaben stammen aus der Zusammenstellung von Popescu-Gorj & Drãghia (1966) aus dem botanischen Garten von Bukarest, die die Art dort für den 7. September 1963 als selten bezeichneten.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Andere Kombinationen
- Tinea frangulella Goeze, 1783 [nachträglich korrigierte Schreibweise in der Originalkombination]
4.2. Abweichende Schreibweisen
- Tinea frangutella Goeze, 1783 [Originalkombination]
- Bucculatrix frangutella Goeze, 1783 [zumeist verwendete Schreibweise, so auch im Lepiforum bis 10. Juni 2025; sicher zurecht als "misspelling" gedeutet]
4.3. Nomenklatur
Goeze (1783) benutzte in seiner Erstbeschreibung die Kombination "Tinea frangutella". Da er das Tier "die Faulbaummotte" nannte, war klar, dass er es nach der Nahrungspflanze Rhamnus frangula [heute Frangula alnus] benennen wollte. Ja, es ist zu vermuten, dass er das Tier auch so benannt hat, dass der Setzer statt des "l" aber ein "t" erwischt hat. Vom Autor selbst scheint es keine schriftliche Korrektur gegeben zu haben, doch spätestens Herrich-Schäffer (1855) führte - absichtlich oder unabsichtlich - die korrigierte Schreibweise Bucculatrix frangulella Herrich-Schäffer, 1855 ein. Auch Stainton (1862) benutzte diese Kombination, die danach über längere Zeit die meistverwendete bleiben sollte. Erst mit der verstärkten Einführung und Beachtung von Nomenklaturregeln wurde betont, dass die Originalschreibweise mit "t" ist, und daher "frangutella" ein "misspelling". Im Lepiforum - wo wir ja auch den Abdruck der Erstbeschreibung zeigen - sind wir dem gefolgt und haben bis 10. Juni 2025 diese originale Schreibweise verwendet. Aarvik et al. (2025: 101) argumentieren jetzt aber entgegengesetzt: "The original spelling of the name «frangutella» is a misspelling and is corrected to «frangulella». The species feeds on Frangula and should have been named «frangulella». The German name is also given in the original description as Faulbaummotte (Faulbaum = Frangula alnus). Consequently, Bucculatrix frangulella (Goeze, 1783) is a justified emendation of B. frangutella (ICZN article 33.2)." Goeze hatte keinen Grund, das nachträglich zu korrigieren, weil damals ja jedem klar war, was gemeint war - und sehr wahrscheinlich war es ja auch nicht sein Fehler, sondern der des Setzers. Wir übernehmen diese nach den Nomenklaturregeln des ICZN korrekte "justified emendation" - zumal sie ja die ganze Zeit über vielfach Usus war.
(Autor: Erwin Rennwald)
4.4. Literatur
- Aarvik, L., Bengtsson, B.Å., Elven, H., Falck, M., Ivinskis, P., Karsholt, O., Mutanen, M. & N. Savenkov (2025): Second update to the Nordic-Baltic Checklist of Lepidoptera. — Norwegian Journal of Entomology, 72: 94–107.
- Erstbeschreibung: Goeze, J. A. E. (1783): Entomologische Beyträge zu des Ritter Linné zwölften Ausgabe des Natursystems, 3. Teil, 4. Band. I-XX + 1-178. Leipzig (Weidmanns Erben und Reich).
- Herrich-Schäffer, G. A. W. (1843-1856): Systematische Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa, zugleich als Text, Revision und Supplement zu Jakob Hübner's Sammlung europäischer Schmetterlinge. Sechster und letzter Band: Schlusswort [4 pp., unpaginiert]; Macrolepidoptera I-XVIII, pl. I-XXII; Microlepidoptera I-VIII, pl. I-XIV; Nachtrag zum ersten Bande 1-38, Nachtrag zum zweiten Bande 39-61, Nachtrag zum dritten Bande 62-80, [Nachtrag ohne Titel] 81-133; Weitere Nachträge zum dritten Band 133-139, Nachträge zum vierten Band 140-161, Nachträge zum fünften Band 161-166, Zweiter Nachtrag zum ersten und zweiten Bande 167-178; Systema Lepidopterorum Europae 1-72; Index 1-48. Regensburg (G. J. Manz).
- Popescu-Gorj, A. & I. Drãghia (1966): Contributions à la connaissance de l'entomofaune mineuse de Roumanie. — Traveaux du Museum National d'Histoire Naturelle Grigore Antipa 6: 99-117. [PDF-Version auf travaux.ro (schlechter Scan)]
- [SCHÜTZE (1931): 136-137]
- Stainton, H. T. (1862): The natural history of the Tineina 7: I-IX, 1-251, Bucculatrix pl. I-IV, Nepticula pl. VIII-XI. London (John van Voorst) – Paris (Deyrolle) – Berlin (E. S. Mittler und Sohn). — Digitalisat auf archive.org: [114-129], [Bucculatrix pl. IV fig. 1].