1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Raupe
1.3. Fraßspuren und Befallsbild
1.4. Puppe
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Geschlecht nicht bestimmt
Zur Variabilität von Zeichnung und Färbung siehe [Forumsbeitrag] von Uwe Büchner.
2.4. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Raupennahrungspflanze
3.3. Nahrung der Raupe
- [Asteraceae:] Tripolium pannonicum ssp. tripolium [= Aster tripolium] (Strand-Aster)
Die Art ist ganz an die Strand-Aster als Raupennahrung und damit an Salzstellen gebunden.
von Heyden (1861: 39) hatte ausführlich erläutert: "Raupe sehr schmal, niedergedrückt, die Segmente stark eingeschnürt, glanzlos, fast sammetartig, mit wenigen, kurzen, dem unbewaffneten Auge kaum sichtbaren Härchen besetzt, blassgelb. Kopf sehr klein, herzförmig, glänzend, blassgelb, mit dunklerem Munde und Seitenfleckchen. Beine gelb. Puppe ziemlich walzenförmig, mit langen, hinten abstehenden Scheiden, welche die drei letzten Segmente frei lassen. Der Kopf zeigt eine etwas vorstehende, dreieckige, kurze Schnauze. Das letzte Segment ist stumpf und hat beiderseits einen kleinen Dorn. Sie ist etwas glänzend, hellbraun. Während der Jahresversammlung der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, am 2. Juli 1859 zu Salzhausen, entdeckte ich an den Gradirwerken der dortigen Saline, auf Aster Tripolium, die Raupe dieser bis dahin nur an den Meeresküsten Englands gefundenen Art. (Confr. Achter Bericht dieser Gesellschaft pag. 87.) Die Raupe hat ganz die Lebensweise der verwandten Arten. In der ersten Jugend minirt sie in schmalen, sich erweiternden, wenig gebogenen Gängen der Blätter. Eine dunklere Kothlinie ist in der Mitte des Ganges sichtbar. Die Häutung findet ausserhalb der Mine statt, wozu sie sich auf der Unterseite des Blattes ein länglich-rundes, flaches, dünnes, weisses Gespinnst verfertigt, das sie später durch ein kleines Loch wieder verlässt. In späterem Alter lebt sie frei auf der Unterseite der Blätter und frisst die Blattsubstanz in längeren Flecken weg, wobei nur die obere Epidermis bleibt. An demselben Orte oder auch am Stengel verfertigt sich die Raupe ein kümmelförmiges, weisses Gespinnst, mit 5 mehr oder weniger starken Längsrippen. An seinen beiden Enden ist ein dünner, mehr flacher Fortsatz sichtbar. Anfangs Juli verpuppten sich sämmtliche Raupen und entwickelten sich die Motten Anfangs August. Ohne Zweifel findet eine zweite Generation statt, die ich jedoch nicht beobachten konnte."
(Autor: Erwin Rennwald)
3.4. Lebensweise
Am Beginn der Entwicklung ist die Gangmine sehr dünn und lang. Sie beginnt an der Blattunterseite. Die Raupe frisst sich dann durch das Blatt, um die Mine auf der Blattoberseite fortzuführen. Nach ein paar Kurven folgt sie der Mittelrippe zum Blattansatz (Befallsbilder 1 und 2). Nachdem die Raupe die Anfangsmine verlassen hat, frisst sie anschließend kurze Minen in den Blättern (Befallsbilder 3-8). Wie auch bei anderen Bucculatrix-Arten wird auf der Blattoberseite ein Gespinst hergestellt, in dem sich die Raupe zum letzten Mal häutet (Befallsbilder 9 und 10). Danach leben die Raupe bis zur Verpuppung frei an der Nahrungspflanze wo sie nicht leicht zu finden sind. Bei der kleinsten Erschütterung lassen sie sich, an einem Gespinstfaden gesichert, vom Blatt oder von der ganzen Pflanze in die Bodenstreu fallen und sind dort nur schwer zu entdecken.
Zur Verpuppung verlassen die Raupen die Strandaster, um sich an einer anderen Pflanze einen Kokon herzustellen. Alle Kokons im Freiland fand ich am Stranddreizack, etwa 10 bis 15 cm über dem Boden. Sie waren alle etwa 0,5 cm unter der Blattspitze angebracht. Die weißen Kokons fallen in der Vegetation auf. Der Kokon hat am Schlupfende "Leitbleche", äußerlich als helle Flächen erkennbar, über die sich die Puppe beim Schlupf nach außen schiebt. Das Herausschieben der Puppe erfolgt stets nach unten (siehe Puppenbilder 1-3).
(Autor: Uwe Büchner)
4. Weitere Informationen
4.1. Faunistik
Die Art ist ganz an die Strandaster als Raupennahrung und damit an Salzstellen gebunden. Ihre Nachweise für Deutschland beschränken sich daher erwartungsgemäß auf Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und die Binnensalzstellen von Thüringen und Sachsen-Anhalt. Eine Binnensalzstelle mit Vorkommen der Strand-Aster gab es auch einmal im Saarland, und so konnte Werno (2015) in einem Herbarbeleg dieser Pflanze vom 17. August 1935 aus Emmersweiler tatsächlich eindeutige Minen und einen kleinen Kokon von B. maritima nachweisen - da die Binnensalzstelle 1939 zerstört wurde und die Strand-Aster dort heute ganz fehlt, muss auch der Falter als im Saarland ausgerottet betrachtet werden.
Die Vorkommen in Österreich sind entsprechend auf die Bundesländer Niederösterreich, Wien und Burgenland beschränkt (Huemer 2013).
(Autor: Erwin Rennwald)
4.2. Literatur
- Heyden, C. von (1861): Fragmente aus meinen entomologischen Tagebüchern. — Entomologische Zeitung 22: 31-42. Stettin. [PDF auf zobodat.at]
- Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. – 304 S. (Studiohefte 12); Innsbruck (Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.).
- [SCHÜTZE (1931): 182]
- Erstbeschreibung: Stainton, H. T. (1851): A supplementary catalogue of the British Tineidæ & Pterophoridæ. i-iv, 1-28 [Überschrift Seite 15: Appendix. A catalogue of the Tineidæ obtained from Herr Joseph Mann, of Vienna, in 1849]. London (John van Voorst).
- Stainton, H. T. (1862): The natural history of the Tineina 7: I-IX, 1-251, Bucculatrix pl. I-IV, Nepticula pl. VIII-XI. London (John van Voorst) – Paris (Deyrolle) – Berlin (E. S. Mittler und Sohn). — Digitalisat auf archive.org: [88-97], [Bucculatrix pl. III fig. 1].
- Werno, A. (2015): Bucculatrix maritima Stainton, 1851, eine neue Lepidopterenart aus dem Saarland (Insecta: Lepidoptera, Bucculatricidae). — Abhandlungen der Delattinia 41: 283-286. [PDF auf delattinia.de]