1. Falter
2. Ausgewachsene Raupe
3. Jüngere Raupenstadien
Weitere Jungraupenbilder im Forum: [Beitrag 1] [Beitrag 2] [Beitrag 3]
4. Fraßspuren und Befallsbild
5. Puppe
6. Diagnose
6.1. Männchen
6.2. Weibchen
6.3. Genitalien
6.3.1. Männchen
6.3.2. Weibchen
7. Biologie
7.1. Habitat
7.2. Lebensweise
Tina Schulz berichtet im [Forum] über ihre Erkenntnisse beim Raupenfund und bei der Zucht von B. terrella. Demnach webt die Raupe einen Gespinstschlauch von knapp 20 mm Länge in zur Verfügung gestellten Gräsern, in dem sie sich aufhält. Den Kot setzt sie außerhalb ab. In den meisten Fällen wurde nicht nur Gras gefressen, sondern auch verschiedene Moose. Es kam aber auch vor, dass Raupen sich nur von Gras ernährten.
Die Raupen überwintern. Das im Frühling angefertigte Verpuppungsgespinst ist recht zäh und eng. Die Tiere ziehen Pflanzenteile (im konkreten Fall Moos) zusammen und verspinnen sie zu einem länglichen, ca. 10 mm langen Gespinst. Vor der Verpuppung wurden die Raupen (soweit gemessen) ca. 13 mm lang.
7.3. Raupennahrungspflanzen
7.4. Nahrung der Raupe
- [Hylocomiaceae:] Rhytidiadelphus squarrosus (Sparriger Runzelpeter)
- [Brachytheciaceae:] Brachythecium rutabulum (Gemeines Kurzbüchsenmoos, Krücken-Kurzbüchsenmoos, Krückenförmiges Kurzbüchsenmoos, Kurzkapselmoos, Kegelmoos)
- [Pottiaceae:] Syntrichia ruralis var. ruraliformis [= Syntrichia ruraliformis, Tortula ruralis var. ruraliformis, Tortula ruraliformis] (Dach-Drehzahnmoos)
- [Hypnaceae:] Hypnum jutlandicum (Heide-Schlafmoos)
- [Pylaisiaceae:] Calliergonella cuspidata (Spitzblättriges Spießmoos)
- [Poaceae:] Agrostis capillaris (Zartes Straußgras)
Snellen (1882: 644) hatte die Raupe beschrieben und dazu eigene Beobachtungen mitgeteilt: "Ik vond haar in gangen van spinsel, op den grond tusschen gras, waarvan zij de halmen von onderen afknaagden. Waarschijnlijk leeft zij ook op dezelfde wijze von op den grond groijende mossen." Aber kann das sein? Gras und Moose?
Schütze (1931: 13) räumte gründlich mit den bis dahin vorgelegten Literaturangaben auf: "Über die Raupe dieses gemeinen Schmetterlings und ihre Lebensweise ist viel gefabelt worden; so sollte sie in gerollten Blättern von Triticum repens [jetzt: Elymus repens (Kriech-Quecke)] und anderen Gräsern leben, diese skelettierend. Das war aber Brachmia lutatella [jetzt Helcystogramma lutatella]. Dann hat man sie in Gespinströhren am Boden beobachtet, von welchen aus sie die nächsterreichbaren Blätter benagen sollte; aber terrella frisst kein Gras. Major Hering kam der Wahrheit näher, indem er vermutete, dass die in Gespinströhren am Boden lebende Raupe außer Gras auch Moos frisst. Ich kenne aber keine Raupe, die sich von Gras und Moos nährt. Man hat nicht beachtet, dass schon vorher Heinemann all diese Angaben in Zweifel zieht, und vermutet, die Raupe möge im Freien ausschließlich niedriges Moos fressen. Diese Vermutung ist nun zur Tatsache geworden, die neuere Forscher bestätigen. Ich selbst fand die Raupe im Moos am Grunde eines am Wege stehenden Baumes, solches nehmen auch aus Eiern erhaltene Räupchen sofort an. Das Gras darf daher endgültig von der Speisekarte der terrella gestrichen werden (Schütze).". Trotz dieser doch sehr deutlichen Worte werden in der Literatur Poaceae als Raupennahrung bis heute weitergeschleppt - und das allem Anschein nach sogar zurecht ...
Karsholt & Rutten (2005: 85) bemerken in ihrer Einführung zur Gattung Bryotropha: "Until a few years ago the early stages and the life history of most species of Bryotropha were unknown, and most of what is known to date about this subject stems from recent studies by Heckford and Sterling (Heckford 1999, Sterling & Heckford 2001, Heckford & Sterling 2002, 2003). We refer to their detailed descriptions and information, which we do not repeat in full here. All Bryotropha seem to feed on mosses (Bryophyta). They are more or less polyphagous on these and the menu of some also includes grasses. A couple of unconfirmed records also give Caryophyllaceae (see under B. italica and B. figulella) and Salicaceae (see under B. dryadella) as food plants. The larva lives in a silken tube spun to the host plant. These tubes are usually flimsy. Plant material and sand are often incorporated but not frass. When larvae live in flat, stone-growing mosses, the tubes can be visible as pale lines within the moss. In most cases, however, the tubes are well hidden and only visible after carefully parting the host plants. The larvae of most species are best searched for in the morning when the very fine strands of silk emanating from the larval tube, are covered with dewdrops and show up like minute spiders’ webs. Without dewdrops these strands are virtually invisible. The effect of early morning dew can be mimicked by using a pressurized water sprayer to deliver a fine mist to the moss (Heckford & Sterling 2002). Bryotropha apparently overwinter in the larval stage." Karsholt & Rutten (2005: 114) schreiben dann konkret zu Bryotropha terrella: "The biology has been described in detail by Heckford (1999) and Sterling & Heckford (2001). The larva has a black head, the prothoracic plate yellow-brown with large black areas and the body dull red-dish brown with a rather indistinct dorsal line. The caterpillar, which is figured in colour by Heckford (1999), lives in a silken gallery between the mosses Rhytidiadelphus squarrosus (Hedw.), Syntrichia ruraliformis (Besch.), Hypnum jutlandicum (Holmen & E. Warncke), Calliergonella cuspidata (Hedw.) and the grass Agrostis capillaris L. and has been observed to eat both mosses and grasses (Snellen 1882: 643, Sterling & Heckford 2001: 146-147)."
Die 4 genannten Moos-Arten gehören zu 4 Moos-Familien in 2 Ordnungen. Durch die Raupenfunde von Tina Schulz in Niedersachsen wurde eine dieser Moosarten bestätigt (Rhytidiadelphus squarrosus), eine weitere (aus einer fünften Moosfamilie) neu entdeckt (Brachythecium rutabulum) - bei beiden Moosarten handelt es sich dabei um zwei in Wiesen bis einschließlich "Rasen" in Gärten weit verbreitete und häufige Moose. Auch hier konnte in der Zucht erneut bestätigt werden, dass sowohl an Moos-Blättchen als auch am Gras genagt wird [Forumsbeitrag Tina Schulz und Folgebeiträge]. Snellen (1882) ist damit rehabilitiert und Schütze (1931) hätte noch etwas lernen können. Allerdings wissen wir bis heute nicht, welche relative Bedeutung Moose und Gräser für die einzelnen Raupen tatsächlich haben.
(Autor: Erwin Rennwald)
8. Weitere Informationen
8.1. Andere Kombinationen
- Tinea terrella Denis & Schiffermüller, 1775 [Originalkombination]
8.2. Synonyme
- Tinea inulella Hübner, 1796
- Nothris pauperella Hübner, [1825]
- Haemylis zephyrella Treitschke, 1832
- Gelechia latella Herrich-Schäffer, 1854
- Gelechia lutescens Constant, 1865
- Gelechia suspectella Heinemann, 1870
- Bryotropha alpicolella Heinemann, 1870
- Gelechia distinctella var. tenebrosella Teich, 1886
8.3. Literatur
- Erstbeschreibung: [Denis, M. & J. I. Schiffermüller] (1775): Ankündung eines systematischen Werkes von den Schmetterlingen der Wienergegend herausgegeben von einigen Lehrern am k. k. Theresianum. 1-323, pl. I a+b, Frontispiz. Wien (Augustin Bernardi). — Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München: [140].
- Heckford, R.J. (1999): Notes on the larvae of seven species of microlepidoptera (Oecophoridae, Gelechiidae and Pyralidae) not previosly described in the British literature, together with the rediscription of one and a further description of another. — Entomologist’s Gazette, 50: 223-237. [Sekundärzitat]
- Karsholt, O. & R. Rutten (2005): The genus Bryotropha Heinemann in the western Palaearctic (Lepidoptera: Gelechiidae). — Tijdschrift voor Entomologie, 148: 77-207. [PDF auf nev.nl]
- [SCHÜTZE (1931): 13]
- Snellen, P.C.T. (1882): De vlinders van Nederland. Microlepidoptera, systematisch beschreven. – Leiden (E.J. Brill). xiii + 1197 pp., 13 pls. [Zugang via books.google.de]
- Sterling, P.H. & R.J. Heckford (2001): The discovery of the larva of Bryotropha desertella (Douglas, 1850) in Britain and a further note on the larva of B. terrella ([D. & S.],1775) (Lepidoptera: Gelechiidae). — Entomologist’s Gazette, 52: 143-148. [Sekundärzitat]