1. Lebendfotos
1.1. Frühjahrsgeneration = f. levana
1.2. Sommergeneration = f. prorsa
1.3. Zwischenform = f. porima
1.4. Aberration
1.5. Kopula
1.6. Eiablage
1.7. Ausgewachsene Raupe
1.8. Jüngere Raupenstadien
1.9. Puppe
1.10. Ei
2. Diagnose
2.1. Falter
Obwohl Araschnia levana einen starken Saisondimorphismus aufweist, im Frühjahr und Sommer also in zwei völlig unterschiedlichen Formen auftritt, ist sie, zumindest in Europa, kaum zu verwechseln. Eine gewisse Ähnlichkeit haben lediglich die Neptis- und Limenitis-spp., vor allem Limenitis camilla. Diese Arten sind jedoch meist beträchtlich größer und die weiße Binde auf der Flügeloberseite ist stets deutlich breiter.
2.1.1. Ähnliche Arten
2.2. Genitalien
2.2.1. Männchen
2.3. Erstbeschreibung
2.4. Ei
Das Weibchen legt die Eier stets in der Form kunstvoller, kleiner Türmchen an der Blattunterseite ab. Durch diese einmalige Form sind die Eier unverwechselbar.
2.5. Raupe
Schwarz gefärbte Raupen ähneln stark der von Aglais io. Sie tragen jedoch auf dem Kopf zwei Dornen und bauen im Gegensatz zur A. io-Raupe kein Nest.
2.5.1. Ähnliche Arten
3. Biologie
3.1. Lebensweise
Man kann den Faltern in zwei Generationen antreffen, die je nach lokalem Klima ab April oder Mai und bis Mitte August fliegen. In wärmeren Gegenden und Jahren folgt dann noch eine 3. Generation, die von Ende August bis Ende September fliegt. Diese 3. Gen. verlässt oftmals die Wälder und legt auch an Brennnesseln, der Nahrungspflanze der Raupe, in landwirtschaftlich genutztem offenem Gelände ab. Die Raupe lebt gesellig. Im Gegensatz zu der von A. io baut sie kein dichtes Gespinst, überzieht die Stängel nur mit einigen wenigen Spinnfäden. Die Puppe, die von der letzten Generation abstammt, überwintert.
3.2. Habitat
Das Landkärtchen ist ein Bewohner feuchter innerer und äußerer Waldränder und dicht mit Hecken oder Gebüsch bewachsener Standorte. Der Netzfalter ist im wesentlichen ein Bewohner tieferer Lagen. Zumindest in Mitteleuropa übersteigt er 1000 m kaum. In sommerwarmen Klimagebieten, in den Ostpyrenäen, auf der Balkanhalbinsel oder auch im Altai kann er aber durchaus auch auf bis zu 1500 m angetroffen werden.
(Autor: Jürgen Hensle)
3.3. Nahrung der Raupe
- [Urticaceae:] Urtica dioica (Große Brennnessel)
- [Urticaceae:] Urtica angustifolia ? (Schmalblättrige Brennnessel ?)
- [Urticaceae:] Urtica urens ??? (Kleine Brennnessel ???)
- [Urticaceae:] Laportea bulbifera ?
- [Urticaceae:] Laportea sp. ?
- [Cannabaceae:] Humulus lupulus ? (Hopfen ?)
Nahezu einzige bisher aus Europa bekannte Eiablage- und Raupennahrungspflanze ist die Große Brennnessel (Urtica dioica). Eine Nutzung von Urtica kioviensis ist zwar zu erwarten, aber anscheinend noch nicht belegt. [HOSTS] listet für die frühere Tschechoslowakei zwar - ohne Quellennennung - auch Urtica urens auf, doch passt jene Pflanze überhaupt nicht ins Lebensraum-Schema der Art, so dass es sich bei der Angabe um ein Phantasieprodukt oder bestenfalls eine reine Fütterungspflanze handeln muss. In der gleichen Datenbank finden sich - wie immer ohne Quellennennung - für Korea noch Angaben zu Urtica angustifolia und Laportea bulbifera, für Japan zu Laportea sp. Die Arten der Gattung Laportea sind sehr nahe mit denen von Urtica verwandt. Ob es dazu Primärangaben gibt, weiß ich nicht.
Und was ist mit dem Hopfen? Reinhardt (2007: 177) schreibt: "Fast ausschließlich wird die Große Brennnessel Urtica dioica als Raupennahrung angenommen, im Osten wohl auch Urtica kioviensis (?). Nach Fiedler & Ruf (2003) nehmen die Raupen keinen Hopfen als Nahrung an. Dagegen fand Stöckel (Reinhardt et al. 2007) 3 Raupen an wildem Hopfen (Humulus lupulus) und zog sie damit bis zur Verpuppung." Bei Reinhardt et al. (2007: 413) heißt es dazu konkret: "Die normale Raupennahrung ist die Große Brennnessel Urtica dioica. Stöckel (in litt. 20.12.1985) hat im August 1985 von Hopfen (Humulus lupulus 3 Raupen geklopft und damit weitergefüttert. Bei Fiedler et al. (2002) wurde Hopfen von den Raupen nicht angenommen." Die umfassenden Ausführungen von Fiedler & Ruf (2002: 265-266) verdienen es, detailliert zitiert zu werden: "In a Russian source (Korshunov & Gorbunov 1995) it is indicated that A. levana 'rarely' feeds on H. lupulus, although no details are recorded there. Despite the negative results obtained by Janz et al. (2001) this stimulated us to again test whether larvae of A. levana might accept that plant at least in captivity. In contrast to Janz et al. who tested each food plant in their study with only five first instar larvae, we at- tempted to obtain larger samples and confronted a wider range of larval stages in no-choice tests with cut young foliage of H. lupulus. The larvae used in the tests originated from the offspring of a number of field-collected mated females of the summer generation that had been sampled in the vicinity of Bayreuth (Northern Bavaria, Germany). Larvae were maintained in closed plastic containers (volume 1000cm3) lined with moist filter paper and kept at room temperature (22-25°C). In no case did we observe any signs of feeding on H. lupulus. This was true for first instars directly hatching from the egg with no prior feeding experience (N>100), as well as for first (N=30), second (N=15) and third instar larvae (N=15) that had been raised previously on U. dioica foliage. All larvae starved to death within 3-5 days. Frequently, the larvae were seen crawling around in the containers off the plant in search for suitable food. Our complete failure to induce feeding by A. levana larvae on H. lupulus indicates that in fact this plant species does not qualify as a food plant." Und was schließen die Autoren daraus? "It is at present impossible to decide where the discrepancy to Korshunov & Gorbunov's record (1995) comes from. It might still be possible that certain Siberian populations of A. levana do have the capacity to feed on H. lupulus. However, it seems remarkable in this respect that in his recent book Gorbunov (2001) no longer mentions any relationship between A. levana and H. lupulus. Hence, for the time being and until any conclusive data can be presented to show the contrary, we suggest to delete Humulus from the hostplant list of Araschnia butterflies, which appear in fact to be family-monophagous on Urticaceae." Und was sind jetzt für neue Schlüsse aus der Beobachtung Stöckels zu ziehen? Schwierig: Stöckel hat die Raupen "geklopft", also nicht nach Fraßspuren an der Pflanze gesucht. Es ist nicht zu erfahren, ob der Hopfen - wie oft - mit Brennnesseln verzahnt dort stand; es klingt sehr danach, dass die Raupen in der Zucht Hopfen als Futter akzeptierten - oder fraßen die Raupen gar nicht mehr und es kam zur Notverpuppung? Für mich klingt es so, als könnten die ausgewachsenen Raupen unter ganz besonderen Umständen doch einmal von Brennnesseln auf Hopfen wechseln - und über diese Umstände wissen wir nichts. Weitere Studien wären hier durchaus erwünscht.
(Autor: Erwin Rennwald)
3.4. Prädatoren
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
„röm. Gottheit.“
4.2. Andere Kombinationen
- Papilio levana Linnaeus, 1758 [Originalkombination]
4.3. Verbreitung
A. levana ist von Nordostspanien und den Niederlanden durch Mittel- und Osteuropa, nördlich bis Dänemark und Estland verbreitet. Ferner kommte sie im mittleren Russland und durch Südsibirien, über die Mandschurei und Korea bis Japan vor. Sie meidet sowohl allzu warme, wie auch kalte Klimagebiete und fehlt somit in Südeuropa (die Ostpyrenäen, das Binnenland der Balkanhalbinsel und Nordostgriechenland einmal ausgenommen) wie auch weitgehend in Nordeuropa.
(Autor: Jürgen Hensle)
4.4. Typenmaterial
Honey & Scoble (2001: 343): “LSL [The Linnean Society of London, Anm. Red. Lepiforum]: 1 ♀, pinned upside-down, labelled “133 Levana” [by Linnaes]. “Levana 783.” [by Smith], here designated as LECTOTYPE.”
4.5. Literatur
- Ebert, G & E. Rennwald (1991): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Bd. 1: Tagfalter 1, 1-552. Bd. 2: Tagfalter 2, 1-535 - Ulmer, Stuttgart.
- Fiedler K. & C. Ruf (2003): Araschnia levana larvae (Nymphalidae) do not accept Humulus lupulus (Cannabaceae) as food plant. — Nota Lepidopterologica, 25 (4): 265-266. [PDF auf zobodat.at]
- Henriksen, H. J. & I Kreutzer (1982): The Butterflies of Scandinavia in nature, 1-215. - Skandinavisk Bogforlag, Odense.
- Lectotypus-Festlegung: Honey, M. R. & M. J. Scoble (2001): Linnaeus's butterflies (Lepidoptera: Papilionoidea and Hesperioidea). — Zoological Journal of the Linnean Society 132: 277-399.
- Erstbeschreibung: Linnaeus, C. (1758): Systema naturae per regna tria naturae, secundum classes, ordines, genera, species, cum characteribus, differentiis, synonymis, locis. Tomus I. Editio decima, reformata. 1-824. Holmiae (Laurentius Salvius).
- Lukhtanov, V & A. Lukhtanov (1994): Herbipoliana Bd. 3: Die Tagfalter Nordwestasiens, 1-440.- Verlag Dr. Ulf Eitschberger, Marktleuthen.
- Reinhardt, R. (1984): Der Landkärtchenfalter, 1-64. - Neue Brehm-Bücherei, Wittenberg.
- Reinhardt, R. (2007): Zum Landkärtchenfalter Araschnia levana (Linnaeus, 1758) (Lepidoptera). — Entomologische Nachrichten und Berichte, 51 (3/4): 169-186. [PDF auf zobodat.at]
- Reinhardt, R., Sbieschnee, H., Settele, J., Fischer, U. & G. Fiedler (2007): Tagfalter von Sachsen – Beiträge zur Insektenfauna Sachsens Band 6. Entomologische Nachrichten und Berichte Beiheft 11.
- Schweizerischer Bund Für Naturschutz [Hrsg.] (1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. Arten – Gefährdung – Schutz. — XI + 516 S. (hier 188-189), Egg/ZH (Fotorotar AG).
- Stamm, K. (1970): Araschnia levana, eine im Rheinland transgredierende Art (Lep., Nymphalidae). — Entomologische Zeitschrift 80 (15): 149-152. Ex libris Jürgen Rodeland.
- Weidemann, H.-J. (1988): Bd 1: Tagfalter, Entwicklung-Lebensweise, 1-288. Bd. 2: Tagfalter, Biologie – Ökologie - Biotopschutz, 1-372. Neumann – Neudamm, Melsungen.