Version 50 (neueste) vom 4. Oktober 2024 um 15:43:32 von Erwin Rennwald
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Falter
Raupe
Minen
Puppe
Männchen
Weibchen
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Weibchen
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

1.3. Minen

1.4. Puppe

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Geschlecht nicht bestimmt

2.4. Genitalien

2.4.1. Männchen
2.4.2. Weibchen

3. Biologie

3.1. Lebensweise

Ein Hinweis von Erik van Nieukerken, die günstigste Zeit Raupen zu finden wäre Ende Juli und Anfang August, hat im letzten Jahr endlich zum Erfolg geführt. Bisher habe ich stets bereits einen Monat früher nach den Minen in den Blättern von Polygonum bistorta gesucht. Im Schweizer Jura und in den Nordalpen habe ich in den ersten Augusttagen 2017 die Minen an einem Dutzend Orten gefunden. An den meisten Stellen fliegt im Frühjahr Lycaena helle [...] Die Habitate sind Hochmoorränder oder vernässte Stellen mit reichem Bestand an Schlangenknöterich. Zur Fundzeit der Raupen sind die Blätter des Knöterichs sehr fleckig oder bereits herbstlich rotbraun verfärbt, was das Auffinden der Minen nicht erleichtert. Vielfach sind nur wenige Minen in einem Blatt enthalten. Manchmal ist aber die ganze Blattfläche dicht mit Minen übersät, so dass die Minen der einzelnen Raupen ineinander verfliessen. Jede Raupe hat jedoch ihren eigenen Ruheplatz, der als dunkler Kreis im Minenzentrum liegt, und nur zum Fressen verlassen wird. Die Raupen besitzen keine Bauchfüsse, auch die Brustbeine sind reduziert. Am Ende ihrer Entwicklungszeit schneiden sie ein ovales Gehäuse aus dem dunklen Bereich im Minenzentrum. Ober- und Unterseite des Gehäuses entsprechen der oberen und unteren Epidermis des bisher bewohnten Blattes. Damit fällt die Raupe in die Bodenstreu. Zur Überwinterung wird das Gehäuse an Pflanzenteilen festgesponnen. Darin überwintert die Raupe als Vorpuppe. Die Verpuppung erfolgt erst im Frühling. Nach einer Puppenruhe von 2-3 Wochen schlüpfen die Falter jeweils bei Tagesanbruch.

(Autor: Rudolf Bryner)

3.2. Habitat

3.3. Nahrung der Raupe

  • [Polygonaceae:] Bistorta officinalis [= Polygonum bistorta, Persicaria bistorta] (Schlangen-Knöterich, Wiesen-Knöterich)

Die Art miniert nach Hering (1941: 17-20) an Schlangen-Knöterich (Polygonum bistorta). Er bemerkt dazu: „Die Art ist dadurch bemerkenswert, daß hier erstmalig ein Vertreter der Familie Heliozelidae festgestellt wird, der nicht an Amentiferen, sondern an ‚niederen‘ Pflanzen lebt. Sie scheint außerordentlich selten zu sein, da in zahlreichen durchgearbeiteten Bestimmungssendungen niemals die Mine vertreten war; ich selbst habe sie auch nie gefunden.“

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Hering (1941: 20 und 17): „Sie sei zu Ehren des erfolgreichen Sammlers benannt“; „Von Herrn Dr. A. Ludwig (Siegen)“.

4.2. Faunistik

Nach Gaedike & Heinicke (1999) stammen alle Angaben aus Deutschland (Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg) von vor 1980. Die Angabe aus Baden-Württemberg erfolgte wahrscheinlich irrtümlich (Gaedike 2010), sie wurde daher bei Gaedike et al. (2017) gestrichen.

Locus typicus der von Hering (1941: 19) nach einem einzigen ♂ beschriebenen Art: „Dillkreis: Im Feuerhack bei Waldaubach“ [Deutschland, Hessen, Lahn-Dill-Kreis, Waldaubach, Naturschutzgebiet Feuerheck]. Grabe (1944: 218) ergänzte: "Diese für die Wissenschaft neue Art (und Gattung) entdeckte Dr. Ludwig bei Waldaubach (Hessen-Nassau), wo er die Mine in großen Mengen an Polygonum bistorta fand. 1942 stellte er sie auch bei Wilden, Kreis Siegen, fest, womit er sie für unsere Heimatprovinz belebte. Mine von Mitte Juli bis Mitte August. Die Zucht ist schwer. Die Raupe schneidet aus der großen Platzmine ein ovales Loch aus Ober- und Unterhaut des Blattes und läßt sich mit dem so verfertigten Säckchen zur Erde, wo sie überwintert Die Art dürfte auch an weiteren geeigneten Örtlichkeiten vorkommen." Es sollte fast 80 Jahre dauern, bis es zu einem neuen Nachweis kam - ausgelöst durch den Fund in der Schweiz und die Publikation von Nieukerken et al. (2017). Die neuen Funde erfolgten am 18. Juli 2021 im Südwesten von Nordrhein-Westfalen (Wüstebachtal bei Monschau, 5 Minen während eines Lichtfangs von Arnold Schreurs und Rudi Seliger), am 2. August 2021 durch Thomas Guggemoos im Murnauer Moos (Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Bayern) und am 3. August 2021 durch Werner Wolf im Gebiet Torfmoorhölle (Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge, ebenfalls Bayern). Die Arbeitsgemeinschaft Microlepidoptera in Bayern (2022: 93-94) meldet die Art mit Minenfunden an drei Fundstellen in Bayern.

Ein erneuter Aufruf hier im Lepiforum bewog Hermann Falkenhahn am 22. Juli 2023 zur Nachsuche im Umfeld des Typenfundorts in Nordhessen - er wurde nach wenigen Minuten Suche fündig! Er erläutert in seinem Beitrag ["Wiederfunde von Antispilina ludwigi Hering, 1941 im Hohen Westerwald"]: "In einem dauerhaft brachliegenden Randstreifen einer gemähten Knöterich-Feuchtwiese, im Umfeld eines von Weichholzbüschen gesäumten Wiesengrabens, fand ich zahlreiche A. ludwigi-Minen. Der Fundort (8,13502°E 50,66649°N; 558 m) ist nahezu identisch mit dem Typenfundort „Feuerhecke“ (= Fauernheck) bei Waldaubach. Wenig später überprüfte ich im Südsiegerland (NRW) eine nur schwach beweidete, feuchtnasse Weidepartie in der historischen Gemeindeviehweide von Burbach-Lippe (NSG Buchhellerquellgebiet; 8,05271 E 50,69844 N; 590 m). Auch hier fand ich A. ludwigi-Minen, jedoch nur einige wenige." Sein Fazit ist bemerkenswert: "Da ich die Verhältnisse im Hohen Westerwald sehr gut kenne, bin ich mir sicher, dass auf dessen eigentlicher Basalthochebene noch zahlreiche A. ludwigi-Vorkommen ihrer Entdeckung harren, darunter der noch offenstehende Erstfund für Rheinland-Pfalz. Eine gezielte Suche sollte sich m.E. auf deutlich unternutztes, bzw. brachliegendes Knöterich-Grünland konzentrieren, das nicht ganztägig besonnt, sondern gerne etwas schattig liegen darf." Zu neueren Fundmeldungen kam es aber bisher nicht.

R. Bryner gelang am 2. August 2017 der Erstnachweis der Art für die Schweiz durch gezielte Minensuche [Forumsbeitrag 18. Mai 2018]. Er schreibt dazu: "Im Schweizer Jura und in den Nordalpen habe ich in den ersten Augusttagen 2017 die Minen an einem Dutzend Orten gefunden". Meist handelte es sich dabei um klassische Lycaena helle-Biotope.

Wer noch Zweifel an der Auffindbarkeit der Minen hat, der möge den Artikel von van Nieukerken et al. (2021) lesen, in dem über die Erstfunde in Frankreich und Belgien sowie die Funde im Schweizer Jura sehr vorbildlich berichtet wird.

Nach [oreina.org/artemisiae (abgefragt 5. Februar 2022)] beruht die Meldung aus Frankreich auf einem Raupenfund vom 29. Juli 2009 mit anschließender Zucht zum Falter im Département Ardèche: "Mentionné de France pour la première fois dans les travaux de Nieukerken & al. (2018), à partir de mines collectées sur Bistorta officinalis mais sans précision de localisation. Les spécimens ayant été barcodés, c'est dans la base de Boldsystems que l'on trouve les informations détaillées de cette première donnée française : Ardèche, Mont Mézenc, 1652 m., 29/07/2009, E. van Nieukerken rec." Mit der zitierten Arbeit war der Artikel von Milla et al. (2018) gemeint.

(Autoren: Erwin Rennwald & Jürgen Rodeland)

4.3. Literatur

4.4. Informationen auf anderen Websites (externe Links)