1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Ausgewachsene Raupe
1.3. Jüngere Raupenstadien
1.4. Fraßspuren und Befallsbild
1.5. Puppe
2. Diagnose
Die Falter sind in der Ausbildung der weissen Flecken sehr veränderlich. Die folgenden vier Aufnahmen von Präparaten geben die Variationsbreite der Art am unten beschriebenen Fundort wieder.
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Erstbeschreibung
Darin indizierte Abbildung
3. Biologie
3.1. Habitat
Der Lebensraum ist eine Hochstaudenflur am Nordhang eines Bergwaldes mit schattig-kühlem Mikroklima.
3.2. Raupennahrungspflanze
3.3. Nahrung der Raupe
- [Saxifragaceae:] Saxifraga rotundifolia (Rundblättriger Steinbrech)
- [Grossulariaceae:] Ribes nigrum ? (Rundblättriger Steinbrech ?)
- [Rosaceae:] Geum rivale ??? (Rundblättriger Steinbrech ???)
Wichtigste, wenn nicht einzige Raupennahrungspflanze ist der Rundblättrige Steinbrech (Saxifraga rotundifolia).
Burmann (1987: ) schreibt: "In schattigen Gräben, mit nur geringer Sonneneinstrahlung und einer üppigen Hochstaudenflora und wo viel Saxifraga rotundifolia L. wächst, jahrweise ziemlich häufig. Diese Saxifraga-Art dürfte dort wohl die ausschließliche Fraßpflanze der Raupe sein. Die Imagines haben eine verhältnismäßig kurze Flugzeit, ungefähr 1 Woche bis 10 Tage. Die ♂♂ fliegen vormittags im Sonnenschein ziemlich knapp über die Vegetation. Ganz vereinzelt auch noch am späteren Nachmittag. Die übrige Zeit sitzen sie, wie auch die ♀♀, in der krautigen Vegetation. Sie sind dann kaum zu sehen. Bei geringsten Störungen lassen sie sich sofort fallen. Mesospilella fliegt meist in Gesellschaft von Lampronia rupella (D. & Sch.).
Weitere in der Literatur vermerkte Fraßpflanzen der Raupen sind: Geum rivale L. (Rosaceae) und Ribes nigrum L. (Saxifragaceae)."
Schütze (1931) hatte noch geschrieben: "Miniert nach Wocke in Geum rivale, später Sackträgerin. — Saxifraga rotundifolia (Spuler)." Die alte Angabe zu Geum rivale dürfte wahrscheinlich auf einer Fehlbestimmung beruhen.
(Autor: Erwin Rennwald)
3.4. Lebensweise und Verhalten
Die Falter ruhen meistens in der Vegetation oder fliegen zwischen den hohen Pflanzen und unter dem Blätterdach von Alpen-Milchlattich und Alpendost. Obwohl sie tags fliegen, meiden sie ganz offensichtlich das Sonnenlicht.
Die Raupe verbringt die erste Lebensphase minierend in den Blättern der Nahrungspflanze. Die am Ende dieser Phase mehrere Zentimeter lange Gangmine endet in einer Platzmine von etwa einem halben Zentimeter Durchmesser (Befallsbild 3).
Danach schneidet die Jungraupe aus der Platzmine eine nahezu kreisrunde Blatttasche aus, mit welcher sie sich ab jetzt frei an der Nahrungspflanze bewegt. Die Jungraupen spinnen ihre Gehäuse an der Blattunterseite fest und bohren sich dann erneut ins Blattinnere ein, wobei wiederum eine kreisrunde Platzmine entsteht. Diese wird schliesslich auch wieder ausgeschnitten und dient als neuer Raupensack, der unter den alten zu liegen kommt (Befallsbild 5). Durch das wiederholte Anfertigen immer wieder neuer Blattsäcke entstehen in dieser zweiten Entwicklungsphase richtige Blattsacktürme, welche von den Räupchen durch die Gegend geschleppt werden. Dabei ist stets das unterste Geschoss das bewohnte. Die obersten Etagen sind meist schon verwelkt und braun (Befallsbild 6).
Die anschliessende Entwicklungsphase zeichnet sich dadurch aus, dass die Raupengehäuse nicht mehr aus ganzen Türmen, sondern aus runden, etwa 10 mm grossen Blattstücken bestehen, welche die Raupen auf die Unter- oder Oberseite von Blättern spinnen und darunter leben. Dabei werden Teile des lebenden Blattes ebenso gefressen wie Teile der abgetrennten Deckscheibe (Befallsbild 10).
Aus dem runden Blattdeckel schneidet sich die Raupe einen deutlich kleineren ovalen Blattsack aus. Diesen benützt sie jetzt als Gehäuse im Stil einer Psychidenraupe. Ein Unterschied besteht allerdings vorerst noch: Sowohl das vordere wie das hintere schmale Ende ist offen und kann durch die Raupe wahlweise als Kopfende benutzt werden. In dieser Phase scheinen die Raupen die Nahrungsaufnahme eingestellt zu haben. Im Zuchtgefäss ist jedenfalls kein frischer Raupenkot mehr zu beobachten (Bilder 3 und 4 der erwachsenen Raupe).
Im Vergleich zur Zimmerzucht verläuft die Raupenentwicklung im angestammten Lebensraum deutlich langsamer. Für die Diapause verkriechen sich die Raupen mit ihren Gehäusen am Boden zwischen welke Pflanzenteile und Moos. Ganz offensichtlich bevorzugt wird in der durchgeführten Zucht eine nicht näher bestimmte Moos-Art, vermutlich ein Sternmoos (Mnium). Tief in den Polstern befestigten die Raupen ihre Säcke jeweils an einem der beiden schmalen Enden an den Moossprossen. Das Innere des Gehäuses ist jetzt dicht mit bräunlich-weisser Seide ausgesponnen und allseitig verschlossen. Der Raupenkopf liegt am nicht angesponnenen schmalen Ende des ovalen Gehäuses.
Die Überwinterung erfolgt im Freien. Von einigen Raupensäcken, die Anfang Januar probeweise ins Zimmer geholt wurden, sind die meisten eingegangen, aber es konnte auch eine Verpuppung beobachtet werden.
(Zuchtbericht: Rudolf Bryner)
4. Weitere Informationen
4.1. Andere Kombinationen
- Incurvaria mesospilella Herrich-Schäffer, [1853] [Originalkombination]
4.2. Synonyme
- Incurvaria trimaculella Herrich-Schäffer, 1854
- Lampronia quadrimaculella Höfner, 1900
4.3. Publikationsjahr der Erstbeschreibung
Wir folgen den detaillierten Datierungs-Angaben von Heppner (1982).
4.4. Literatur
- Burmann, K. (1987): Beiträge zur Microlepidopteren-Fauna Tirols. X. Incurvariinae (Insecta: Lepidoptera, Incurvariidae). — Berichte des naturwissenschaftlich-mathematischen Vereins Innsbruck, 74: 197-205. [PDF auf zobodat.at]
- Heppner, J. B. (1982): Dates of selected Lepidoptera literature for the western hemisphere fauna. — Journal of the Lepidopterologists' Society 36 (2): 87-111.
- Erstbeschreibung: Herrich-Schäffer, G. A. W. („1853-1855“) [1847-1855]: Systematische Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa, zugleich als Text, Revision und Supplement zu Jakob Hübner's Sammlung europäischer Schmetterlinge. Fünfter Band. Die Schaben und Federmotten: 1-394, Tineides pl. 1-124, Pterophides pl. 1-7, Micropteryges pl. 1. Regensburg.
- [SCHÜTZE (1931): 112]