VorkommenLinks (1)Fundmeldungen
Länder:+8Kontinente:EU
Falter
Männchen
Männchen
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Genitalien

2.2.1. Männchen

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Rosaceae:] Fragaria sp. (Erdbeere)
  • [Fabaceae:] Phaseolus lunatus (Limabohne)
  • [Rutaceae:] Citrus sp.
  • [Euphorbiaceae:] Euphorbia pulcherrima (Weihnachtsstern)
  • [Solanaceae:] Solanum tuberosum ? (Kartoffel ?)

Die Raupe dieser Art scheint hochgradig polyphag zu sein. Sie frisst dabei vor allem an verwelkten Blättern unter den grünen Pflanzen, erst bei starker Vermehrung kann sie auch an grünen Teilen "schädlich" werden. Im Abstract des Artikels "The Garden Tortrix, Clepsis peritana (Clemens): A New Economic Pest in Southern California" von Atkins (1958) ist zu erfahren: "The garden tortrix, Clepsis peritana (Clemens), a common leaf roller tortricid pest of ornamentals in southern California, has been causing serious economic damage and losses to citrus, lima beans, and strawberries during the 9 years since it was first recognized as different from the orange tortrix, Argyrotaenia citrana (Fernald), which it closely resembles. Bionomical studies indicate that the larvae of this moth feed primarily on decaying vegetable matter. The population builds up on this food to such high levels that the larvae move to sound citrus fruit and foliage, lima bean blossoms and leaf buds, and to strawberry plants and fruit." Und, sehr bemerkenswert: "Generally speaking, chemical applications have been only slightly effective in controlling the larval populations on these host plants. Cultural practices have provided an effective and practical control as have insecticidal applications."

Pinzari et al. (2018) berichten aus Europa über Raupen an Weihnachtsstern im Gewächshaus in Dänemark (“finally, on November 1989 in Roskilde inside a greenhouse where many larvae were observed on Euphorbia pulcherrima Willd., 1834 (H.P. Ravn, leg.) (Buhl et al., 1991).”) und über eine wahrscheinliche Einschleppung mit Kartoffeln (Solanum tuberosum) nach Italien.

Aus Nordamerika werden noch viele weitere Pflanzen angeführt, an denen die Raupe schädlich geworden sein soll - mit einem Schwerpunkt bei den Asteraceae.

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Faunistik

Die Art stammt aus Nordamerika. Auf der Artseite von [der lucidcentral.org] ist zu erfahren: "Southern Canada throughout the continental United States, south to Mexico; peritana is one of the most widespread tortricid species in North America". Mittlerweile gibt es auch eine Angabe von Kuba. Dort werden auch die amerikanischen Name genannt: "Garden tortrix" und "Strawberry garden tortrix". Sucht man nach weiteren Daten, stößt man auf den Artikel "The Garden Tortrix, Clepsis peritana (Clemens): A New Economic Pest in Southern California" (Atkins (1958) und mehrere weitere entsprechende Berichte aus den 1970er Jahren. Mit einer Verschleppung der Art nach Europa war damit fast zwingend zu rechnen.

Nach der [Fauna Europaea] kommt die Art in Europa nur in Spanien vor. So kann man das nicht stehen lassen.

Pinzari et al. (2018) berichten über einen neuen Falternachweis in Italien (Umbrien) und fassen den Kenntnisstand zur Art in Europa zusammen. Die Art wurde aus Nordamerika beschrieben, wo sie vom südlichen Kanada quer über die USA bis Mexiko und Kuba vorkommt.

Die ersten (Larsen & Vilhelmsen (1991)) und auch meisten Angaben zur Art in Europa stammen aus Dänemark, wo die Art auf Gewächshäuser beschränkt blieb und sich anscheinend nie im Freiland etablieren konnte – neuere Angaben fehlen hier auch ganz. Pinzari et al. (2018) dokumentieren: “In Europe, the species was recorded for the first time in three localities in Denmark (Larsen and Vilhelmsen, 1991): two specimens on 4 September, 1987, and 9 August, 1988 in Vanlose (F. Vilhelmsen leg.); 1 ex on 2 July, 1989 in Kysingnaes (E. Vesterhede leg.); finally, on November 1989 in Roskilde inside a greenhouse where many larvae were observed on Euphorbia pulcherrima Willd., 1834 (H.P. Ravn, leg.) (Buhl et al., 1991).”

Nach diesen verschleppten Tieren gab es in Europa erst mal wieder eine Pause. Dann folgte ein Nachweis 2000 in Spanien. Pinzari et al. (2018) schreiben dazu: The species was observed in 2000 in Spain in Fuengirola (Granada) (Nupponen et al., 2003) and in 2006 in Gibraltar (Clifton, 2007). Here, on 9 May, 2006, C. Perez collected two males of Clepsis peritana and also the conspecific [sic! War hier “congeneric” gemeint?] C. coriacana (Rebel, 1894), new for Europe (Clifton, 2007). In these countries, adults are present from March to September with several generations per year”. Pinzari et al. (2018) übersahen dabei, dass Clifton (2007) die spanische Provinz korrigiert hatten: “Fuengirola [Málaga province nec Granada]“. Clifton (2007) selbst hatte – wegen der Suche nach Clepsis coriacanus - 185 Clepsis-Falter der Rothamsted Trap auf Gibralter genitalisiert und dabei zu seiner Überraschung auch 2 Männchen von C. peritana gefunden, beide am 9. Mai 2006 gefangen.

Davon abweichend finden sich auf der Seite von CABI.org (Invasive Species Compendium) Einträge zu Dänemark, Portugal und Groß-Britannien, alle mit Hinweis "Datamining 2011 - Invasive Species Databases". Da es keine Erläuterung gibt, bleiben Fragen offen.

Zu den italienischen Funden ist bei Pinzari et al. (2018) zu erfahren, dass der erste 2015 im Rahmen der Weltausstellung EXPO 2015 erfolgte: „The first Italian record of Clepsis peritana was associated to a case of accidental import due to the event of EXPO2015 exhibition. The species was probably introduced in Milan from Ungheria since it was collected by a single pheromone trap in the pavilion of this country. For this country, C. peritana however is not reported. A dedicated detection on this species would be needed in the area of origin of potato plants (Solanum tuberosum L.). These plants therefore are not known as host plants of C. peritana. However, we can exclude that neither C. peritana collected during the EXPO2015 exhibition come from other countries nor it feed on other host plants since the species clearly appears to be polyphagous (Ciampitti et al., 2016).” Hinzu kommt der von den Autoren berichtete neue Nachweis: “A single male of C. peritana was collected by Zerun Zerunian during night on 26 October 2017 at Frazione Palazzo near Assisi (Perugia), Umbria, in Central Italy. The specimen was attracted to a 100 W – incandescent bulb. The specimen is deposited in the private collection of Mario Pinzari (Rome, Italy).” Die Autoren stellen schon im Titel die Frage: “Is the alien species Clepsis peritana (Lepidoptera: Tortricidae) settling in Italy?“ Und sie beantworten sie mit eher nein oder noch nicht: “ Our single observation on occurrence of C. peritana in Umbria does not allow affirming that the species has been established in Italy, however, it is another important contribution in shaping the garden tortrix species distribution that could be in expansion in Palearctic region.“

Vor diesem Hintergrund ist jetzt die Anfrage von Sigrid Strauß über einen Falterfund vom 17. September 2018 auf ihrem Balkon in Klagenfurt-St. Martin (Österreich, Kärnten) zu sehen [Forumsbeitrag vom 24. September 2018]. Der Falter wurde von Alexandr Zhakov [Forumsbeitrag 25. September 2018] als Clepsis peritana bestimmt. Boyan Zlatkov kam zum selben Ergebnis, schränkte aber ein: „"I think that this is C. peritana, which is interesting. But all we know the best way for identification, and the photo is not that one". Ein weiterer Falter vom 25. September 2018 von der gleichen Stelle, wurde von Christian Wieser per GU als Männchen von C. peritana bestätigt [Forumsbeitrag Sigrid Strauß, 1. Oktober 2018] - damit ist die Artbestimmung jetzt abgesichert. Wie sich herausstellen sollte, lag aus Österreich schon ein Männchen vom 11. Juni 2018 aus der Steiermark vor, das Horst Pichler [im Forumsbeitrag vom 11. Juni 2018] als "Philedonides rhombicana ohne Schopf?" anfragte und am Folgetag nach der Genitaluntersuchung zu "Clepsis ♂, vielleicht Clepsis spectrana?" korrigierte [Forumsbeitrag 12. Juni 2018]. Die Frage blieb unbeantwortet, bis Horst Pichler selbst auf die Diskussion um den Fund von S. Strauß stieß und sich dabei an sein Tier erinnerte [Forumsbeitrag 25. September 2018]. Für dieses Exemplar wurde zunächst noch ein Barcoding-Ergebnis abgewartet, aber nach dem äußeren Erscheinungsbild und der Genitalpräparation war klar, dass kaum mehr etwas anderes zu erwarten war als Clepsis peritana - was sich dann auch bestätigte. Diese beiden österreichischen Fundorte liegen rund 120 km Luftlinie auseinander. Aus dem Garten in Graz gibt es auch für 2020 mehrere Funde, so dass von einer Etablierung auszugehen ist.

Eine erste - zunächst noch nicht sicher belegte Meldung von Ben van Dort aus den Niederlanden (Deventer) ging am 12. September 2019 im [Lepiforum] ein. Auf [microlepidoptera.nl (abgefragt 29. März 2021)] ist von weiteren Funden und einer beginnenden Etablierung zu lesen: "In het voorjaar van 2018 werd deze soort waargenomen in Lelystad, in 2019 te Deventer en voorts in 2020 op meerdere plaatsen in ons land (o.a. Utrecht, Rijswijk en Amersfoort) en bewijst zich snel uit te zullen breiden over andere delen van het land. De soort heeft zich vanuit het Iberisch schiereiland sterk uitgebreid sinds 2000, waar deze soort zich in het wild goed leek te vestigen. In de jaren tachtig (sinds 1987) werd de soort adventief, veelal in kassen, waargenomen in Denemarken. Vermoedelijk wordt de soort door menselijk handelen met plantenmateriaal vanuit Zuid-Europa meegevoerd en is zich nu in staat in de vrije natuur te vestigen."

Im Lepiforum zunächst unbeachtet blieb eine erste Meldung aus Deutschland, konkret Thüringen, Stadtroda, Wadrand, 200 m, 12.06.2020, am Licht (Studiofoto: Joachim Kutschke) [Forumsbeitrag 22. Juni 2020] Leider ebenfalls unbelegt bleibt die nächste "erste" Meldung aus Deutschland: Jörg Siemers [Forumsbeitrag 26. Juli 2020] fotografierte einen Falter mit Daten "Nordrhein-Westfalen, Köln, Siedlung mit Gärten am Stadtrand, 43m, 25. Juli 2020, am Licht". Da die Bestimmung höchstwahrscheinlich richtig ist, wird für Deutschland hier das Einzelfalter-Symbol verwendet.

Wenige Wochen darauf folgten weitere Funde in Deutschland, die leider ebenfalls meist ohne Belegtier blieben. Ursula Schoenwiese [Forumsbeitrag 12. Dezember 2020] zeigt einen Falter aus Niedersachsen: Isernhagen, 60 m, Garten, 20. August 2020, Nachtfund.

Nach der Ankündigung von Benjamin Morawietz [Forumsbeitrag 14. Dezember 2020] dürfte ein erster Beleg für Deutschland schon 2018 gesammelt worden sein - die entsprechende Publikation stand zunächst noch aus [Forumsbeitrag Benjamin Morawietz, 28. März 2021], ist aber mittlerweile erfolgt [Forumsbeitrag Benjamin Morawietz, 3. Mai 2021]. Als Funddaten des Männchens werden genannt: "Bayern, München, Garten, 510m, 08. Juni 2018, am Licht (fot. & gen. det.: Benjamin Morawietz)". Nach allem, was wir wissen, handelte es sich dabei um den ältesten Nachweis aus Deutschland. Morawietz, Siemers & Schoenwiese (2021) stellten ihre Daten über ihre drei "Erstfunde des Neozoons Clepsis peritana (Clemens, 1861) für Deutschland" zusammen und diskutieren auch die weiteren Funde in Europa.

Am 27. März 2021 fotografierte Achim Buhani [Forumsbeitrag 27. März 2021] einen Falter mit Daten "Bayern, Obergünzburg, Garten 790m, 27.03.2021 Tagfund" an einer Hauswand. Das wäre Falter Nr. 4 für Deutschland, doch da diese Falter leicht mit anderen häufigen Arten verwechselt werden können, dürfte die Dunkelziffer hoch sein. Da an allen 4 Fundorten jeweils nur 1 Falter gefunden wurde, fehlen Hinweise auf eine beginnende Etablierung - diese ist aber durchaus zu erwarten und würde gut zu den Angaben aus Großbritannien und den Niederlanden passen.

Chris Steeman meldet den Erstnachweis für Belgien per E-Mail am 24. Dezember 2021 an die Lepiforums-Redaktion: “Clepsis peritana (Clemens, 1861) [Tortricidae], 1 ex. at Genk, LI, 2021-12-22, leg. B. Wouters. This individual was found indoors.”

(Autor: Erwin Rennwald, mit Ergänzung von Jürgen Rodeland)

4.4. Publikationsjahr der Erstbeschreibung

Vorläufig gehe ich davon aus, dass der gesamte Jahrgang, wie auf dem Titelblatt angegeben, 1861 herausgegeben wurde und nicht in mehreren Lieferungen schon 1860 erschien, was man aus den in den Fußzeilen abgedruckten Daten ableiten könnte. Für Hinweise auf Evidenz für die eine oder andere Datierungsmöglichkeit bin ich dankbar, E-Mail-Adresse siehe Impressum.

(Autor: Jürgen Rodeland)

4.5. Literatur

4.6. Informationen auf anderen Websites (externe Links)