2. Diagnose
2.1. Geschlecht nicht bestimmt
2.2. Genitalien
2.2.1. Männchen
2.3. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Nahrung der Raupe
- [Asteraceae:] Centaurea sp. ? (Flockenblume ?)
- [Asteraceae:] Carduus sp. ?? (Distel ??)
Razowski (2001: 79) schrieb zur Raupe: "St[ängel], Wu[rzel]; Carduus, Centaurea u.a. Asteraceae." Anikin et al. (2006: 435) übernahmen davon nur Centaurea, allerdings ebenfalls ohne eigene Raupenfunde. Tatsächlich scheint es hier (fast?) nur Vermutungen und Fehlbestimmungen zu geben, so dass wir über die tatsächliche Raupennahrung fast nichts wissen.
Segerer et al. (2013: 73-74) hatten zu Bayern intensiv diskutiert: "Aufgrund der endophagen Lebensweise der Raupen gibt es nur wenige und teilweise nicht schlüssige Angaben zur Biologie. JÄCKH (1960) bemerkte, dass P. modicana nur an Standorten der Goldhaaraster (Aster linosyris) vorkomme und vermutete sogar, dass dies die einzige Futterpflanze sein könnte. Weiterhin betonte er, dass A. linosyris an den ihm bekannten Fundorten von P. subtiliana fehle; hingegen imponierten ihm dort Vorkommen von Aster amellus und er stellte zu Diskussion, dass dies die Nahrungspflanze seiner neuen Art sein könnte. Doch tatsächlich liegen die Dinge nicht so einfach:
- 1. Fakt ist, dass an den bekannten Fundplätzen beider Falterarten auch beide Asternarten wachsen ([...])!
- 2. An den meisten Fundstellen von P. subtiliana bei Regensburg und Kelheim findet man allerdings in der Tat Aster amellus gehäuft, während A. linosyris bei weitem nicht so zahlreich wie an anderen Stellen dieser Region vorkommt.
- 3. Umgekehrt wurde in den Kernvorkommen der Goldhaaraster bei Regensburg bisher noch keine P. subtiliana gefangen. Dieser Befund ist im Hinblick auf die allgemeine Seltenheit der Falter allerdings zu relativieren.
- 4. Später wurde offenbar bekannt, dass P. modicana ziemlich oligophag ist und in den Wurzeln und unteren Stengelteilen verschiedener Asteraceae lebt, namentlich von Centaurea und Carduus (KUZNETSOV 1987: 776; RAZOWSKI 1987: 93, 2003: 83). Diese sind im gesamten Untersuchungsgebiet weit verbreitet.
- 5. Inwiefern nun speziell in Bayern P. modicana an Aster linosyris gebunden ist oder nicht muss offen bleiben, ebenso die bisher immer noch ungeklärte Biologie (RAZOWSKI 2003: 83) von P. subtiliana. Hier ist noch einiges an Forschungsarbeit zu leisten!
Wirklich abgesichert erscheint mir hier gar nichts!
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Andere Kombinationen
- Paedisca modicana Zeller, 1847 [Originalkombination]
4.2. Synonyme
- Tortrix modestana Herrich-Schäffer, 1851
- Epiblema definitana Kennel, 1901
- Semasia hinnebergiana Fuchs, 1902
4.3. Faunistik
Nach Gaedike & Heinicke (1999) in Deutschland mit Angaben von vor 1980 aus Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Thüringen bekannt, danach nur noch aus Bayern. Dort wurde die Art von Pröse et al. (2003)[2004] mit "2 - stark gefährdet" für die Region "Schichtstufenland" in die Rote Liste aufgenommen. Segerer et al. (2013: 74) nennen als überprüfte Funde aus Bayern: "SL: Lkr. Würzburg: 4♂1♀ Kalbenstein b. Gambach, Mitte 6.1950, leg. H. PFISTER, coll. PFISTER/ZSM, GU E. JÄCKH; 4♂1♀ dto., det. E. JÄCKH (nicht genitaluntersucht); 1♂ dto., det. E. JÄCKH, GU ZSM M3841-AHS; 1♂ dto., det. H. PRÖSE [eidonomisch], GU ZSM M3834-AHS; 1♂ dto., 24.5.2000, leg. et det. H. PRÖSE [eidonomisch], GU ZSM M3838-AHS."
4.4. Literatur
- Anikin, V. V., Sachkov, S. A., Zolotuhin, V.V., Nedoshivina, S.V. & T.A. Trofimova (2006): "Fauna lepidopterologica Volgo-Uralensis" 150 years later: Changes and additions. Part 9. Tortricidae. — Atalanta 37 (3-4): 409-445. [PDF auf zobodat.at]
- Gaedike, R. & W. Heinicke (1999): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Entomofauna Germanica 3). — Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 5: 1-216.
- Pröse, H., Segerer, S. & H. Kolbeck (2003)[2004]: Rote Liste gefährdeter Kleinschmetterlinge (Lepidoptera: Microlepidoptera) Bayerns. — S. 234-268. In: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (2003)[2004]: Rote Liste gefährdeter Tiere Bayerns. — Schriftenreihe Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, Heft 166. 384 S., Augsburg. [Hinweis: Im Heft steht als Erscheinungsjahr "2003" - tatsächlich wurde es aber erst am 2. April 2004 der Öffentlichkeit vorgestellt] [PDF auf lfu.bayern.de].
- Razowski, J. (2003): Tortricidae (Lepidoptera) of Europe, Vol. 2: Olethreutinae. — Bratislava (Slamka).
- Segerer, A., Haslberger, A., Grünewald, T., Lichtmannecker, P. & R. Heindel (2013): Bemerkenswerte Schmetterlingsfunde aus Bayern im Rahmen laufender Projekte zur genetischen Re-Identifikation heimischer Tierarten (BFB, GBOL) - 4. Beitrag (Insecta, Lepidoptera). — Nachrichtenblatt der Bayerischen Entomologen, 62 (3/4): 63-82. [PDF auf zobodat.at]
- Trematerra, P. & H.-H. Li (2022): Faunistic notes on few Tortricid moths from Central Asia and Russian far east (Lepidoptera Tortricidae). — Redia 105: 21-27. [PDF auf redia.it]
- Erstbeschreibung: Zeller, P. C. (1847): Bemerkungen über die auf einer Reise nach Italien und Sicilien beobachteten Schmetterlingsarten. — Isis von Oken 1847 (2): 121-159, (3) 213-233, (4) 284-308, (6) 401-457, (7) 481-522, (8) 561-594, (9) 641-673, (10) 721-771, (11) 801-859, (12) 881-914.