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Falter
Kopula
Ei
Männchen
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Kopula

1.3. Ei

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Genitalien

2.2.1. Männchen
2.2.2. Weibchen

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Asteraceae:] Petasites hybridus [= Petasites vulgaris, Petasites officinalis] (Gewöhnliche Pestwurz)
  • [Asteraceae:] Petasites paradoxus [= Petasites niveus] (Alpen-Pestwurz)

Treitschke (1835: 99) behauptet in seiner Erstbeschreibung: "Herr Kindermann fand die Raupe dieses noch seltenen Schmetterlings in Syrmien, im Juny, auf der Wassermalve. Das Nähere blieb unbekannt." Mit "Wassermalve" dürfte der Echte Eibisch (Althaea officinalis) gemeint gewesen sein. Dies ist sicher grob falsch. Und das wurde in der weiteren Literatur auch nie mehr diskutiert. Stattdessen tauchte bald die Vermutung auf, dass die Raupe in Wurzeln von Petasites bzw. "Petasites vulgaris" leben müsse.

Gardner (1911a: 111-112) war der Erste, der über eigene Raupenfunde (in England) an dieser Pflanze berichten konnte: "Naturally, as the moth is always found attached to this plant, it has been surmised that the larva must feed on the roots of the butter-bur. To settle the point if possible, I invited my friend Mr. James Corder, of thunderland, to join me in a visit to Greatham, where I had previously taken the moth, to search for the larva. We journeyed to the ground on the morning of March 25th [...] and after about three hours' hard work succeeded in finding about a dozen each of what there can be little doubt is this long undescribed larva. They were found by digging up the crown of the plant, when short tunnels two or three inches long were visible, either twisting about the crown or descending into the fleshy roots ; these tunnels were more or less filled with fine wet frass, and mixed with this, so as to be rather hard to make out, was a flimsy light-coloured cocoon fitting tightly to the larva, which was indistinctly visible through it. It seems probable that the eggs are laid in early July at the base of the leaves, and that the young larvae burrow their way down into the roots, becoming full fed in the autumn or early winter, hibernating in the cocoon as a larva, as none that we observed appeared to be feeding." Gardner (1911b: 192) konnte dann endlich berichten, dass die Zucht zum Falter die erwartete Artzuordnung erbracht hat.

Mitterberger (1932) kritisierte zunächst die ihm bekannte Literatur: "Nun will ich zeigen, wie manche Angaben der Lebensweise eines Tieres im larvalen Zustande von den in der Literatur gemachten Angaben abweichen und wähle hierzu die Wicklerart Epiblema turbidana Tr. Treitschke, welcher die genannte Art in Band X, 3. Abt., S. 98, seines Werkes „Die Schmetterlinge von Europa“ (Fortsetzung des Ochsenheimerschen Werkes) beschreibt, führt zum Schlusse an, daß „Herr Kindermann die Raupe dieses noch seltenen Schmetterlings mehrmals in Syrmien (einem ehemaligen Herzogtum in Slavonien) im Juni auf der Wassermalve fand. Das Nähere blieb unbekannt.“ Daß als Nahrungspflanze der Raupe eine Malvenart in Betracht käme, muß nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen vollkommen verneint werden; ob aber unter der von Kindermann angeführten Wassermalve eine Petasites- oder — was unwahrscheinlicher ist — eine Adenostyles-Art zu verstehen ist, konnte ich aus der mir zur Verfügung stehenden botanischen Literatur nicht ermitteln. Wenn Hartmann (Die Kleinschmetterlinge des europäischen Faunengebietes Nr. 1106) als Futterpflanze der Raupe Tussilago Petasites vermerkt, so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß hier der alte Linnesche Name auferscheint, der bereits von Defonteines in Petasites vulgaris bzw. von Moench in P. officinalis umgeändert wurde; Tussilago farfara, unser Huflattich, kommt als Futterpflanze der turbidana absolut nicht in Betracht. Hartmann bemerkt, daß die Raupe an den Wurzeln der von ihm genannten Futterpflanze vorkomme. Sorhagen führt in seinem Werke "Die Kleinschmetterlinge der Mark Brandenburg", Seite 323, an, daß die Raupe der genannten Art Ende Mai, Juni in den Stengeln und Wurzeln von Pet. officinalis zu finden sei, welche Angabe mit dem Vermerk in Kaltenbach, "Die Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insekten", S. 324, übereinstimmt und beider Angaben auf Heinemann, "Die Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz" (I., S. 142) zurückzuführen sind. Auch in neueren Werken, wie z. B. in Spuler, "Die Schmetterlinge Europas", II. Teil, S. 286, findet man die unrichtige Angabe, daß sich die Raupe der an gegebenen Art an den Wurzeln von Petasites vorfände; während Höfner, "Die Schmetterlinge Kärntens", Nr. 440, und E. Hofmann, "Die Kleinschmetterlingsraupen", S. 51, ebenfalls auf Heinemanns Angaben die Raupe auch in den Stielen von Pet. off. vorfinden lassen."

Dann schreibt er zu den eigenen Funden: "Ich habe im Laufe der letzt verflossenen zwei Jahrzehnte alljährlich Hunderte von Pestwurzpflanzen auf das Sorgfältigste nach Raupen der Epiblema turbidana Tr. untersucht und nicht ein einzigesmal an dem Wurzelstocke oder in den Blütenstengeln oder an den Blättern, sondern ausschließlich nur in großen röhrenförmigen Gängen innerhalb des Wurzelstockes die Raupe der genannten Art gefunden. Vielfach zeigt der Wurzelstock auch die Fraßspuren der Epiblema grandaevana Z., die aber bedeutend größer als jene der turbidana sind. Die Raupe der E. turbidana ist jener der grandaevana sehr ähnlich, jedoch wesentlich kleiner, indem sie erwachsen höchstens 2,5 bis 2,6 cm mißt und nicht Federkieldicke erreicht, während grandaevana erwachsen gut 3 cm lang wird und sich durch ihr lichteres, mit dunklen Flecken geziertes Nackenschild unterscheidet. Die Körperfarbe ist lichtbraun bis weißlichgelb, der Kopf und die Brustfüße sind dunkelbraun, die Bauchfüße und Nachschieber von Körperfarbe, die Analklappe unbezeichnet. Die beste Zeit der Raupensuche fällt in die ersten Frühlingsmonate nach erfolgter Schneeschmelze, je nach der Höhenlage im März oder April. In ganz vereinzelten Fällen war es mir möglich, hier und da einmal Ende April eine Raupe im Verpuppungsstadium zu entdecken, obwohl in der Regel die Verpuppung im Freien nicht vor Mitte Mai vor sich geht. [...] Die von den Raupen besetzten Pflanzen zeigen ebenso wie die von grandaevana bewohnten zumeist einen verdorrten oder wenigstens in den Blütenköpfchen verkümmerten, braunroten Blütentrieb und stets auch einzelne in Größe bis auf die Hälfte reduzierte Blätter. Der Grund für diese Erscheinung ist natürlich darin zu suchen, daß erst infolge der ausgedehnteren Zerstörung des Wurzelstockes durch die fast oder vollständig erwachsene Raupe eine fühlbare Hemmung in der Funktion der Nahrungsaufnahme durch die Wurzel bzw. eine Störung der Aufwärtsleitung der aufgenommenen Nährstoffe stattfindet und daher die in dieser Beziehung empfindlicheren Blütengebilde und die sich später entwickelnden Blätter in ihrem weiteren Wachstum gehindert werden. In sehr vielen Fällen wird aber die Verkümmerung bzw. Degenerierung der Pflanze auch durch die oft in der Mehrzahl (2— 4 Stück) in dem Wurzelstocke vorkommende, spindelförmige, schmutzig gelb weiße Larve einer Fliegenart, Cheilosia chloris Mg. hervorgerufen. In solchen von diesen Maden befallenen Wurzelstöcken findet man in der Regel auch keine Raupe. Wie ich bei den durchgeführten Zuchten wiederholt beobachten konnte, findet die Verwandlung der Raupe zur Puppe am obersten Ende der Raupenwohmmg in der Nähe des WMrzelhalsteiles (im Freien also hart über dem Erdboden) statt." Auch wenn das nicht ausdrücklich gesagt wird, so dürften sich die Angaben hier sowohl auf Petasites paradoxus als auch P. hybridus beziehen.

[tortricidae.com]führt auch "Petasites fragrana" an, ein Schreibfehler von Petasites fragrans, der Duftenden Pestwurz. Doch hierzu gab es nur eine Vermutung, keinen Beleg; konkret schreiben Hancock et al. (2015: 154) dazu: "Moths have been seen flying over winter heliotrope (P. fragrans which may also be a foodplant."

Razowski (2001: 85) nannte: "St[ängel], Wu[rzel]; Petasites officinalis, P. albus u.a. Asteraceae." Von Asteraceae aus anderen Gattungen ist sonst nirgends die Rede.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Abweichende Schreibweisen

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Synonyme

4.4. Faunistik

Die Art kommt in Mitteleuropa in allen Ländern vor, ebenso in den meisten Nachbarstaaten im Westen, Süden und Osten. Nach der Fauna Europaea [Fauna Europaea (abgefragt 2. März 2021)] gibt es dabei ein einziges Land ohne sicheren Nachweis ("doubtfully present") - die Schweiz. Auf dieser Basis führten auch wir die Art irrtümlich bis zum 2. März 2021 nur mit "?"-Symbol. Dabei war der Eintrag in der Fauna Europaea schon immer falsch. Wir zeigten selbst seit Langem einen Diagnosefalter von Bern, Courtelary, 685 m, den R. Bryner am 12. Juni 2005 sammelte und das SwissLepTeam (2010) gibt die Art mit gesicherten Angaben sowohl für den Jura als auch das Mittelland an. [Mit Dank an Simon Hänni [Forum], der uns zweimal auf diese Unstimmigkeit hinwies!]

(Autor: Erwin Rennwald)

4.5. Literatur