1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Raupe
1.3. Fraßspuren und Befallsbild
1.4. Puppe
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Geschlecht nicht bestimmt
2.4. Genitalien
2.4.1. Männchen
2.4.2. Weibchen
2.5. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Nahrung der Raupe
- [Salicaceae:] Populus tremula (Espe, Aspe, Zitter-Pappel)
- [Salicaceae:] Populus alba (Silber-Pappel)
- [Salicaceae:] Populus nigra var. italica ? (Pyramiden-Pappel ?)
- [Salicaceae:] Populus nigra ? (Schwarz-Pappel ?)
- [Salicaceae:] Populus sp. (Pappel)
Die Raupe findet man im Mai an Zitterpappel (Populus tremula). In Gebieten wie z.B. Südungarn, wo Populus tremula nicht vorkommt, lebt die Raupe vermutlich an Silberpappel (Populus alba). [Friedmar Graf]
Bereits Rößler ([1867]: 307-308) konnte berichten: "Die Raupe im Mai zwischen zusammengehefteten Pappelblättern [...] Bei Mainz nicht selten."
Und noch vorher hatte Staudinger (1859: 233) zu seiner "Grapholitha paediscana" berichtet: "im Mai und Juni in Chiclana von Populus alba erzogen."
Kennel (1916: 506) schrieb: "Die Raupe ist einfarbig blaßgelblich, am Nackenschild ist öfters seitlich je ein dunkler Punkt oder Strich; sie lebt im Mai an Populusarten, besonders Populus alba zwischen zwei aufeinanderliegenden Blättern."
Schütze (1931) formuliert: "Zwischen zwei flach übereinander gehefteten Blättern von Populus tremula, Populus italica [Populus nigra var. italica], Populus nigra, wahrscheinlich auch Populus alba (Disqué). Verwandlung in leichtem Gespinst (Sorhagen)." Insgesamt ist Populus tremula sicher die wichtigste Nahrungspflanze.
Hering (1919) berichtet Überraschendes: "Hering (1919: 26-27) berichtete: "Am 2. Juni 1918 machte ich mit mehreren Herren der Deutschen Entomologischen Gesellschaf einen Ausflug nach den Kalkbergen von Rüdersdorf bei Berlin. Ausser verschiedenen Seltenheiten an Kleinschmetterlingen, die ich dort vorfand, war mir besonders ein Fund von Wichtigkeit. [...] Bei Rüdersdorf fand ich nun an dem dort befindlichen Gesträuch von Populus alba einen Massenbefall von G. aceriana; fast jede Zweigspitze zeigte den ganz charakteristischen heraushängenden Kotsack. Tch nahm eine Anzahl der Raupen mit, indem ich den Zweig kurz oberhalb und unterhalb des Kotsackes abschnitt, um die G. aceriana zu züchten. Die Blätter hatte ich bis auf einige kleinste Blättchen entfernt. Ich zog die Raupen, wie stets mein Material, in einem kleinen, durch einen Korken verschlossenen Gläschen. Zu meiner grössten Ueberraschung schlüpfte nun schon am 24. Juni 1918 anstatt der erwarteten G. aceriana eine Cydia minutana Hb. Ich habe diese Art stets aus zusammengesponnenen Blättern gezogen und glaubte zuerst, ich hätte die Raupe versehentlich mit einem Blatte eingeschleppt. Ich durchsuchte nun gründlich die drei noch miteingetragenen Blättchen; aber an keinem war eine Frasspur, geschweige denn ein Gespinnst zu finden. Wohl aber wurde mir das Rätsel gelöst, als ich aus einem der Kotsäcke die leere Puppenhülse heraushängend fand. Von den G. aceriana war noch kein Exemplar geschlüpft; es war also keine andere Möglichkeit gegeben, als dass die Raupe dieses Exemplares von Cydia minutana dieselbe Lebensweise geführt hat, wie die mit ihr zusammen eingetragenen Raupen von G. aceriana. Die letzteren ergaben die Falter erst etwa eine Woche später. Es schlüpfte aber keine einzige C. minutana mehr. [...] Ich bin weit davon entfernt, diesen einen Fall zu verallgemeinern und Cydia minutana auf die Liste der „Gallenerzeuger" setzen zu wollen. Darüber müssen erst genauere Beobachtungen an sehr reichlichem Material genügend Aufschluss geben. Ich habe aber geglaubt, bei dem grossen Interesse, das die Gallenforschung findet, einen solchen Fall, in dem eine Zweiganschwellung durch eine Mikrolepidopterenraupe verursacht wird, nicht unerwähnt lassen zu können. Hoffentlich bringen ausgedehnte und recht gründliche Untersuchungen bald Klarheit in diese Frage." - Meines Wissens gab es keine weiteren entsprechenden Beobachtungen - eventuell hat sich diese Raupe nur zur Verpuppung in eine bereits vorhandene Galle eingebohrt und diese gar nicht selbst erzeugt.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Andere Kombinationen
- Tortrix minutana Hübner, 1799 [Originalkombination]
4.2. Synonyme
- Grapholitha vermiculana Duponchel, 1836
- Grapholitha paediscana Staudinger, 1859
- Epiblema imparana Müller-Rutz, 1914
- Gypsonoma albifasciana Caradja, 1916
4.3. Literatur
- Augustinus, B. A., Nussbaum, N., Yair, Y., Harari, A., Yaacoby, T., Müller-Schärer, H., Schaffner, U. & B. Rubin (2023): Epiblema minutana (Lepidoptera, Tortricidae) in Israel: Promise or Peril? — Management of Biological Invasions 14 (1): 98-106. [PDF auf reabic.net]
- Hering, M. (1919): Abweichende Lebensweise einer Raupe von Cydia minutana Hb. — Deutsche Entomologische Zeitschrift Iris, 33: 26-27. [PDF auf zobodat.at]
- Erstbeschreibung: Hübner, J. [1796-1834]: Sammlung europäischer Schmetterlinge 7: pl. 1-53.
- Kennel, J. (1908-1921): Die Palaearktischen Tortriciden. Eine monographische Darstellung. — Zoologica, 21 (54): 1-546. [PDF auf zobodat.at]
- Rößler, A. ([1867]): Verzeichniß der Schmetterlinge des Herzogthums Nassau, mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Verhältnisse und der Entwicklungsgeschichte. — Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde 19/20: 99-442. Wiesbaden. [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org]
- [SCHÜTZE (1931): 48]
- Beschreibung als Grapholitha paediscana: Staudinger, O. (1859): Diagnose nebst kurzen Beschreibungen neuer andalusischer Lepidopteren. — Entomologische Zeitung 20 (7-9): 211-259. Stettin.