1. Lebendfotos
1.1. Falter
2. Diagnose
2.1. Falter
Das Verbreitungsgebiet der Artengruppe um Pararge xiphioides beschränkt sich auf die Kanarischen Inseln. Dort ist die Gruppe unverwechselbar. Eine weitere ähnliche Art ist P. xiphia. Diese fliegt aber nur auf Madeira.
Unterscheidungsmerkmale von Pararge aegeria, Pararge xiphia und der Gruppe um Pararge xiphioides
Pararge aegeria | Pararge xiphia | Gruppe um Pararge xiphioides | |
Außenrand der Vorderflügel | konkav | leicht konvex | gerade |
Hinterflügel-Unterseite | cremefarbenes Band von Costa zur Zelle | kleiner weißer Fleck an Costa | weißes Band von Costa zur Zelle |
2.2. Ähnliche Arten
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Lebensraum und Lebensweise
Die Vertreter der Gruppe um P. xiphioides sind - wie P. aegeria - Waldlandarten. Sie fliegen hauptsächlich in Laubwäldern der Nordseite der Inseln, seltener auch in Kiefernwäldern. Daneben werden aber auch Bananenplantagen als Sekundärhabitat genutzt. In tieferen Lagen kommen die Arten der Gruppe um P. xiphioides das ganze Jahr über vor, steigen aber - wo vorhanden - im Gebirge zuweilen bis auf 2000 m, wo der Falter dann nur während der warmen Jahreszeit fliegt. Am zahlreichsten treten die Falter im Frühjahr auf. Wiemers (1995) fasste die Raupennahrungspflanzen für die Artengruppe um P. xiphioides wie folgt zusammen: Brachypodium sylvaticum, B. pinnatum, Dactylis glomerata, Agrostis tenuis, Carex divulsa, Luzula forsteri und Oryzopsis iliacea.
(Autoren: Jürgen Hensle & Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Taxonomie und Faunistik
Bis 2021 "war die Welt noch in Ordnung": Nach Tshikolovets (2011) und Wiemers (1995) war Pararge xiphioides ein Endemit der Kanarischen Inseln; sie nannten die Inseln La Gomera, La Palma, Teneriffa und Gran Canaria. Und 2014 wurde die Art von X. Mérit auch auf El Hierro entdeckt. Nach M. Wiemers erwies sich die Population auf El Hierro nach DNA-Analysen genetisch mit derjenigen von Teneriffa identisch (und stark verschieden von den Populationen auf den übrigen besiedelten Inseln), so dass es sich vermutlich um eine rezente Ansiedlung bzw. Verschleppung von Teneriffa aus handelt. Es war also klar, dass alle größeren Kanarischen Inseln besiedelt waren und auch, dass sich die Vertreter der Inseln genetisch unterschieden, was auf eine schon längere Trennung der Populationen der Inseln hindeutete. Wegen fehlenden äußeren Unterschieden wurde aber auf eine Beschreibung unterschiedlicher Unterarten verzichtet.
Vor diesem Hintergrund suchte Hutsebaut (2021a) noch einmal intensiv nach morphologischen Unterschieden zwischen den Vertretern der Inseln - bei den Genitalien hatte er keinen Erfolg, aber die Fleckenmuster der Flügeloberseiten unterscheiden sich doch etwas. Die Barcoding-Abstände der untersuchten Tiere einer Insel (jeweils 2-6 Tiere) waren zumeist exakt 0,0 % - leider werden keine näheren Angaben über diese Tiere gemacht, d.h., möglicherweise waren das schlichtweg Geschwister. Die Barcoding-Abstände zwischen Tieren der verschiedenen Inseln (El Hierro hier ausgeklammert) waren stets größer als 2,1 % und reichten maximal bis 5,1 %. Akzeptiert man die minimalen Flecken-Unterschiede als Merkmal, könnte man die Vertreter der verschiedenen Inseln als Unterarten einer Art auffassen - was der Autor offensichtlich auch vor hatte, wie seine Korrekturen (Hutsebaut (2021b)) zu fig. 23 und fig. 24 ("replace Pararge xiphioides palmae sp. nov., by Pararge palmae sp. nov.") zeigen. Die 2,1 % Barcoding-Abstand waren dann aber doch zu verlockend, so dass alle Taxa gleich auf Artniveau beschrieben wurden: Pararge grancanariae, Pararge gomerae, Pararge palmae.
Der Autor spricht an mehreren Stellen von kryptischen Arten, doch offensichtlich meint er damit einfach Taxa, die nicht leicht als Arten zu erkennen sind. Die [Wikipedia (abgefragt 27. Januar 2023)] hätte ihm hier helfen können: "Eine Kryptospezies oder auch kryptische Art ist in der Biologie eine morphologisch nicht unterscheidbare Gruppe (Population) von Lebewesen, bei der eine geschlechtliche Fortpflanzung mit anderen (bisher) zur gleichen Art gerechneten Individuen jedoch nicht möglich ist oder nur nicht fortpflanzungsfähige Nachkommen erzeugt. Man bezeichnet dies auch als reproduktive Isolation. Da ein wichtiges Kriterium der Definition einer Art (die Fortpflanzungsfähigkeit untereinander) nicht erfüllt ist, können sie nicht ein und derselben Art angehören." Zentraler Punkt ist also die fehlende Fortpflanzungsfähigkeit. Und diese lässt sich - bei räumlich getrennten Populationen - natürlich nur dadurch überprüfen, dass man sie (im Labor) zusammenbringt. Im Falle der Taxa um Pararge xiphioides haben wir bisher keine Ahnung, ob sich diese völlig unbegrenzt kreuzen lassen oder gar nicht. Nur wenn die Kreuzung nicht oder nur sehr schlecht funktioniert, ließe sich von Kryptospezies sprechen. Ob es sich hier um getrennte Arten handelt, muss sich also erst noch zeigen. Bis dahin wäre eine Einstufung auf dem Niveau von geographisch getrennten Unterarten sicher die bessere gewesen.
(Autor: Erwin Rennwald)
4.2. Literatur
- Erstbeschreibung: Hutsebaut, J. (2021a): The Genus Pararge HÜBNER, 1819. Taxonomy of the Pararge xiphioides STAUDINGER, 1871 -complex in the Canary Islands. Designation of a lectotype for Pararge xiphioides, description of three new species (Lepidoptera, Nymphalidae, Satyrinae, Parargini). — Lambillionea, 121 (2) (Supplément): 1-43.
- Hutsebaut, J. (2021b): Corrigenda. The Genus Pararge HÜBNER, 1819. Taxonomy of the Pararge xiphioides STAUDINGER, 1871 -complex in the Canary Islands. Designation of a lectotype for Pararge xiphioides, description of three new species (Lepidoptera, Nymphalidae, Satyrinae, Parargini). — Lambillionea, 121 (3): 207.
- Mérit, X. (2014): Contribution à la connaissance lépidoptérique de l’archipel des Canaries (Espagne): Pararge xiphioides Staudinger, 1871, espèce nouvelle pour El Hierro (Juillet 2014) (Lepidoptera: Nymphalidae; Satyrinae) - Lépidoptères - Revue des Lépidoptéristes de France 23: 100-103.
- Staudinger, O. & M. Wocke (1871): Catalog der Lepidopteren des europäischen Faunengebiets. 1-426. Dresden (O. Staudinger).
- Tshikolovets, V. V. (2011): Butterflies of Europe & the Mediterranean area. - 544 S.: Pardubice, Czech Republik (Tshikolovets Puplications).
- Wiemers, M. (1995): The butterflies of the Canary Islands – A survey on their distribution, biology and ecology (Lepidoptera: Papilionoidea and Hesperioidea). — Linneana Belgica 15: 87-118 [PDF auf researchgate.net].