Artberechtigung umstritten!
VorkommenLinks (0)Fundmeldungen
Länder:+2Kontinente:EU
Inhalt

2. Weitere Informationen

2.1. Taxonomie und Faunistik

Das Taxon wurde auf Artebene von Polyommatus icarus abgetrennt. Genetische Daten scheint es nicht zu geben. Überraschenderweise besprechen Wiemers et al. (2010) dieses Taxon überhaupt nicht, obwohl die Arbeit mit der Erstbeschreibung im Literaturverzeichnis erwähnt wird und der Erstautor der Erstbeschreibung zugleich Zweitautor jener Arbeit ist. Dabei hatte Stradomsky (2006) die Artberechtigung (anhand der Genitalien) weiter unterstrichen. Die notorische Nichterwähnung des Taxons wird in der europäischen Checkliste von Wiemers et al. (2018) fortgesetzt: Es bleibt also offen, ob das Taxon als solches oder nur dessen Vorkommen in Europa abgelehnt werden.

Tshikolovets (2011) studierte das Taxon nicht selbst, sondern schreibt nur dazu: "Recently established Taxa at specific level (abdon [...], elenus Stradomsky & Arzanov, 1999; neglectus Stradomsky & Arzanov, 1999; fominae Stradomsky, 2005) as well as old taxa await further study."

Anikin et al. (2017) akzeptieren das Taxon auf Artebene und schreiben dazu: "Wet Meadows. Was noted for the first time from the Samara Distr. by Polumordvinov & al. (2005) and Stradomsky (2006). Also is known from Penza Distr. (loc. cit.); just recently is discovered in Ulyanovsk Distr.".

Auch auf [insecta.pro] wird das Taxon auf Artebene akzeptiert - Fotos fehlen leider.

Meine zusammenfassende Einschätzung lautete: "Zur weiteren Bewertung des Taxons kommt man um eine genetische Studie hier sicher nicht herum. Auch die Kenntnis von Details zur Biologie der Art wären hilfreich. Kreuzungsversuche mit "echten" P. icarus stehen ebenfalls aus."

Eine genetische Studie gibt es jetzt - oder immerhin einen kleinen Baustein dazu: Stradomsky & Fomina (2018) legen einen Aufsatz vor mit Titel "Molecular-genetic data for the better knowledge of the identity of Polyommatus elena Stradomsky et Arzanov, 1999 (Lepidoptera: Lycaenidae)". Sie berichten darüber, dass der locus typicus bei Rostov am Don durch ein Bauprojekt vollständig zerstört wurde, dass sie im Bezirk Belaja Kalitwa (ca. 130 weiter nordöstlich, ebenfalls in der Oblast Rostov) aber 3 Falter finden konnten, die nach den Genital-Merkmalen P. elena zugeordnet werden könnten. Ihre Ergebnisse fassen sie im Abstract vorsichtig zusammen: "It is demonstrated that specimens of Polyommatus elena Stradomsky et Arzanov, 1999 form separate branches on cladograms of their mitochondrial COI and nuclear ITS2 sequences that are separate from specimens of P. icarus (Rottemburg, 1775)and P. icadius (Grum-Grshimailo, 1890). This may give evidence of species independence of Polyommatus elena." Da ihre P. icarus und P. elena aus der gleichen Region stammten, ist es bemerkenswert, dass sich P. elena tatsächlich sowohl beim Barcoding mitochondrialer DNA (COI) als auch bei der Kern-DNA (ITS2) deutlich von P. icarus unterschied. Deutlich heißt hier zwar nur mit für Arten eigentlich viel zu geringem Abstand, aber wenn diese Taxa tatsächlich syntop und synchron auftreten würden, könnte man in ihnen weder Unterarten noch Formen sehen, sondern eben sehr junge Arten. Die Autoren: "It would be logical to assume, therefore, that P. elena is a very young species in a state of formation." Es könnte sein, dass die Autoren Recht haben - doch es gibt auch noch andere Erklärungsmöglichkeiten, zumindest solange, dass nicht bewiesen ist, dass die Taxa wirklich syntop und synchron auftreten. Die Studie verlangt förmlich nach mehr: Wie groß ist der räumliche Überschneidungsbereich? Gibt es überhaupt Vorkommen von elena ganz ohne P. icarus? Wie gut lassen sich Tiere der beiden Taxa kreuzen? Haben sie eine unterschiedliche Larvalbiologie? ...

(Autor: Erwin Rennwald)

2.2. Literatur

2.3. Informationen auf anderen Webseiten (externe Links)