1. Lebendfotos
1.1. Falter
2. Diagnose
2.1. Ssp. centaureae (Rambur, 1839)
2.1.1. Männchen
2.1.2. Weibchen
2.2. Ssp. wyandot (Edwards, 1863)
2.2.1. Männchen
2.2.2. Weibchen
2.3. Ssp. freija (Warren, 1924)
2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen
2.4. Ssp. loki Evans, 1953
2.4.1. Männchen
2.5. Erstbeschreibung und drei Jahre später dazu publizierter Text
3. Biologie
3.1. Nahrung der Raupe
- [Rosaceae:] Rubus chamaemorus (Moltebeere)
- [Rosaceae:] Potentilla canadensis (Kanadisches Fingerkraut)
- [Rosaceae:] Potentilla diversifolia
- [Rosaceae:] Fragaria virginiana (Scharlach-Erdbeere)
- [Betulaceae:] Betula nana (Zwerg-Birke)
Einzige in der Literatur genannte Raupennahrungspflanze für Europa (Finnland) ist die Moltebeere (Rosaceae). Konkrete Eiablagebeobachtungen oder Raupenfunde scheint es dabei aber nur wenige zu geben. Vergleicht man dies mit den Angaben aus Nordamerika, sind durchaus auch für Nordeuropa noch weitere Eiablagepflanzen innerhalb der Familie Rosaceae denkbar. So ist auf der Artseite von [Butterflies and Moths of North America] zu lesen: "Caterpillar Hosts: Wild strawberry (Fragaria virginiana), Canadian cinquefoil (Potentilla canadensis), varileaf cinquefoil (P. diversifolia), and cloudberry (Rubus chamaemorus); all in the rose family (Rosaceae)."
Bis zum 31. August 2021 war die Welt für mich damit noch in Ordnung. Dann bekam ich das neue NEVA-Heft in die Hand und schlug als Erstes den Artikel "Pyrgus centaureae [...] - a contribution to its larval ecology in Sweden" von Wagner & Markl (2021) auf. Ich erwartete, dass endlich auch für Europa außer der Moltebeere noch ein paar andere Rosaceen benannt werden konnten. Aber: Schock! Der Artikel lässt keinen Zweifel daran, dass in Schweden auch Zwerg-Birken (Betula nana) nicht nur regelmäßig alss Eiablagesubstrat genutzt, sondern dann auch tatsächlich befressen werden! (Dass die beiden Autoren die Raupen dann erfolgreich mit Potentilla verna und Betula pendula weiterzüchteten, verwundert dann auch nicht mehr.)
Der Schock wäre etwas kleiner ausgefallen, wenn ich den Artikel von Wickman (2012) bisher nicht ganz übersehen hätte. Dort führte der Autor aus, dass alle Angaben zur Moltebeere auf dem Fund zweier ausgewachsener Raupen durch Ragnow zurückgingen. Er selbst wunderte sich, als er im Sommer 2006 ein Weibchen bei der Eiablage an Betula nana beobachtete - mehrere Meter entfernt von der nächsten Moltebeere. Neugierig geworden probierte er aus, ob das schlüpfende Räupchen an der Zwerg-Birke fressen würde, was dann auch der Fall war. Tatsächlich fraß das Räupchen selbst im Wahlversuch lieber an der Zwerg-Birke als an der Moltebeere. In den Folgejahren kam es zu weiteren Zuchten mit dem Ergebnis, das die L1-Räupchen an Betula nana nach ihrer Häutung zur L2 überwiegend zu Rubus chamaemorus wechselten, was auch die Strategie für das Freiland nahe lag. Doch die Ergebnisse von Wagner & Markl (2021) zeigen jetzt, dass dieser Wirtspflanzenwechsel keineswegs nötig - und auch nicht unbedingt die Regel - ist. Die Autoren diskutieren die möglichen Hintergründe dieses Wechsels von einer Rosaceae auf einen Vertreter der Betulaceae - worauf verwiesen sei.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
„Centaurea, die Flockenblume.“
Wie bei den meisten Pyrgus-Arten hat die namensgebende Pflanzengattung nichts mit der Nahrung der Raupe zu tun.
4.2. Andere Kombinationen
- Hesperia centaureae Rambur, 1839 [Originalkombination]
4.2.1. Unterarten
- Pyrgus centaureae wyandot (Edwards, 1863)
- Pyrgus centaureae freija (Warren, 1924)
- Pyrgus centaureae loki Evans, 1953
- Pyrgus centaureae kurenzovi Korshunov, 1995
- Pyrgus centaureae dzekh Gorbunov, 2007
4.3. Faunistik
Die aus Norwegen beschriebene Art ist quer durch Skandinavien und den Nordteil des europäischen Russlands über den Ural hinweg durch Nordasien und Nordamerika verbreitet.
Nach [Global Biodiversity Information Facility] kommt die Art in Finland, Kanada, Schweden, USA, Norwegen, Russland, Großbritannien? und Kasachstan? vor.
Locus typicus gemäß Erstbeschreibung: Torneo en Laponie et de la Dalécarlie.
(Autor: Erwin Rennwald & Michel Kettner)
4.4. Bibliographisches zur Erstbeschreibung
Siehe bei Carcharodus baeticus.
4.5. Literatur
- Heppner, J. (1982): Dates of selected Lepidoptera literature for the western hemisphere fauna. — Journal of the Lepidopterist’s Society 36 (2): 87–111.
- Erstbeschreibung: Rambur, [J.] P. (1838[-1842]): Faune entomologique de l'Andalousie 2: 1-336, pl. 1-12, 14-15, 17-18. Paris (Arthus Bertrand).
- Stichel, H. (1911): Zweiter Beitrag zur nordischen Schmetterlingsfauna und anknüpfende Bemerkungen. – Berliner Entomologische Zeitschrift, 56: 33-104.
- Wagner, W. & G. Markl (2021): Pyrgus centaureae (Rambur, 1839) – a contribution to its larval ecology in Sweden (Lepidoptera: Hesperiidae). — Nachrichten des Entomologischen Vereins Apollo, Neue Folge 42 (3): 154-160.
- Wickman, P.-O. (2012): Värdväxtbyte hos myrvisslaren, Pyrgus centaureae (Lepidoptera: Hesperiidae). - Entomologisk Tidskrift, 133 (3): 93-100. [PDF auf sef.nu]