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Falter
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Biologie

2.1. Nahrung der Falter

  • [Pinaceae:] Pinus brutia (Kalabrische Kiefer, Östliche Mittelmeer-Kiefer)

Die Typenserie wurde auf Kreta als Raupe an Pinus brutia gefunden.

(Autor: Erwin Rennwald)

3. Weitere Informationen

3.1. Taxonomie und Faunistik

Es war alles einmal so schön einfach, als es in Europa, Nordafrika und im westlichen Asien nur einen einzigen Pinien-Prozessionsspinner gab:Thaumetopoea processionea. Tams (1925) grenzte dann die Tiere von Zypern als Inselendemit "Thaumetopoea wilkinsoni" ab. Man konnte dem folgen oder auch nicht, man wusste immer, was gemeint war.

Mit den ersten genetischen Studien - in der Regel einfaches Barcoding der mitochondrialen COI-Region - wurde es komplexer und Trematerra et al. (2017) trennten gleich 2 weitere neue Arten aus dem Komplex heraus: Thaumetopoea hellenica in Teilen Griechenlands und Thaumetopoea mediterranea.

Nach der (vor allem) genetischen Studie von Basso et al. (2023) wurde klar, dass T. wilkinsoni und T. pityocampa recht weit voneinander isoliert sind, so dass an der Artberechtigung eigentlich nur noch wenig Zweifel bestehen kann. T. wilkinsoni kommt nicht - wie zunächst vermutet - nur auf Zypern vor, sondern im östlichen Mediterranraum auch in der Türkei, Syrien, dem Libanon und Israel.

Und damit ergab sich die Frage, ob nicht auch die Tiere von Kreta hier anzugliedern sind. Nach der Studie von Basso et al. (2023) ist klar, dass sie sicher nicht zu T. mediterranea, T. hellenica oder T. pityocampa gehören. Größte Übereinstimmung ergab sich tatsächlich mit T. wilkinsoni; allerdings gab es zu jener Art nicht nur sehr deutliche Unterschiede in der mitochondrialen DNA, sondern auch größere Abweichungen in der Kern-DNA, weshalb die Autoren das Taxon unter dem Namen Thaumetopoea cretensis als Schwesterart von T. wilkinsoni beschrieben. Zusammen sind diese beiden dann Schwester zu T. pityocampa.

Basso et al. (2023) zeigen allerdings auch, wie kritisch es ist, alles auf Barcoding-Abstände der mitochondrialen DNA zu setzen. Nach ihnen sind die Weibchen des T. pityocampa-Komplexes alle recht kurzlebig (1 Tag) und fast sedentär. Die mitochondriale DNA der Tiere einer Insel kann sich also über sehr lange Zeiträume isoliert weiterentwickeln, obwohl die längerlebigen Männchen die Insel immer wieder verlassen und Weibchen woanders finden und umgekehrt Männchen vom Festland auf die Insel fliegen und genetisches Material von dort mitbringen. Die mitochondriale DNA würde also klar getrennte Arten vortäuschen, während die Kern-DNA bunt durchmischt wird und Tiere vom Festland und solche der Insel sich biologisch ganz eindeutig als zu einer einzigen Art gehörend verhalten würden. Je größer der räumliche Abstand der Insel vom Festland, desto seltener kommt es tatsächlich zum Kern-DNA-Austausch. Genau das lässt sich bei T. wilkinsoni und T. pityocampa beobachten - und bei T. cretensis und den anderen beiden Arten vermuten: Die Tiere zeigen statistisch trotz gelegentlicher Durchmischungen deutliche Unterschiede auch in der Kern-DNA. Man kann sie - wenn man will - also trotz identischer Pheromone und breitem Durchmischungsgürtel als getrennte Arten betrachten. Man muss es aber nicht. Wieder einmal hängt es an der Definition des Artbebriffs.

Schon Trematerra et al. (2017) hatten festgestellt, dass Tiere aus dem zentralen östlichen Griechenland und von Pantellaria / Tunesien beim Barcoding um rund 7 % von T. pityocampa abweichen. Sie beschrieben die Tiere als zwei neue Arten, obwohl der Barcoding-Abstand zwischen den wenigen untersuchten Faltern ihrer Thaumetopoea hellenica und T. mediterranea nur 3,05 % betrug, also auch eine Deutung als Unterarten einer Art möglich wäre. Basso et al. (2023) lassen eine solche Deutung jedenfalls zu. Noch sind hier längst nicht alle Fragen beantwortet.

3.2. Typenmaterial

İpekdal & Avtzis in Basso et al. (2023: 1041) informieren: "Holotype. Adult ♂. Label: Greece, Crete, Anopoli, Chania, 796 m, larva collected on 02 April 2019 on Pinus brutia, moth emerged on mid-August 2019, legit Kahraman İpekdal. Coordinates: 35°13′29″N, 24°02′10″E, elevation 796 m. Paratypes. Three adult ♂ and four adult ♀, same label. Type material deposited at the Naturhistorisches Museum Wien, Austria."

(Autor: Erwin Rennwald)

3.3. Literatur