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Falter
Erwachsene Raupe
Puppe
Männchen
Weibchen
Geschlecht nicht bestimmt
Weibchen
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Erwachsene Raupe

1.3. Puppe

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Geschlecht nicht bestimmt

2.4. Genitalien

2.4.1. Weibchen

2.5. Erstbeschreibung

3. Weitere Informationen

3.1. Etymologie (Namenserklärung)

Cheiranthus, Lack; eine der Nahrungspflanzen der Raupe.“

Spuler 1 (1908: 300R)

3.2. Andere Kombinationen

3.3. Synonyme

3.4. Unterarten

3.5. Faunistik

Was wissen wir über die Verbreitung der Art - und was nicht? Locus typicus ist "ad lacum Waskuntschatskoi". Die Art wurde also beim озеро Баскунчак [Baskuntschak-See] einem See 150 km südöstlich von Wolgograd, ca. 50 km östlich der Wolga und nahe der Grenze zu Kasachstan gefunden - so genau kennen wir wenige Typenfundorte aus jener Zeit. Hinzu kommt der Fundort des Synonyms Plusia eugenia, den Eversmann (1841) mit "in den südwestlichen Vorgebirgen des Ural" bezeichnete und zu dem Matov et al. (2007) einen Lectotypus mit Etikett "Spask" für Spasskoe [wahrscheinlich Спасское, Oblast Samara am Wolga-Ufer, ca. 530 km NNE Baskuntschak]. Anikin et al. (2017: 256) führen die Art für die Wolga-Ural-Region aus den Oblasten Astrakhan (nur Altdaten), Samara, Bashkiria, Uralsk und Orenburg an - nicht aber für Kalmykia, Volgograd, Saratov und Uljanovsk; die Art ist also auch dort keineswegs "überall" vertreten. Genau das aber könnte man aus der Verbreitungskarte von Goater et al. (2003: 220) ablesen, die ein breites, durchgehendes Band zwischen Ural und Baltikum zeigt. Und auch der Text S. 221 passt dazu: "Siberian Plusidia cheiranthi is widespread along the taiga belt from the eastern part of Europe, St. Petersburg, the Baltic area, western Poland, north-east Germany, Czechia and Slovakia, towards the Pacific Coast".

Der Karteneintrag Deutschland (Teile von Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen) ist - wie Steiner in Gaedike et al. (2017: 285) detailliert ausführte - grob falsch, da die Art dort nie beobachtet wurde. Die Textmeldung stammte wohl noch aus Zeiten, als Ostpreußen, Schlesien und Pommern noch unter "Ost-" oder "Nordostdeutschland" liefen.

Zu Tschechien können Goater et al. (2003: 276-277) auf Tafel 14 sogar 2 Belegtiere aus "Böhmen" ("10.ix.1926 (E.C. Barfoed), coll. ZMUC") bzw. "Böhmen, Eger" ("(E.C. Barfoed), coll. ZMUC") zeigen. Dass diese Tiere tatsächlich bei Eger (heute Cheb) an der Grenze zu Bayern gefunden wurden, ist damit aber noch lange nicht gesagt. akzeptieren die Meldung und argumentieren: "These published records are based on the museum vouchers, both photographed in the monography by Goater et al. (2003). In the neighbouring countries it was recorded in Slovakia. In Slovakia, its occurrence was published already by Bauer (1927), and later these data were included also to the lists of Slovakian Lepidoptera (e. g. Hrubý 1964, and additional works). This species was removed from Slovakian checklist by Laštůvka (1998) as doubtfull undocumented records. The occurrence in Germany published by Goater et al. (2003) was recently commented by A. Steiner in Gaedike et al. (2017), and he states that P. cheranthi [sic!] actually was never recorded there. From these reasons, it is not listed in the recent German and Slovakian national checklists. However, with respect to the being of Bohemian voucher specimens we cannot so resolutely exclude its occurrence here in the past, and we support its placement to the Bohemian Lepidoptera list as old datum without recent confirmation." Man kann das für Tschechien und die Slowakei aber auch ganz anders sehen: kein einziger einheimischer Sammler hat in Tschechien jemals einen Falter dieser Art gesammelt und mit klarem Fundortetikett versehen und dass die Art gerade ganz am Westrand des Landes vorgekommen sein soll, ist eigentlich am wenigsten plausibel. Da wären die alten Meldungen aus der Slowakei noch eher glaubhaft, aber wirklich abgesichert sind auch sie nicht. Auf ehemals vorhandene lokale Populationen schließen, können wir so oder so nicht. Es bleibt die Auswahl zwischen Einzelfund- und Fragezeichen-Symbol - letzteres erscheint mir besser angebracht. Das westliche Polen als (ehemals) isolierten Fundpunkt müssen wir wohl akzeptieren und - ja - vielleicht ist da der Punkt im Westen Tschechiens da ja mal drangehängt.

Und weiter südlich? Goater et al. (2003: 220) schreiben dazu: "The southern border of its range in Europe lies in the south-eastern Alps and the northern half of the Balkans; outside Europe in Asia Minor, the Caucasus range, northern Iran and Transcaspia." Vergleicht man ihre Aussage zu Europa mit ihrer Karte, dann fällt auf, dass die beiden Karterneinträge für Mittel- und Süd-Italien gleich gar nicht thematisiert werden. Hier hätte wenigstens Berio (1991: 220) zitiert werden können: "Reperti in Italia: Settore alpino orientale : Carniola (coll. Berio); Settore marchigiano-abruzzese: Pineta di Pescara (Prola); Settore campano-calabro: Fossiata (Parenzan)." Mit "Carniola" ist wohl ein Fundort im heutigen Slowenien gemeint, aber die beiden anderen Bereiche passen zu Goaters Karte.

Sicher ist: Wir haben es in Europa mit einer Art mit sehr zersplittertem Areal zu tun, dessen isolierte Vorposten nach und nach verschwinden. Gut möglich, dass es vor 100 oder 150 Jahren noch mehr solcher Verbreitungsinseln gab - gut belegt ist ihre Existenz leider nicht.

(Autor: Erwin Rennwald)

3.6. Literatur