in Europa nicht etabliert: verschleppte Exemplare in GB und ES
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Falter
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

Die Raupe ist hochgradig polyphag. Angaben beziehen sich meist auf landwirtschaftliche Kulturen, in denen die Raupen durch massiven Blattfraß schädlich wurden. Die quantitativ größten Schäden wurden dabei in Südamerika beim Anbau von Sojabohnen (Glycine max) und Tomaten (Solanum lycopersicum) gemeldet.

Jesus et al. (2021) beginnen ihren Artikel mit: "Chrysodeixis includens (Walker) (Lepidoptera: Noctuidae) is one of the most important pests of soy, beans, cotton, sunflower, tobacco, tomatoes, and potatoes (Eichlin and Cunningham, 1978). This species is reported in more than 174 plant species from 39 host families (Specht et al., 2015; CAB International, 2020)." Sie selbst melden die Raupe in Brasilien erstmals an einer Pflanze der Familie Cactaceae, der Drachenfrucht oder Pitahaya (Hylocereus undatus), die ja auch in Europa als Zimmerpflanze kultiviert wird.

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Taxonomie und Faunistik

Walker ([1858]: 914-915) beschrieb “Plusia includens” nach 3 Faltern von St. Domingo (Dominikanische Republik) und 2 Seiten später (S. 917) dann “Plusia hamifera” nach 3 Tieren aus Santarem (Pára, Brasilien) und einem Exemplar aus Venezuela. Letztere ist als Synonym anzusehen, genauso wie die von Grote (1875: 203-204) aus Texas beschriebene Plusia dyaus und die von Möschler (1880: 390-391) beschriebene Plusia pertusa aus Paramaribo in Surinam, zu der der Autor betont, dass er auch zahlreiche Falter der gleichen Art aus Kolumbien gesehen hat.

Insgesamt ist die Art von den USA an durch Mittelamerika bis nach Südamerika verbreitet, wo sie z.B. in Brasilien als gefürchteter Schädling im Soja-Anbau gilt. Mit ihrer Wandertendenz erreicht sie im Norden auch regelmäßig Kanada.

Sehr bemerkenswert ist das Vorkommen der Art auf St. Helena, ca. 1.600 km vor der Küste Afrikas. Von dort war bisher als einzige Art der Gattung die für diese Insel endemische Chrysodeixis dalei (Wollaston, 1879) gemeldet worden. Kallies et al. (2018) stellten jetzt aber fest, dass es dort mittlerweile auch Chrysodeixis chalcites und Chrysodeixis acuta gibt und dass sich Chrysodeixis dalei genitaliter und äußerlich nicht von C. includens trennen lässt. Da auch der genetische Abstand beim Barcoding nur sehr gering ausfiel, nahmen die Autoren eine Synonymisierung von C. dalei mit C. includens vor. Damit ist C. includens jetzt "nahe" an Afrika herangekommen.

Agassiz et al. (2013: 112) führen die Art bei den "adventive species" und schreiben zu England: "One imported Asparagus, London, 1978. North American." Auf [hantsmoths.org.uk (abgefragt 28. August 2021)] werden die Einzelbeobachtungen aus Großbritannien zusammengefasst: „Recorded infrequently through accidental importation in asparagus from North America. One was found alive at Covent Garden Market, London, on 20 December 1978 in a box of Asparagus imported from Florida. An abundant species in North America. Wingspan 30-39 mm. Very similar to Silver Y Autographa gamma, but the gamma is split in two parts. It is unlikely that records of this species will be accepted unless the specimen is retained for examination. Larva feeds on crops such as Sweet Potato, Tomato, Tobacco and Cotton, causing sufficient damage to be a serious pest in some areas, no evidence of breeding in the UK.“

Und Vives Moreno (2014: 628, 808 [Anmerkung 1199]) berichtet aus Spanien: “Hemos podido estudiar un macho, 10-V-2010, procedente de Barcelona, España, sobre Croton capitatus Michx (Euphorbiaceae). Es importante estudiar y verificar si se produce su establecimiento en España, antes de considerarla como presente en nuestra fauna.”

Das [Julius-Kühn-Institut] gibt am 8. Juli 2021 eine „Express-PRA zu Chrysodeixis includens“ heraus. Dabei scheint man von den hier erwähnten Funden in Europa, die doch sicher nur einen sehr kleinen Teil der tatsächlich bisher eingeschleppten Tiere betreffen, nichts zu wissen. Man stellt aber fest: „Der in Südamerika heimische Eulenfalter Chrysodeixis includens kommt in Deutschland und der EU noch nicht vor. Er ist bisher weder in den Anhängen der VO (EU) 2019/2072 noch bei der EPPO gelistet. Chrysodeixis includens ist in Südamerika ein bedeutender Schadorganismus an Soja und befällt darüber hinaus noch eine ganze Reihe anderer wichtiger Kulturpflanzen, wie z.B. Tomaten, Kartoffeln, Mais, Paprika, Erbsen, Bohnen, Salat, Sonnenblumen und Avocados. Es ist anzunehmen, dass sich C. includens aufgrund ungeeigneter Klimabedingungen in Deutschland im Freiland nicht ansiedeln kann, eine Ansiedlung in südeuropäischen EU-Mitgliedstaaten ist sehr wahrscheinlich möglich. Von dort aus ist während der Sommermonate auch ein Einwandern in nördlichere Gebiete möglich. Wegen seines hohen Schadpotenzials für eine Reihe von Wirtspflanzen stellt C. includens ein erhebliches phytosanitäres Risiko für südliche EU-Mitgliedstaaten mit subtropischem/mediterranem Klima dar, ggf. auch für nördlichere Gebiete, in die der Falter in den Sommermonaten einwandern könnte. Aufgrund dieser Risikoanalyse besteht Anlass zur Annahme, dass sich Chrysodeixis includens in südeuropäischen Mitgliedstaaten ansiedeln und nicht unerhebliche Schäden verursachen kann. Es sollten daher Maßnahmen zur Verhinderung der Freisetzung dieses potenziellen Quarantäneschadorganismus entsprechend Artikel 29 der VO (EU) 2016/2031 getroffen werden.“

Bei der EPPO (European Plant Protection Organisation) gab es zwar bisher keine Listung, aber doch ein Gefahren-Dokument zu [„Chrysodeixis (Pseudoplusia) includens (Lepidoptera: Noctuidae) (soybean looper)”], das auch das Julius-Kühn-Institut hätte zur Kenntnis nehmen können. Auch darin wird ein Vorkommen in Europa erst einmal kategorisch bestritten: „Why: Identified in the EPPO tomato study. This species is highly polyphagous but is mostly a pest of soybean and tomato (CABI CPC). Where: EPPO region: absent“. Immerhin räumt man die prinzipielle Möglichkeit einer Ansiedlung in Europa ein, da die klimatischen Verhältnisse mit denen im Ursprungsgebiet identisch sind: „In areas of North America that have most similarity with the EPPO region, it is a migrant only, and does not overwinter. Southern Texas and southern Florida, where it overwinters, have climates that correspond to certain areas of the Mediterranean Basin.” Zu “possible risks” heißt es daher: “C. includens has many host plants that are major crops in the EPPO region. The climatic similarity according to the EPPO Study between the area where it occurs and the EPPO region is high. For the pest to establish in the EPPO region, it would need to enter in areas where it may overwinter, from which it could migrate to other areas in summer.”

Angesichts der doch wohl regelmäßigen Verschleppungen in andere Kontinente ist es eher überraschend, dass das etablierte Vorkommen der Art sich noch immer auf Amerika beschränkt. Zumindest in Südeuropa sollten die "Gammaeulen" immer wieder genauer angeschaut werden.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Literatur