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Falter
Raupe
Puppe
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

1.3. Puppe

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Ranunculaceae:] Clematis vitalba ? (Gewöhnliche Waldrebe ?)

Einzige "Futterpflanze" in der Literatur ist die Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba, Ranunculaceae). Mit Blättern dieser Pflanze wurde die Raupe vielfach gezüchtet, und so ist fast zwingend davon auszugehen, dass Clematis vitalba auch die (einzige ?) Freiland-Raupennahrungspflanze sein muss; konkrete Daten zu Raupenfunden an dieser Pflanze sind mir aber noch nicht bekannt.

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Calberla.

(Spuler 1908)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Faunistik

C. calberlai galt zunächst als Endemit von Italien. Dann wurde sie aber auch im angrenzenden Gebiet im Südosten von Frankreich und in der Südschweiz sowie - ganz vereinzelt - in Slowenien gefunden. Habeler & Gomboc (2005: 47) melden einen Wiederfund für Slowenien ("Sv. Katarina bei Nova Gorica, Südhang am Gipfel, 370 m, 3.8.1997, 2 Exemplare, Gomboc leg.") und erläutern: "Nach Hacker et. al (2002) ist die Art an Südhänge gemischter mediterraner und submediterraner Wälder mit Eichen gebunden (Italien, Frankreich, Schweiz). Die Raupe lebt an Clematis vitalba. Auch in Slowenien lebt die Art auf trockenen, südexponierten Hängen. Bisher sind nur ein paar Exemplare aus Slowenien bekannt geworden. Die Art hat schon Carnelutti (1992a) mit „?Ex“ - wahrscheinlich ausgestorben - in der Check-Liste von Slowenien angegeben, da lange Zeit kein Wiederfund erfolgt ist. In dem Gebiet von Nova Gorica gibt es einige trockene Südhänge, auf denen noch weitere interessante Funde zu erwarten sind." Bachelard et al. (2007: 144) schreiben zu Frankreich: "En France, elle est localisée et n'est connue que des Alpes (Savoie, sud de l'Isère, Alpes-Maritimes)."

Schweiz: Die Art war hier lange nur von wenigen Orten in der Südschweiz bekannt. Sierro et al. (2009) berichten dann sehr ausführlich über die "Colonisation du Valais (Alpes suisses) par Lasionycta calberlai". In ihrer Zusammenfassung ist u.a. zu lesen: "Die Einwanderung ins Wallis von Lasionycta calberlai, einem adriatisch-mediterranen Element, wurde seit dem Erstfund 1973 (Oberwallis, Baltschieder) mitverfolgt. Die Funde waren von 1984 bis 1989 nur sporadisch, wurden jedoch seit den 90er Jahren immer häufiger. So wurde die Art in 16-17% aller Lichtfänge im Wallis festgestellt. Die Analyse von Lichtfängen im ganzen Kanton Wallis (über 17’000 Noctuidae-Funde zwischen 1908 bis 2008), sowie zusätzliche Daten permanenter und semipermanenter Lichtfallen verschiedener Institutionen, erlaubte uns aufzuzeigen, dass L. calberlai von Osten her über den Simplonpass (2006 m) ins Wallis eingewandert ist und nicht von Westen her entlang der Rhône [...]". Die Autoren sind sich ziemlich sicher, dass die Ausbreitung im Wallis mit Klimaerwärmung zusammenhängt. Wymann et al. (2015: 813) bestätigen: "Die Art ist im Wallis erst zu Beginn der 1990er Jahre eingewandert und hat sich dort an vielen Orten etabliert." Funde weiter nördlich in der Schweiz gab es auch in den Folgejahren anscheinend keine.

Völlig überraschend meldet Jutta Bastian [Forumsbeitrag 26. Januar 2019] den Erstnachweis der Art für Deutschland; bei der Absuche von Waldreben-Böschungen am 9. Juli 2018 im Kaiserstuhl fand sie statt der gesuchten Horisme vitalbata einen frischen, ihr zunächst unbekannten Eulenfalter: "Der Falter ruhte an einer Weinbergsböschung mit Clematis vitalba-Bestand in circa einem Meter Höhe, im Halbschatten der Vegetation, etwa 40 cm über dem Boden." Erst beim Studium der Fotos wurde dann klar, was dann in der Betreffzeile des Beitrags stand: "Erstnachweis für Deutschland"! Wie ist der Fund zu interpretieren? Es handelt sich um einen frischen Falter im wahrscheinlichen Larvalhabitat. Es handelt sich also höchst wahrscheinlich nicht um ein verschlepptes Einzelexemplar, sondern um das Ergebnis einer bereits erfolgten Etablierung. Der Kaiserstuhl mit seinen vielen Waldreben-Böschungen ist jedenfalls bestens als Dauerlebensraum geeignet, aber eben auch die Vorbergzone nördlich und südlich davon, ebenso der Rand zu den Vogesen in Frankreich. Im Moment ist hier eine bereits erfolgte Einwanderung via Rhône-Tal - Burgundische Pforte naheliegend - die alternative Route via Genfer See am Ostrand des Schweizer Jura entlang sollte kaum unbemerkt vonstatten gegangen sein - und das Wallis ist auch mehr als 200 km vom Kaiserstuhl entfernt. Ich hoffe, dass hier bisher noch unerkannte Falter- und Foto-Belege nachgereicht werden können, die diese Route (oder einen anderen Weg) bestätigen können - immerhin sind es gut 300 km Luftlinie von den bisher nördlichsten Nachweisen aus Frankreich. Und ich bin natürlich gespannt auf weitere Meldungen der Art aus der Oberrheinebene und den Vorbergen am Schwarzwaldrand - aber vielleicht hat da längst jemand ein Manuskript eingereicht ... (?). Nachtrag 19. September 2019: Bis heute gingen keine weiteren Meldungen zur Art ein. Der Fund im Kaiserstuhl ist jetzt auch auf Papier publiziert und diskutiert (Bastian & Steiner (2019)).

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Literatur