1. Lebendfotos
1.1. Falter
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Genitalien
2.3.1. Männchen
2.3.2. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
4. Weitere Informationen
4.1. Andere Kombinationen
- Cleta reaumuraria Millière, 1864 [Originalkombination]
4.2. Taxonomie
Karsholt & Razowski (1996) führen aus Europa nur Oar pratana an. Hausmann (2004) zeigt aber, dass Oar pratana und Oar reaumuraria getrennte Arten sind.
4.3. Faunistik
In Südostspanien und bei Cadiz tritt von den beiden westmediterranen Oar-Arten ausschließlich Oar reaumuraria auf, die auch noch auf Marokko und das westliche Algerien übergreift. Oar pratana hingegen ist in Nordafrika weit verbreitet; auf den Kanaren tritt sie in der subsp. baezi Hausmann, 2004 auf. Die alten Angaben von „Oar pratana“ aus Südfrankreich (Montpellier) gehören zur Erstbeschreibung von Oar reaumuraria, die von 1885 bis 2004 als Synonym von O. pratana angesehen wurde.
Von wo wurde O. reaumuraria beschrieben? Millière (1864: 4) lässt uns zu seinen beiden Weibchen wissen: "Mes femelles ont été prises aux environs de Montpellier; je les tiens de M. Daube, qui les a capturées lui-même (1)." Monsieur Pierre Gustave Daube - nach dem ja schon Thysanoplusia daubei und Conistra daubei benannt worden waren - wohnte und sammelte bei Montpellier; es spricht hier vieles dafür, dass die Tiere auch tatsächlich dort gesammelt worden waren, aber er war eben auch Insektenhändler. Und gegen Montpellier als Fundort spricht auch, dass nach diesen beiden Weibchen - also seit mehr als 150 Jahren - keine weiteren Falter der Art mehr in Frankreich gefunden wurden. Stammten die Tiere von damals also doch von woanders? Wurden einzelne Tiere aus Nordafrika oder Südspanien hierher verschleppt? Gab es damals (vorübergehend) eine lokale Population um Montpellier? Ich führe die Art im Lepiforum weiter mit Fragezeichen für Frankreich, denn eine Fehletikettierung ist hier nicht ganz auszuschließen. - Die Männchen der Erstbeschreibung sollen entweder aus Algerien oder aus Spanien stammen - genauer erfahren wir das nicht. Die Art kommt sowohl in Spanien als auch Nordafrika vor.
Bohatsch (1885: 143) schrieb: "Pratana F. ist der älteste Name der Reaumuraria Mill. aus Algier [...]". Der Sinn dieser Zeile war, Synonymie festzustellen und nicht den locus typicus nachträglich festzulegen. [und dieser Synonymisierung ist man dann 120 Jahre lang auch ganz überwiegend gefolgt.] Dass die Männchen der Erstbeschreibung vielleicht von Algerien stammten, hatte ja schon Millière (1864) selbst vermerkt, und es kann gut sein, dass das Vorkommen in Algerien in den folgenden 20 Jahren bestätigt wurde - aber Bohatsch (1885: 143) hat doch nicht behauptet, dass die genannte Herkunft der beiden Weibchen falsch war. Hausmann (2004: 248) scheint aber genau das zu unterstellen, wenn er zu vielen Folgemeldungen in der französischen Literatur schreibt: "Possibly all records refer to an erroneous interpretation of the type locality of MILLIÈRE's reaumuraria (compare Lhomme 1935)." Es bleibt dabei: Millière (1864) schrieb, dass die 2 Weibchen bei Montpellier gefunden wurden - und Bohatsch (1885) hat sich sicher nicht von Herrn Daube bestätigen lassen, dass die damalige Angabe des Fundorts zu korrigieren sei - Daube starb 1872.
Bachelard et al. (2007: 21) erwähnen Oar reaumuraria überhaupt nicht, schreiben aber zu Oar pratana: "Deux femelles prises à Montpellier (34) il y a plus de 80 ans (Lhomme, 1923-1935). Aucune observation depuis." Sie übersahen dabei, dass Lhomme hier 80 Jahre vor ihnen gar nicht über damals aktuelle Funde berichtete, sondern nur den Uraltfund der 2 Weibchen von Daube aus Montpellier wiederholte, die Tiere jetzt aber - der Synonymisierung durch Bohatsch (1885: 143) folgend - als Oar pratana bezeichnete. O. pratana im heutigen Sinne wurde also in Frankreich nie gefunden, O. reaumuraria angeblich (und tatsächlich?) schon, aber seit mindestens 1864 nicht mehr.
(Autor: Erwin Rennwald)
4.4. Literatur
- Bachelard, P., Bérard, R., Colomb, C., Demerges, D., Doux, Y., Fournier, F., Gibeaux, C., Maechler, J. Robineau, R., Schmit, P. & C. Tautel (2007) [bzw. Robineau, R. [ed.] (2007)]: Guide des papillons nocturnes de France. – Paris (Delachaux & Niestlé). 288 S., 55 Farbtafeln.
- Bohatsch, O. (1885): Lepidopterologische Mitteilungen. - Wiener Entomologische Zeitung, 4: 143-146. [PDF auf zobodat.at]
- Hausmann, A. (2004): The Geometroid Moths of Europe. Volume 2. Sterrhinae. — 600 S.; Stenstrup.
- Erstbeschreibung: Millière, P. (1864): Iconographie et description de chenilles et lépidoptères inédits 2: 1-506 + pl. 51-62. Paris (F. Savy).