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Falter
Raupe
Puppe
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

1.3. Puppe

2. Diagnose

2.1. Geschlecht nicht bestimmt

2.2. Genitalien

2.2.1. Männchen

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Apiaceae:] Bunium bulbocastanum [= Bunium persicum sensu auct. europ., Carum bulbocastanum] (Gewöhnlicher Knollenkümmel)
  • [Apiaceae:] Scaligera napiformis
  • [Ranunculaceae:] Nigella arvensis ?? (Acker-Schwarzkümmel ??) Diese Angabe ist mit Sicherheit falsch, vgl. Anmerkung am Ende von „Faunistik“

Die Raupe lebt in den Dolden von Doldenblütlern (Apiaceae). Die alten Angaben aus Rheinland-Pfalz (Griebel 2010) betreffen Bunium bulbocastanum und gehen sehr wahrscheinlich auf Friedrich Eppelsheim zurück. Zahlreiche Raupenfunde in Griechenland betreffen Scaligera napiformis (siehe z.B. die Raupenbilder von H. Ziegler oben, oder [Forumsbeitrag Martin Albrecht, 23. Juni 2009], oder [Forumsbeitrag Walter Schön, 25. Januar 2007]).

Fazekas & Schreurs (2013) überraschen mit der Meldung von Raupen auch an einem Hahnenfußgewächs: "The larvae feed on the flowers and unripe seeds of Bunium persicum (Boiss.) B. Fedtsch. and Nigella arvensis L. Nigella arvensis is widespread in Hungary on ploughed land and amongst stubble. They live in a web just below the surface of the flowers." Mit Bunium persicum" aus Ungarn, ist hier sicher Bunium bulbocastanum gemeint, die teilweise als Synonym zu B. persicum geführt wurde. Wie sicher ist die Angabe zu Nigella arvensis als Raupennahrung ? Sie klingt sehr überzeugend, allerdings fragt sich, woher die Beobachtung stammen soll - denn die Meldung aus Ungarn betrifft nur 3 gesammelte Falter und keine Raupenfunde. Ohne Beleg mag ich das nicht glauben.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Faunistik

"Art, die bei Karsholt & Razowski (1996) für Deutschland angegeben wurde, die aber durch keinen der Bearbeiter oder Mitarbeiter belegt werden konnte. Es wird davon ausgegangen, daß es sich hierbei um irrtümliche Angaben handelt." Gaedike & Heinicke (1999)

Entgegen dieser Angabe führen wir die Art als für Deutschland nachgewiesen, weil in der Erstbeschreibung ausschließlich Funde bei Mainz (Rheinland-Pfalz) erwähnt sind, die Art hier also ihren locus typicus hat: "auf dem Lenneberg, oberhalb Budenheim und [...] im Mombacher Walde".

Im selben Bundesland, am Haardtrand rund 60 km weiter südlich findet sich Grünstadt. Dieser Ort wird schon von Reutti (1898) für D. ululana erwähnt - vermutlich kam diese Meldung von F. Eppelsheim via A. Meeß in das Verzeichnis. Griebel (1910) schreibt dazu detaillierter: "Auf dem Hohenfels bei Grünstadt, von Juli an. Die Raupe von Juni bis August in den Blüten von Carum Bulbocastanum." Griebel selbst hat einige Jahre in Speyer und in Neustadt an der Weinstraße gewohnt - 45 bzw. 35 km von Grünstadt, aber nie in Grünstadt selbst. Seinem Vorspann ist einiges zu Friedrich Eppelsheim zu entnehmen: "Auf ihn geht hauptsächlich das zurück, was wir über die Schuppenflügler am unteren Haardtgebirge von Grünstadt, Dürkheim, in der Gegend von Winnweiler und vom Donnersberg wissen ...". Eppelsheim hat fast nichts selbst publiziert, aber: "Wertvolles Material findet sich jedoch in seinen sorgfältig geführten Tagebüchern niedergelegt, die nach seinem Tode (1900) mit seiner reichhaltigen Sammlung in den Besitz von Herrn Stadtrat Adolf Meeß in Karlsruhe übergingen, der mir diese Aufzeichnungen in zuvorkommender Weise überlassen hat. Eppelsheim haben wir das Auffinden vieler für die Pfalz, ja einiger für ganz Deutschland neuer Arten zu verdanken; eine von ihm entdeckte Chrysopora und eine ebensolche Ornix wurden ihm zu Ehren benannt." Nach Staudinger, 1885, wurde die Gelechiide Chrysoesthia eppelsheimi (Staudinger, 1885) "von meinem verehrten Freunde, Herrn Oberamtsrichter Eppelsheim, in der Rheinpfalz von Silene nutans erzogen" - was so ganz nebenbei zeigte, dass Eppelsheim gut beobachtete und selbst gesammelte Raupen züchtete. Hatte Eppelsheim und oder Griebel den Falter richtig bestimmt? Peter Buchner berichtet im Lepiforum [Lepiforumsbeitrag 7. November 2012] über den Fund eines Belegs in Wien (NHMV) "mit der Etikettierung „Rheinland Pfalz, Grünstadt“. Leider wurden dort weder Funddatum noch Sammler angeführt. Ein Handschriftenabgleich sollte hier aber Klarheit schaffen. Jedenfalls hatte Eppelsheim noch weitere Sammler beliefert. Gaedike (2013) akzeptierte Erstbeschreibungs-Funde bei Mainz und geht auch auf Grünstadt als weiteren Fundort ein: "Im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart befinden sich vier Falter mit der Bezeichnung "Pfalz, Grünstadt", die vermutlich W. Steudel von F. Eppelsheim erhalten hat. [Hausenblas]". Mit "Auf dem Hohenfels bei Grünstadt" war wahrscheinlich die weitere Umgebung der Burgruine Hohenfels nördlich der Ortsgemeinde Imsbach im Donnersbergkreis - knapp 20 km westlich von Grünstadt gemeint. Bunium bulbocastanum kommt immer noch bei Mainz und bei Grünstadt (und nicht nur dort) vor - vielleicht sollte man mal wieder nach den bunten Raupen suchen.

Die Art ist in Europa zwar weit verbreitet, aber überall sehr selten. Angeführt wird sie neben Deutschland und der Schweiz auch aus Portugal, Spanien, Frankreich, Rumänien, Mazedonien. Fazekas & Schreurs (2013) melden die ersten Nachweise für Ungarn. Huemer & Wieser (2020) melden die Art aus den Cottischen Alpen und damit erstmals für Italien.

(Autor: Erwin Rennwald)

Die Meldung dieser Art aus Ungarn beruht auf Fehlbestimmung: in der zitierten Arbeit von Fazekas & Schreurs (2013) werden die weiblichen Genitalien korrekt abgebildet, der dafür verwendete Beleg stammt aber aus Frankreich. Die Genitalien des aus Ungarn stammenden Männchens zeigen dagegen Depressaria chaerophylli. Dieser Irrtum wurde den Autoren umgehend per Mail mitgeteilt, eine Reaktion bzw. Richtigstellung ist meines Wissens aber bis heute nicht erfolgt. Erwähnt soll noch sein, dass die Verwechslung der männlichen Genitalien von Depressaria chaerophylli und Depressaria ululana auch schon prominenten Entomologen passiert ist, dabei ist die Unterscheidung gar nicht so schwierig: Clavus (Basalfortsatz des Sacculus) bei Depressaria ululana vorhanden, bei Depressaria chaerophylli nicht ausgebildet.

(Anmerkung von Peter Buchner, eingefügt am 11. Februar 2021)

4.2. Publikationsdatum der Erstbeschreibung

Als Jahr der Erstpublikation wurde bis zum 3. Januar 2024 durchweg "1866" genannt - das hat sich jetzt als falsch herausgestellt:

Kirschbaum, C.J. ([1867]: 557) schrieb in seinem „Jahresbericht, erstattet an die Generalversammlung am 16. December 1866“: „Der Druck von Doppelheft XIX und XX unseres Jahrbuchs ist bis zum 12. Bogen fortgeschritten. Ueber seinen Inhalt habe ich Ihnen bereits auf unserer vorjährigen Generalversammlung berichtet und füge ich heute nur hinzu, daß zu den damals namhaft gemachten Abhandlungen noch eine kleinere, entomologischen Inhalts, von Herrn Caplan Fuchs zu Oberursel und eine größere über Cicadinen der hiesigen und einiger andern Gegenden Europa's, mit etwa 160 neuen Arten, von mir hinzukommen wird. Von den drei bis jetzt fertig gedruckten Abhandlungen liegen Ihnen Separatabdrücke vor.“ Die Arbeit von Rößler beginnt auf Bogen 9; bis zum Ende von Bogen 12 sind die Tagfalter, die Schwärmer und Spinner und die meisten Eulenfalter abgehandelt; die Spanner und die klassischen Kleinschmetterlinge waren erst mit Bogen 28* abgeschlossen. Damit ist davon auszugehen, dass die Arbeit von Rößler 1866 noch nicht – auch nicht in Teilen – herausgegeben wurde. Rößler selbst hatte auf seiner S. 442 noch einen letzten „Nachtrag und Berichtigung“ geschrieben und dabei formuliert: „Nachdem der langsame Fortgang des Drucks – von Ostern 1866 bis Mitte September 1867 – so manchen Nachtrag gestattete […]“.

Aber erschien die Arbeit dann noch Ende 1867 ? Kirschbaum, C.J. ([1869]: 433) erklärte in seinem „Jahresbericht, erstattet an die Generalversammlung am 22. December 1867“: „Heft XIX und XX unserer Jahrbücher ist eben in der Versendung begriffen und werden Sie wenigstens zum Theil dasselbe bereits erhalten haben.“ Die Herausgabe der Publikation erfolgte also ca. Mitte Dezember 1867.

Die Arbeit erschien auch als Separatum mit eigener Seitenzählung aber komplett gleichen Text und dem Aufdruck „Aus den nass. Naturwiss. Jahrbüchern. Heft XIX und XX. S. 99“ sowie der Jahreszahl „1866“. Doch Rößlers auch dort zu findender Nachtrag zwingt zur Annahme, dass die Arbeit nicht vor Ende September 1867 erschienen sein kann. Wir sehen keinen Grund, warum das Separatum vor dem Band, also vor Mitte Dezember 1867 erschienen sein sollte – die Publikation des Separatums dürfte gleichzeitig oder kurz danach erfolgt sein. Dort, wo Arten neu beschrieben wurden, betrachten wir den Doppelband als Ort der Erstbeschreibung und nehmen, wie es der ICZN vorschreibt, als Publikationsdatum das letztmögliche Datum an, nämlich den 22. Dezember 1867, auf den der Jahresbericht von Kirschbaum 1867 datiert ist.

(Autoren: Erwin Rennwald & Jürgen Rodeland)

4.3. Literatur