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Falter
Männchen
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Geschlecht nicht bestimmt

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen

2.4. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Taxonomie

Nel et al. (2022) überraschen mit einem Artikel "Brachodes vernetella (Guenée, 1845), bona species, stat. restaur. (Lepidoptera, Brachodidae)". Auslöser für die Arbeit waren zwei Weibchen von Brachodes funebris, die bei der Genitaluntersuchung deutliche Unterschiede zeigten. Das eine war ein Weibchen aus den Alpes-de-Haute-Provence bei Riez, 640 m, das andere ein Weibchen aus den Pyrénées-Orientales bei Evol. Da am Fundort in den Pyrenäen auch ein Männchen der f. vernetella gefunden wurde, schlossen sie, dass das Weibchen von hier ebenfalls zu vernetella gehört, das andere aus den Alpen dann zwangsläufig zu B. funebris. Es wurde weder das Typusexemplar von B. funebris aus der Umgebung von Barcelona untersucht noch eines der beiden Syntypen-Männchen aus Vernet in den Pyrénées-Orientales, die der Beschreibung der Brachodes vernetella zugrunde lagen. Die Autoren hatten sich offensichtlich auch die Erstbeschreibung der Brachodes vernetella durch Guenée (1845: 311) nicht angesehen, sonst hätten sie erkannt, dass "Brachodes vernetella" Originalkombination war, die Klammerung von Autor und Jahr in der Überschrift also unberechtigt war (und erst recht die Kombination "Brachodes vernetella (Guenée, 1945 [sic!]), bona species, stat. restaur. in der Überschrift im laufenden Text.

Wir haben also - vielleicht - 2 genitaliter unterschiedliche Taxa in den Pyrenäen und Voralpen, die - vielleicht - 2 unterschiedliche Arten repräsentieren könnten. Aber warum sollten sie dann B. funebris und B. vernetella heißen? Okay, B. vernetella wurde nur wenige Kilometer von der jetzigen Fundstelle entfernt bei Vernet-les-Bains gesammelt. Aber wenn man bedenkt, dass die f. vernetella doch von fast überall aus dem Verbreitungsgebiet der B. funebris angeführt wurde (vielleicht mit Ausnahme des Alpenvorlands), dann könnte doch sein, dass auch das Tier aus der Umgebung von Barcelona, das der Beschreibung von B. funebris zugrunde lag, zur gleichen Art gehören als die "vernetella aus den Pyrenäen.

Dieses "Risiko" sahen auch Nel et al. (2022), und sie lösten es auf ihre eigene Weise. Schade, dass sie ihren Schlussabschnitt "A propos des types" keinem Kollegen anvertraut hatten, der den Code des ICZN einigermaßen versteht. Sie wiederholten das Ergebnis von Pérez De-Gregorio & Requena (2016: 72), wonach B. funebris auf der Basis eines einzelnen Weibchens beschrieben wurde, doch dann heißt es: "son identité reste donc incertaine car il pourrait tout aussi bien être une femelle de B. vernetella ; Brachodes funebris est donc une incertae sedis." Mit "incertae sedis" hat das allerdings nichts zu tun, gemeint war so etwas wie "nomen ambiguum", aber auch das stimmt ja nicht, denn wenn die Weibchen-Genitale hier größere Unterschiede zeigen sollen als die der Männchen, wird man doch überprüfen können, ob dieser Holotypus zu den Weibchen aus den Pyrenäen oder zu denjenigen aus den Alpen passt. Im ersteren Fall wäre B. vernetella ein Synonym von B. funebris und man müsste für die Tiere am Alpenrand - so man sie denn unbedingt abtrennen will, einen neuen Namen finden. Und nur im zweiten Fall wäre den Autoren zu folgen. Die Autoren lehnen eine solche Untersuchung des Holotypus ab, denn sie könnte das traditionelle Bild stören, wonach funebris für dunkle und vernetella für hellere Männchen steht. Und jetzt wird es ganz abenteuerlich: "Toutefois il faudra désigner à l'avenir un lectotype mâle pour B. funebris, certainement à partir d'un exemplaire frais pour étude ADN ; en effet, sur le site Barcode Of Life Data Systems (Boldsystems.org), c'est bien un male claire (B. vernetella) qui a été barcodé, mais aucun mâle sombre (B. funebris)." Die Autoren haben nicht verstanden, dass ein Lectotypus einzig und allein aus einer Syntypen-Serie ausgewählt werden kann, also aus den Exemplaren, die der Originalbeschreibung zugrunde lage - und hier war das eben nur ein eiziges Weibchen, das damit automatisch zum Holotypus wurde, es also gar keine Lectotypen mehr geben kann - und schon gar keine Männchen! Die Autoren dachten wohl an so etwas wie einen Neotypus, aber den kann es nur geben, wenn die Syntypenserie zerstört ist, und auch dann müsste dieser zwingend im weiteren Umfeld von Barcelona gesammelt werden und nicht am Alpenrand.

Aber okay: wahrscheinlich reicht es, ein dunkles Männchen von irgendwoher zu barcoden und damit zu zeigen, dass es mit den Unterschieden zwischen den dunklen und den hellen Tieren nicht weit her ist. Dann würde vernetella wieder zu dem, wass es viele Jahrzehnte lang war, eine weit verbreitete und relativ häufige Individualform von B. funebris. Aber man könnte doch jetzt auch die beiden genitalunterschiedenen Weibchen barcoden - dann wüsste man, ob die ermittelten Unterschiede tatsächlich mehr zu bedeuten haben, als Zufallsvariationen innerhalb einer Art.

Fest steht für mich nur, dass das Lepiforum auf der momentanen Grundlage der Aufwertung von B. vernetella zur bona species nicht folgen kann. Ja, ich warne ausdrücklich davor, dies in irgendwelchen regionalen oder Landeslisten zu tun. Das heißt aber nicht, dass ich der Meinung bin, dass alles zu einer einzigen Art gehört - im Moment ist nur unklar, welche Tiere welchen Namen bekommen müssen.

Nel & Varenne (2023) machen auf ein Männchen vom Erscheinungsbild "B. vernetella" aus den Pyrenäen aufmerksam, das genitaliter ihrer Meinung nach eindeutig zu B. funebris gehört. Warum sie dieses Tier nicht gleich dem Barcoding zugeführt haben, bleibt unklar. So jedenfalls wird nur das Problem definiert, nicht eine Lösung desselben. Bis zur Klärung wird "B. vernetella" im Lepiforum weiterhin als Synonym von B. funebris abgehandelt.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Faunistik

Nach der [Fauna Europaea] kommt die Art in Frankreich, Portugal, Spanien und Gibraltar vor. Locus typicus ist Barcelona ("Barcelonne") in Nordost-Spanien.

4.5. Literatur

  • Erstbeschreibung: Feisthamel (1833): Chimera funebris. — Annales de la Société entomologique de France 2: 259-260. Paris (Méquignon-Marvis).
  • Beschreibung als Brachodes vernetella: Guenée, A. (1845): Essai sur une nouvelle classification des microlépidoptères et catalogue des espèces européennes connus jusqu'a ce jour. — Annales de la Société entomologique de France. Deuxième Série 3: 105-192, 297-344. [Digitalisat auf gallica.bnf.fr]
  • Leraut, P. (2012): Moths of Europe. Volume 3. Zygaenids, Pyralids 1 and Brachodids. - 599 S.; Verrières-le-Buisson (N.A.P Editions).
  • Nel, J., Doux, Y. & T. Varenne (2022): Brachodes vernetella (Guenée, 1845), bona species, stat. restaur. (Lepidoptera, Brachodidae). — Revue de l'Association Roussillonnaise d'Entomologie, 31 (4): 272-276.
  • Nel, J. & T. Varenne (2023): A propos des Brachodes funebris (Feisthamel, 1833) et B. vernetella (Guenée, 1845) : un problème toxonomique (Lepidoptera, Brachodidae). — Revue de l'Association Roussillonnaise d'Entomologie, 32 (1): 34-35.
  • Pérez De-Gregorio, J.J. & E. Requena (2016): Las especies catalanas e ibéricas del género Brachodes Guenée, 1845 (Lepidoptera: Brachodidae). — Heteropterus Revista de Entomología 16 (1): 71-78. [PDF auf heteropterus.org]

4.6. Informationen auf anderen Websites (externe Links)