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Falter
Raupe
Puppe
Männchen
Weibchen
Männchen
Erstbeschreibung
Habitat
Raupennahrungspflanzen
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

1.3. Puppe

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen

2.4. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Raupennahrungspflanzen

3.3. Nahrung der Raupe

  • [Rhamnaceae:] Rhamnus cathartica (Gewöhnlicher Kreuzdorn)
  • [Rhamnaceae:] Rhamnus saxatilis (Felsen-Kreuzdorn)
  • [Rhamnaceae:] Rhamnus pumilus (Zwerg-Kreuzdorn)
  • [Rhamnaceae:] Frangula alnus ?? [= Rhamnus frangula ??] (Faulbaum ??)
  • [Rosaceae:] Cotoneaster integerrimus ??? [= Cotoneaster integerrima ???] (Gewöhnliche Zwergmispel, Gewöhnliche Steinmispel ???)
  • [Rosaceae:] Prunus spinosa ??? (Schlehe, Schwarzdorn ???)

Die beiden europäischen Philereme-Arten tragen zumeist die deutschen Namen Großer und Kleiner Kreuzdornspanner. Das ist gut so, denn die Raupen beider Arten leben zumindest ganz überwiegend an Kreuzdorn-Arten (Rhamnus spp.), wobei sich die Angaben fast stets auf den Gewöhnlichen Kreuzdorn (Rhamnus cathartica) beziehen. Die Lebensweise der Raupen der beiden Arten ist dennoch recht unterschiedlich, und entsprechend unterschiedlich sehen sie auch aus. Die Raupe von P. transversata sitzt frei an der Pflanze, zumeist an Triebspitzen, wobei das Hinterteil der ansonsten frischgrünen Raupe ein rotviolett getöntes Dunkelbraun ist, worin sie ganz mit der Knospenfarbe ihrer Unterlage übereinstimmt. Die Raupe von P. vetulata weist eine viel auffälligere Färbung und Zeichnung auf (sie ähnelt darin sehr viel mehr den Raupen der Hydria-Arten als derjenigen von P. transversata) – normalerweise ist von ihr aber nichts zu sehen, denn sie lebt völlig versteckt in einem zusammengesponnenen Hohlraum zwischen zwei oder drei jungen, an den Rändern fest zusammengesponnenen Kreuzdorn-Blättchen.

Rhamnus cathartica (Gewöhnlicher Kreuzdorn): Der Verfasser dieser Zeilen fand in Südwestdeutschland schon einige Dutzend Raupen – immer an Gewöhnlichem Kreuzdorn und meist an kniehohen bis alten Büschen in meist besonnter und warmer Lage. Die Raupen sitzen frei, also nicht wie bei Hausmann & Viidalepp (2012) angegeben zwischen zusammengesponnenen Blättern, fast stets auf den Spitzentrieben. Bergmann (1955) beschrieb ganz richtig: „Die Raupe lebt einzeln oder in kleinen Gruppen frei an Kreuzdorn (Rhamnus cathartica). Sie ist in Mitteldeutschland meist grasgrün gefärbt und hat hochrote Seitenflecken. Sie lässt sich von M. 5 bis M. 6 klopfen.

Angaben zu anderen Rhamnus-Arten sind plausibel, hier insbesondere Rhamnus saxatilis und Rhamnus pumilus (Österreich, Kerschbaum & Pöll 2010, angeführt nach Hausmann & Viidalepp 2012).

Schwierig zu bewerten sind Angaben zum Faulbaum (Frangula alnus). Bergmann (1955) kennt zu diesem Strauch nur eine Angabe aus der Auslands-Literatur. Ebert (2001) nennt für Baden-Württemberg als einzigen Gewährsmann nur H. Lienig, also denjenigen, der auch die P. vetulata-Raupen am Faulbaum gefunden haben will. Entsprechendes gilt für Sachsen-Anhalt, wo Schönborn (2011) für beide Philereme-Arten Faulbaum als Raupennahrung anführt und sich dabei jeweils auf Bornemann (1912) beruft. Auch sonst wird in der zusammenfassenden europäischen Literatur Faulbaum fast durchgängig als „Futterpflanze“ angeführt – eine wirklich überzeugende Primärangabe ist mir aber nicht bekannt.

Bergmann (1955) ergänzte seine Beschreibung zu den Raupen auf Kreuzdorn: „Einmal fand ich bei Arnstadt auch Raupen anderer Färbung auf Zwergmispel (Cotoneaster integerrima).“ Leider verrät er uns nicht, was an diesen Raupen anders war – und wieso er sie trotzdem für diejenigen von P. transversata hielt; so bleibt auch diese Nahrungspflanzenangabe sehr zweifelhaft. Und das, obwohl die P. transversata-Raupen ja tatsächlich noch eine (wohl seltene) dunkle Raupenform hat (siehe z.B. [Artseite auf Lépi'Net - Les Carnets du Lépidoptériste Français])

Schönborn (2011) führt für Sachsen-Anhalt auch Schlehe (Prunus spinosa) als Raupennahrung an, was ausgeschlossen sein dürfte – erfahrungsgemäß werden Kreuzdorn-Büsche von Entomologen aber oft als Schlehe fehlbestimmt. Schon Lampert (1907) hatte geschrieben: „Im Mai auf Schlehen (Prunus spinosa L.) und Faulbaum (Rhamnus L.).“ Ob seine Raupenbeschreibung wirklich zu dieser Art passt, ist aber fraglich: „Raupe dunkelbraun, mit hellen Seitenflecken und roten Schrägstrichen“ – leider wird sie nicht abgebildet.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

rhamnata: „Rhamnus Wegdorn, als Nahrungspflanze der Raupe.“

Spuler 2 (1910: 37R)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Synonyme

4.4. Literatur

  • Bergmann, A. (1955): Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands. Unter besonderer Berücksichtigung der Formenbildung, der Vegetation und der Lebensgemeinschaften in Thüringen sowie der Verflechtung mit der Fauna Europas. Bd. 5/1+5/2 (1955): Spanner. – XXVI 1267 S. mit 1219 Abb. und 286 Tafeln und 24 Farbtafeln; – Jena (Urania-Verlag).
  • Ebert, G. [Hrsg.] (2001): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Bd. 8. – 541 S.; Stuttgart (Verlag Eugen Ulmer).
  • Hausmann, A. & J. Viidalepp (2012): The Geometrid Moths of Europe. Volume 3. - 743 S.; Vester Skerninge, Dänemark (Apollo Books).
  • Erstbeschreibung: Hufnagel, J. S. (1767): Fortsetzung der Tabelle von den Nachtvoegeln, welche die 3te Art derselben, nehmlich die Spannenmesser (Phalaenas Geometras Linnaei) enthält. – Berlinisches Magazin 4 (6): 599-626.
  • Kraus, W. (1993): Verzeichnis der Großschmetterlinge (Insecta: Lepidoptera) der Pfalz. — Pollichia-Buch 27: 1-618.
  • Lampert, K. (1907): Die Großschmetterlinge und Raupen Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Verhältnisse: Ein Bestimmungswerk und Handbuch für Sammler, Schulen, Museen und alle Naturfreunde. - XX S., 1 Bl., 308, XVIII S., 3 Bl. Mit über 2000 Abbildungen auf 95 zumeist farbigen Tafeln sowie 70 Textillustrationen; Eßlingen und München (Verlag J. F. Schreiber).
  • Schönborn, C. (2011): Schmetterlingsfauna Sachsen-Anhalts. Band 1 – Spanner (Geometridae). – 352 S.; Jena (Weissdorn-Verlag).