1. Allgemeines

Bezugsraum Europa (i.w.S.): Die Familie tritt in Europa nicht auf.

Bezugsraum Welt: van Nieukerken et al. (2011) erwähnen die von Epstein & Brown (2003) beschriebene Familie mit nur einer einzigen Art in einer "superfamily unassigned" neben den Douglasiidae (siehe auch Taxonomie und Nomenklatur). Die Art - Prodidactis mystica wurde von Meyrick (1918: 163) in der Kombination "Crothaema mystica" innerhalb der Familie Tortricidae aus dem südlichen Afrika beschrieben. Später wurde sie zu den Zünslern (Pyraloidea) gestellt und erst Epstein & Brown (2003) stellten sie als zweite Familie neben die Hyblaeidae in die Hyblaeoidea. Begründet wurde dies sowohl mit der Raupe, morphologischen Details des Falters als auch mit genetischen Ergebnisssen. Aktuell (17. Dezember 2023) wird diese Art im Lepiforum abgehandelt, aber leider noch ohne Bilder.

2. Taxonomie und Nomenklatur

Die einzige Art dieser Familie - Prodidactis mystica wurde von Meyrick (1918: 163) in der Kombination "Crothaema mystica" innerhalb der Familie Tortricidae aus dem südlichen Afrika beschrieben. [Die Gattung Crothaema wird mittlerweile zu den Limacodidae gerechnet.] Meyrick (1921: 52) stellte dann für die Art eine neue Gattung auf: Prodidactis - immer noch innerhalb der Tortricidae. Die Art wanderte dann durch diverse Familien, ehe Epstein & Brown (2003) für sie eine eigene Familie Prodidactidae aufstellten, die sie als zweite Familie zu den Hyblaeoidea stellten. Begründet wurde dies sowohl mit der Raupe und Puppe als auch morphologischen Details des Falters. Heppner (2005: 4) ist der Meinung, dass die Beschreibung der Familie zum Einen den Regeln des ICZN widerspricht, zum Anderen inhaltlich ungerechtfertigt ist. Er packt die Art in eine neue Unterfamilie Prodidactinae der Immidae und damit zu den Immoidea, während er die Hyblaeidae als Familie bei den Pyraloidea belässt; zu den Immoidea schreibt er: "This is a monobasic superfamily, with only the family Immidae (Heppner, 1977, 1982). The family is pantropical, but mostly from tropical Asia. A recent addition is a subfamily classification due to the addition of Prodidactinae (new status), currently a nomen nudum published in a paper by Epstein and Brown (2003) that is invalid by nomenclatural rules of the zoological code (Art. 8.6 and 9.7): the name is listed herein in case the authors validate the name. Prodidactinae were defined as a family (Prodidactidae) but the characters indicate that the single genus is only of subfamily status in Immidae (another case where authors would rather have a "new family" than appropriately modify an existing family to accomodate a strange new tropical member)." Bei van Nieukerken et al. (2011) wurde die Familie Prodidactidae zusammen mit den Douglasiidae in eine "superfamily unassigned" an die Basis der Apoditrysia gestellt. Heppners (2005) Grundgedanke, nicht für jede irgendwie basale Gattung gleich eine neue Familie aufzustellen, ist gut nachvollziehbar und lobenswert - doch in der Praxis konnte er damit die Aufspaltung der Pyraloidea in Pyralidae und Crambidae und die Abspaltung der Thyrididae und Hyblaeidae in eigene Überfamilien ebensowenig verhindern wie die heute übliche Verwendung der Familie Erebidae innerhalb der Noctuoidea.

Kaila et al. (2013) gehen nicht auf Heppner (2005) ein, sondern untermauern die Stellung der Prodictidae neben den Hyblaeidae in der Überfamilie Hyblaeoidea mit weiteren Details zur Morphologie der Falter, zum Verpuppungs-Gespinst und vor allem mit genetischen Befunden: "We provide details on a morphological trait of the adult male hindcoxa that appears to link Prodidactidae with Hyblaeidae. This putative relationship is consistent with molecular data derived from five genes. Based on morphological and molecular evidence, we place Prodidactidae in Hyblaeoidea. Moreover, the apex of the larval spinneret is similarly modified in these families and in Thyrididae." Heppner (2013) - ich habe die Arbeit noch nicht vorliegen - scheint auch hier teilweise zu widersprechen und die Familie zur Unterfamilie Prodidactinae der Hyblaeidae zu erklären. Dem schließen wir uns hier vorerst nicht an.

3. Hinweise

Achtung: Unser Abgleich mit Karsholt & Razowski (1996) und Fauna Europaea umfasst die Gesamtartenliste für Europa, nicht aber die faunistischen Angaben zu einzelnen Ländern. Für die meisten europäischen Länder (in den Karten grau unterlegt) liegen uns - dem jeweiligen faunistischen Kenntnisstand entsprechende - neuere Gesamtlisten vor. Wo dies nicht der Fall ist (weiß unterlegt) möchten wir vorerst lieber "Mut zur Lücke" zeigen, als das Risiko einzugehen, nicht überprüfbare unsichere Angaben - oder einfach Vermutungen - unbesehen weiterzuschleppen. Bei den Daten zu den außereuropäischen Ländern legen wir einen etwas weniger strengen Maßstab an; sie sollen einen groben Überblick über die Vorkommen der dargestellten Arten bilden - Vollständigkeit wird hier nicht angestrebt, Falschangaben möchten wir aber auch hier vermeiden.

4. Literatur

(Autor: Erwin Rennwald)